RHEINPFALZ-Sommertour Leser bei der Polizei in Grünstadt: Selbst-Beobachtung mit Drohne

Sven Hasemann nimmt Noahs Fingerabdrücke.
Sven Hasemann nimmt Noahs Fingerabdrücke.

Zum zweiten Mal hat die Polizei Grünstadt ihre Türen für RHEINPFALZ-Leser geöffnet. Dort erfuhren diese, was Datenträgerspürhunde machen oder wie sie sich besser gegen Einbrüche schützen können. Und es wurden Fingerabdrücke genommen.

Wer schon im vergangenen Jahr dabei war, der trifft auf ein neues Gesicht – oder, besser gesagt, auf eine neue Schnauze. Denn: Polizeihündin Sally ist im Ruhestand. Das erzählt Diensthundeführer Marcus Feldscher den knapp 20 RHEINPFALZ-Lesern, die am Donnerstag in die Polizeiinspektion Grünstadt gekommen sind. Die Zeit nach dem Karriereende verbringt die elfjährige Sally bei ihm zuhause. „Nach achteinhalb Jahren, die wir gemeinsam verbracht haben, könnte ich sie nicht einfach abgeben.“ Den Dienst hat für sie der zweijährige Lucky übernommen, der frisch aus der Ausbildung kommt. Was ihm noch an Erfahrung fehlt, macht er mit Elan wett.

Das Besondere: Er ist ein ausgebildeter Datenträgerspürhund. Das heißt, er kann Handys, USB-Sticks, Festplatten oder auch Überwachungstechnik erschnüffeln. Von diesen Spezialhunden gibt es in Rheinland-Pfalz derzeit nur neun Stück. „Das Programm gibt es aber auch erst seit zwei Jahren“, sagt Feldscher. Lucky gehöre zur zweiten Generation. Und dass er tatsächlich kann, was sein Titel verspricht, darf er auch gleich unter Beweis stellen. In der Garage hat Feldscher sein Handy versteckt, Lucky soll es wiederfinden. Er wird von der Leine gelassen, schnüffelt an Aktenschränken, Kartons und Kisten. Dann scheint er etwas gefunden zu haben. „Unsere Hunde zeigen passiv an“, erklärt Feldscher. Das heißt, wenn er etwas entdeckt hat, bleibt Lucky regungslos stehen. Als der Hundeführer nachschaut, kommt das Handy ebendort zum Vorschein.

Diesmal nur mit Maulkorb

„Diese Art der Spürhunde wird immer wichtiger“, erklärt Feldscher. Einerseits wegen Finanz- oder Steuerbetrügern, aber gerade auch wegen der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern. Die Suche sei für den Hund harte Arbeit. „Wenn wir eine Stunde draußen unterwegs waren und ich platt bin, kommt Lucky mit dem Ball im Mund zu mir. Aber nach zehn bis 15 Minuten Suche freut er sich auf die Pause.“

Lucky greift Polizistin Martina Benz an.
Lucky greift Polizistin Martina Benz an.

Das Tier kann aber mehr als nur elektronische Geräte aufzuspüren. Die Diensthunde werden dual trainiert, dienen also auch dem Schutz oder der Abschreckung. Je nach Situation sollen sie sich dann in Armen oder Beinen verbeißen. Das wird an diesem Tag nicht vorgeführt. „Sonst haben wir irgendwann keine Kollegen mehr“, witzelt Feldscher. Stattdessen bekommt der Hund seinen Maulkorb und springt die Grünstadter Polizistin Martina Benz nur an. Doch auch das könne schmerzhaft sein und reiche oft aus, ein renitentes Gegenüber zu beruhigen.

Außergewöhnlich leicht abwaschbar

Weiter geht es für die Gruppe zur „erkennungsdienstlichen Behandlung“. In dem kleinen Raum unter dem Dach werden Fingerabdrücke und DNA genommen, Bilder gemacht, es wird ausgemessen und gewogen. „Das passiert nur selten, wenn jemand zum ersten Mal in Erscheinung tritt“, sagt Sven Hasemann. Meistens müsse jemand schon öfter Mist gebaut haben, um in die bundesweit abrufbare Datenbank zu aufgenommen zu werden. Bei Jugendlichen sei es aber manchmal ein gutes Mittel, für ein Umdenken zu sorgen, sagt Hasemann, der auch in der Jugendprävention arbeitet. „Wenn Bilder und Abdrücke genommen werden, dann macht das schon Eindruck.“

Auf der Rückseite gibt es sogar noch die ganze Hand zu sehen.
Auf der Rückseite gibt es sogar noch die ganze Hand zu sehen.

