Luftbildrätsel Kisselhof: Wo „Pannekuche“ nur auf einer Seite gebacken werden
Schon der Nachname unseres zurate gezogenen Kisselhof-Experten wird manchen überraschen: Walter Carduck. Ja, der 79-jährige Seniorchef der Firma Carduck heißt tatsächlich Carduck. Und ist Deutscher. Er wird entsprechend der deutschen Schreibweise also mit „u“ ausgesprochen. Die „schon öfter vermutete englische Aussprache“ – „car“ für Wagen und „duck“ für Ente – habe rein gar nichts mit dem im Rheinland gängigen Nachnamen zu tun, grinst der im Jahr 1955 mit seinem Vater in den Kisselhof kommende Carduck. Obwohl: Die englische „Wagen-Ente“ wär’ für die seit 1992 im Kisselhof ansässige Bagger- und Containerdienstfirma wohl nicht der schlechteste PR-Gag, findet auch Firmengründer Carduck.
Drei Carduck-Generationen
Der 79-Jährige hat zwar die Leitung nicht nur dieses Unternehmens, sondern auch die des landwirtschaftlichen Betriebs inzwischen an seinen 50-jährigen Sohn Marco übertragen, der Senior arbeitet aber immer noch kräftig mit. Schließlich hat er nicht nur die Firmen auf- und ausgebaut, sondern auch den Kisselhof, so wie er sich aktuell darstellt, entscheidend geprägt. Müsste heute ein Namen für die kleine Ansiedlung vor Ramsen gefunden werden, man käme an „Carduckhof“ sicher nicht vorbei. Zumal sechs der momentan neun Kisselhof-Bewohner – über drei Generationen verteilt – zu den Carducks gehören. Und da sind die zehn Pferde, die beiden Hofhunde und etliche Katzen gar nicht mitgezählt. Um neuen Wohnraum, Stallungen mit Koppel und Reitplatz, aber auch Hallen schaffen zu können, hatte Carduck vor drei Jahrzehnten das Anwesen von Gregor Fischer gekauft. Der Landwirt war in früherer Zeit unter anderem für seine Hühner und frischen Eier in der Region gut bekannt, sagt der Kisselhof-Experte – „aber doch nur für die letzten sieben Jahrzehnte“, wie er selbst betont. Über die Geschichte von einer, aus dem Kisselhof stammenden amerikanischen Basketball-Legende, habe er nur von Dritten gehört.
Basketball-Legende in USA
Einer dieser Dritten war der Quirnheimer Ernst Eymann. Als einer der direkten Verwandten von Adolph Rupp hat er uns erklärt, was der Kisselhof mit dem in den USA berühmten Basketball-Trainers zu tun hat. Den Ursprung bildet Johannes Lichti, der 1892 vom Kisselhof in die USA ausgewandert ist. Von seinen zwölf Kindern hat er damals die sieben mitgenommen, die noch nicht verheiratet waren. Darunter war auch die auf dem Kisselhof aufgewachsene Anna Lichti. Anna heiratete in den USA den deutschstämmigen Heinrich Rupp und brachte in Halstead, Kansas, im Jahr 1901 den gemeinsamen Sohn Adolph Rupp zur Welt.
Dieser sollte dann im Jahr 1969 – nach 42 Jahren als Profi-Basketballtrainer an Colleges mit einer Siegesquote von über 82 Prozent bei 876 Spielen – in der US-amerikanischen Hall of Fame aufgenommen werden. Noch heute gilt Adolph Rupp unter Basketball-Fans als echte Legende – unter anderem, weil er als einer der ersten Trainer auch afroamerikanische Spieler aufgestellt hatte. Dass seine Oma vom Kisselhof stammte, habe der damalige US-amerikanische Superstar nicht vergessen, sagt Eymann. Das weiß er auch von seiner Großmutter Magdalena, eine geborene Lichti. So berichtete Oma Magda, eine der (beim Auswandern bereits verheirateten) Schwestern von Anna Rupp, über etliche Pfalz-Besuche ihres Neffen aus Amerika in den 20er, 30er und sogar 1960er Jahren – als Adolph Rupp in den USA schon eine echte Basketballtrainer-Legende war.
Das Pfannkuchen-Phänomen
So ganz genau hat das selbst Walter Carduck nicht gewusst – bester Beweis dafür, dass selbst Alteingesessene immer noch was durch die Serie „Unsere Heimat von oben“ dazulernen können. Bei einigen Dörfern waren es längst vergessene Pfälzer Uznamen, beim Kisselhof eine Basketball-Legende. Und nicht zu vergessen das „Pannekuche-Phänomen“. Wie oftmals auch bei der Uznamen-Suche hilft ein Luftbildrätsler aus einer Nachbargemeinde weiter – im Kisselhof-Fall Jan Krauss aus Ramsen. Im Gegensatz zu Carduck weiß die „Ramser Wildsau“, warum Pfannkuchen im Kisselhof nur auf einer Seite angebraten werden: „Ei, weil uff de annere Seit kää Haiser stehen!“
Geschichten vom Kisselhof: Was RHEINPFALZ-Leser erzählen