Grünstadt Langensiepen will nicht mehr

Die Grande Dame der Kreis-FDP hatte fast alle Partei-Granden zu Gast. Auf dem Foto von 2006 ist Heidi Langensiepen neben dem dam
Die Grande Dame der Kreis-FDP hatte fast alle Partei-Granden zu Gast. Auf dem Foto von 2006 ist Heidi Langensiepen neben dem damaligen Parteivorsitzenden Guido Westerwelle in der Salierhalle zu sehen.

„Du machst das schon ...“ Heidi Langensiepen hat die Worte ihres Vorgängers Günter Eymael noch im Ohr, mit denen er sie, die da gerade mal vier Jahre in der FDP war, 1990 ins kalte Wasser des Kreisvorsitzes warf. Seither hat sie es 28 Jahre lang gemacht – und in der Begründung, warum sie jetzt so frei ist, nicht mehr zu kandidieren, klingt an, dass es wohl nicht wenig war: „Mir reicht es. Ich mag nicht mehr ...“

Mit der Ankündigung, nicht mehr anzutreten, überraschte die Dürkheimerin den zum Jahresende knapp 170 Mitglieder starken FDP-Kreisverband im November auf dem falschen Fuß. „Ich bin gesund, mein Verstand funktioniert einwandfrei“, schiebt sie im RHEINPFALZ-Gespräch in gewohnter Süffisanz nach. Und sie sagt es nicht, aber es klingt durch: Die 73-Jährige hat sich wohl speziell in den letzten Jahren von vielen Mitstreitern allein gelassen gefühlt. Nach dem Motto: Die Heidi wird’s schon machen. Sechsmal wurde die gebürtige Berlinerin zwischen 1993 und 2007 als stellvertretende Landesvorsitzende wiedergewählt, in dieser Zeit gehörte sie auch kurzzeitig dem Bundesvorstand an. Mitglied im Landesvorstand ist und bleibt sie nach wie vor, daneben seit 1994 FDP-Fraktionschefin im Kreistag Bad Dürkheim (Bonmot: „Die FDP-Fraktion, also Edwin Schrank und ich ...“). Als Landes-Vize nahm die gelernte Wirtschaftsdolmetscherin, die seit 34 Jahren in Hardenburg wohnt, zweimal an den Koalitionsverhandlungen mit Kurt Becks SPD teil – „so etwas bleibt in Erinnerung“. Langensiepen war stets nicht nur Vorarbeiterin der Liberalen, sondern neben Eymael auch Vordenkerin. Ihren Slogan von der Kommunalwahl 2014, „Neu denken“, fand sie im vergangenen Jahr leicht variiert im Bundestagswahlkampf ihrer Partei wieder: „Denken wir neu.“ In Bad Dürkheim hat sie mit CDU-Chef Reinhard Stölzel, einem ihrer wenigen politischen und privaten Duz-Freunde, und den Grünen die „Jamaika“-Koalition geschmiedet, die jetzt seit knapp 20 Jahren Bestand hat. Langensiepen gilt als verlässlich und vertrauenswürdig – beste Währungen im politischen Geschäft, ob es nun um Absprachen oder ums Strippenziehen geht. Dass ihr scharfer Verstand sich gerne in scharfer Zunge ausdrückt, scheint viele ebenso zu amüsieren wie zu verunsichern. Sie ist „Managerin“ von exakt 20 Wahlkämpfen in Bund, Land, Kreis und Stadt während ihrer Amtszeit, zudem hat sie etwa 40 Kreisparteitage und mehr als 220 Vorstands- und Arbeitskreissitzungen miterlebt, die sie mit teilweise ganz wenigen Mitstreitern organisiert hat, bis hin zum Plakatekleben meist im Duo mit Petra Dick-Walther, ihrer engsten Partnerin in der Partei und wahrscheinlichen Nachfolgerin. Sie habe sich über Erfolge freuen können, sagt Langensiepen. „Jamaika“ im Stadtrat ist schon gefallen, und „an den Wahlergebnissen unseres Kreisverbandes wäre kein Einzug in Land- oder Bundestag gescheitert“ – der Landkreis gilt als Liberalen-Hochburg. Ihrem Ruf zu den Schlusskundgebungen auf Landesebene folgten die Partei-Granden deshalb auch gern und regelmäßig: Genscher, Lambsdorff, Kinkel, Gerhardt, Solms, Adam-Schwaetzer bis hin zu Möllemann und Westerwelle – alle saßen neben ihr in der Salierhalle oder im Wurstmarktzelt. Langensiepens Rückzug von der FDP-Kreisspitze ist nicht gleichbedeutend mit einem Abschied aus der Politik. Als ehrenamtliche Beigeordnete der Stadt seit 1989 verantwortet sie zugleich den Geschäftsbereich Kultur „mit sehr viel Freude“, wie sie versichert. Und das will sie auch weiterhin noch machen. Das mag sie noch.

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