Nicht so an diesem Tag. Die jungen Besucher der Dienststelle freuen sich darüber, mitmachen zu können. Die schwarze Farbe wird dünn ausgerollt, dann werden die Finger einzeln in die Farbe und auf das Papier gedrückt. Erst die zehn Fingerkuppen, dann nochmals die ganzen Finger und Daumen und am Ende wird noch die komplette Hand auf der Rückseite des Formulars verewigt. Es gebe heute auch Scanner, erklärt Hasemann, der sich für die Prozedur Handschuhe angezogen hat. Man muss sich die Hände also nicht mehr unbedingt schmutzig machen. Grünstadt sei aber eine kleine Dienststelle, deshalb noch die Farbe. Doch so schwer lässt die sich am Ende gar nicht abwaschen – sehr zur Freude der Eltern der Kinder.

Automatischer Fallschirm bei Absturz

Auch Technikfans kommen auf ihre Kosten. Torsten Rieck von der Autobahnpolizei ist mit zwei Drohnen nach Grünstadt gekommen. Während die größere von beiden an diesem Tag nur dekorativ auf einem Tisch steht – inklusive Kameras kommt man bei ihr auf einen Wert von mehreren zehntausend Euro –, darf die kleinere von beiden auch abheben. Zu den Hauptaufgaben der Drohnenpiloten gehören die Vermisstensuche oder das Aufnehmen von Tatortbildern. Rieck soll an diesem Tag noch zum Kreuz Frankenthal weiterfahren und für einen Gutachter Luftaufnahmen anfertigen. Nach einem schweren Unfall sind dort noch Reifenspuren erkennbar, die bei der Rekonstruktion des Unfalls helfen können.

Die Bilder, die die Drohne anfertigt, sind gestochen scharf und unverwackelt, egal wie weit Rieck heranzoomt. Und so können die Leser sich selbst aus der Vogelperspektive beobachten. Doch Rieck gibt zu bedenken: Mit der Technik kann auch Schindluder getrieben werden. Bis auf 120 Meter darf die Drohne aufsteigen, auch wenn sie noch mehr könnte. Was ist, wenn die Drohne abstürzt, möchte ein RHEINPFALZ-Leser wissen. „Es gibt einen Fallschirm, der automatisch auslöst“, erklärt der Drohnenpilot. So trage die teure Technik hoffentlich nur wenig Schaden davon.

Gute Fotos auch bei Tempo 250

Auch beim Blitzer geht es um viel Geld. Über 100.000 Euro kostet eine Anlage inklusive Blitzlicht und Akkus, klären Michael Krebs und sein Kollege Tobias Büttner auf. Mobile Stationen wie die, die an diesem Tag vorgeführt wird, seien nie allein. „Wenn sie da steht, sind wir nicht weit weg.“ Mit dem Messgerät können Autos auch noch bei hohen Geschwindigkeiten geblitzt werden. Einmal seien ihnen nachts zwei Fahrzeuge mit jeweils 250 Stundenkilometern vor die Linse gekommen, die im Abstand von nur einer Sekunde fotografiert wurden. Die Autos und Fahrer seien trotzdem gut zu erkennen gewesen. Einen namensgebenden Blitz gibt es zu jeder Tageszeit. Der dient vor allem der Beleuchtung des Innenraums, erläutert Krebs.

Tobias Büttner und Michael Krebs haben mit dem Blitzer Fotos von zwei kleinen Besuchern gemacht gemacht .
Tobias Büttner und Michael Krebs haben mit dem Blitzer Fotos von zwei kleinen Besuchern gemacht gemacht .

Mit Puppenspiel gegen Entführer

Auch um Prävention geht es an diesem Tag. Einen großen Teil dieser Arbeit nimmt bei der Polizei die Sensibilisierung für Maschen ein, mit denen Geld erbeutet werden soll. Betroffen davon sind oft ältere Menschen. Für Johannes Barra von der Präventionsabteilung der Polizei hat das mehrere Gründe. „Die alten Generationen sind noch hilfsbereiter“, sagt er. Außerdem hätten sie deutlich häufiger Geld auf der hohen Kante.

Aber auch andere Gruppen stehen im Fokus der Polizeiarbeit. Mit Puppenspielen werden Kinder für die Gefahr von Entführung sensibilisiert. Mit Behörden wird der Umgang mit renitenten Bürgern geübt. Und es geht um Einbruchsschutz, das ist auch der Fachbereich von Barra. Seine Abteilung gibt Tipps, wie man das eigene Haus einbruchsicher macht. „Wenn Täter es ein paar Mal erfolglos versuchen, ein Fenster aufzuhebeln, dann gehen sie wieder – wenn sie nicht gerade die Millionen erwarten“, sagt Barra. Für gute Türen und Fenster lohne es sich deshalb auch, ein bisschen Geld auszugeben.

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