Grünstadt Mundart – awwer mol annerschd!

Arnim Töpel ist ein guter Beobachter, ein Mann, der dem Volk aufs Maul und in die Seele schaut, der als Berliner Kind genau weiß, wie es ist, wenn man – von seinen Eltern mit der Muttersprache Hochdeutsch ausgestattet – mitten in die Kurpfalz verpflanzt wird. Dass er dort angekommen ist, als Fremdsprache (Kur)-Pfälzisch erlernt hat, das bewies er am Sonntagabend in der Feldscheune in Tiefenthal.

„Awwer mol annerschd“ erlebten die Zuhörer Arnim Töpel, der sonst als Kabarettist meist mit Soloprogrammen auch auf den Bühnen der Region unterwegs ist. Beispielsweise auch beim Landweg, was erklärt, warum aus dem rührigen Kulturverein gleich mehrere Vertreter aus der Führungsregie in Tiefenthal im Publikum saßen. Am 24. Januar 2015 wird Töpel beim Landweg zu Gast sein. Soweit der Exkurs - zurück zum Programm: Was Arnim Töpel da macht, ist in einer gewissen Weise Mundart, es ist auch in einer gewissen Weise Kabarett, zudem wohl auch ein eigenes Bandprojekt, ein Stück weit Blueskonzert und ein gerütteltes Maß Liedermacher-Stil ist auch untergemischt. Kurzum, hier ist etwas sehr eigenes entstanden, das am Sonntagabend die Zuhörer in der Feldscheune einerseits ins Staunen, andererseits in pure Begeisterung verfallen ließ. Gleich mit wem die RHEINPFALZ in der Pause sprach, alle fühlten sich von den Texten und Melodien angesprochen, waren irgendwie berührt und fanden, dass Töpel den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Da erzählt der Mann am Klavier beispielsweise von der wichtigsten aller pfälzischen Fragen bei der ersten Kontaktaufnahme: „Wer bischen Duh?“ Diese wurde ihm gestellt, als er erstmals in seiner neuen Heimat Alterskameraden fragte, ob er denn auch mit Fußball spielen dürfe. Geschickt verbindet Töpel die kleine Welt der Kurpfälzer mit den großen Themen des Planeten, greift gewinnorientierte Konzerne gleichermaßen an wie die sprachliche Gleichschaltung unserer Zeit. In der Mundart hat er Heimat gefunden, durchaus doppeldeutig zu verstehen. In der Welt der Besserwisser, Weltverbesserer und Welt- (Web-)-Designer sei Mundart die letzte Chance zur Flucht, diese Botschaft vermitteln gleich mehrere Lieder. Musikalisch bewegen sich die Töpelkings mit Erwin Ditzner am Schlagzeug und Michael Herzer am Kontrabass irgendwo zwischen Weltmusik, gefühlvollen Balladen, dem Blues und auch dem Rap, letzteres beispielsweise beim Song „Fer Umme“. Ditzner und Herzer sind die musikalischen Farbgeber des Programms, gestalten die Musik maßgeblich mit, bleiben bei den Texten außen vor – so dass hier eine One-Man-Show mit sehr hochwertiger Band abläuft, was letztlich angesichts der Qualität der beiden Begleiter aber auch irgendwie schade ist. Egal, Tiefenthal war am Sonntag bereit für den Blues, bereit für die Töpelkings und bereit für ein gutes Stück Unterhaltung – der Applaus hat das deutlich belegt.

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