Grünstadt „Pilger“ hat noch viel vor

Alter Titel, neue Präsentation: „Der Pilger“ als Magazin und Wochenzeitung ist gefragt.
Alter Titel, neue Präsentation: »Der Pilger« als Magazin und Wochenzeitung ist gefragt.

Die katholischen Bistümer Fulda, Limburg und Mainz haben vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass sie ihre Wochenzeitungen „Bonifatiusbote“, „Der Sonntag“ sowie „Glaube und Leben“ Ende 2023 einstellen. Im Bistum Speyer, wo mit dem „Pilger“ die älteste deutsche Bistumszeitung erscheint, droht dieses Schicksal nicht. Das versichert der Pressesprecher des Bistums, Markus Herr. Und zwar obwohl die Auflage – dem allgemeinen Trend bei Printmedien folgend, speziell im Bereich der konfessionellen Presse – seit Jahren rückläufig sei. „Die Demografie und das geänderte Leseverhalten sind die Hauptursachen dafür“, sagt „Pilger“-Chefredakteur Norbert Rönn. Es gebe aber auch immer wieder Neubestellungen. Teils bleibe der„Pilger“ das letzte Bindeglied zur Kirche, selbst wenn Menschen aus ihr austreten. Und eine ganz neue Entwicklung hat Rönn festgestellt: „In Zeiten mit Großpfarreien oder größeren pastoralen Räumen suchen die Leser wieder Informationen aus ihrer Pfarrei.“ Fazit: „Der Pilger“ bleibt das „zentrale Kommunikationsorgan für das Bistum Speyer“. Die christliche Wochenzeitung erscheine derzeit in einer Auflage von etwa 13.500 Exemplaren und erreiche damit Woche für Woche rund 40.000 Leser. „Auflage und Leserreichweite liegen damit im Vergleich zur Katholiken- beziehungsweise zur Anzahl der Gottesdienstbesucher höher als in vielen anderen Bistümern“, betonen Rönn und Herr. Die überdurchschnittliche Leserbindung habe auch mit der langen Geschichte zu tun, denn der „Pilger“ sei bereits 1848 gegründet worden. Die drei Bistümer, die einstellen wollen, haben das mit sinkender Auflage begründet. Der kontinuierliche Rückgang – zuletzt verkauften die drei Titel noch 21.000 Exemplare – führe zu einem immer höheren Zuschussbedarf. Für die 22 Beschäftigten sind sozialverträgliche Lösungen vorgesehen. In der „Pilger“-Redaktion arbeiten vier Redakteure, unterstützt von freien Mitarbeitern. Sie machen auch das Magazin, das seit 2017 auf dem Markt ist. Aus regelmäßigen Leserbefragungen mit wissenschaftlicher Begleitung weiß die Redaktion, welche Themen interessieren: „Regionale und lokale Nachrichten sowie das Geschehen und die Themen in der Weltkirche“, sagt Rönn. Er hält Pilger-Leser für „die am besten informierten“ im Themenbereich Kirche und Rom. Für Herr und Rönn ist der „Pilger“ ein gutes Beispiel dafür, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sein müssten. Angesichts der negativen Entwicklungen im Bereich konfessioneller Presse habe man bereits 2013 begonnen, ergänzend zur Bistumszeitung an einem Zukunftsprojekt „Pilger-Magazin“ zu arbeiten. „Seit 2017 gibt es mit dem Magazin ,Der Pilger‘ ein innovatives Produkt, das im deutschsprachigen Raum sowohl im Abonnement als auch im Zeitschriftenhandel zu haben ist.“ Es erscheine viermal jährlich, werde sehr gut angenommen und finde in der Medienlandschaft große Beachtung, sagen die Medienexperten. Das Magazin erhalten auch die Leser der Bistumszeitung. Es sei als Blatt mit christlichem Fokus konzipiert und „vermittelt spirituell inspirierte Inhalte auf eine moderne und einladende Weise“. Die Druckauflage des Magazins liegt bei 75.000, die verbreitete Auflage bei 46.000 Exemplaren. Innerhalb von zwei Jahren konnten – entgegen einem allgemeinen Trend im Zeitschriftenbereich – 5000 Abonnenten gewonnen werden, teilt das Bistum mit. In diesen Tagen erschienen ist die Sommerausgabe des Magazins. Es hat in einer Teilausgabe für das Bistum Speyer und die angrenzenden Regionen zudem erstmals 16 regionale Zusatzseiten unter der Überschrift „Blick in die Region“. Sie bieten vor allem Hinweise auf religiöse und kulturelle Angebote zwischen Rhein und Saar. Diese Erweiterung gehe auf Leserbefragungen zurück. Diese Teilausgabe findet in 20.000 Exemplaren auch Verbreitung über den „Lesezirkel“. Die Bistumszeitung kostet im Jahresabo aktuell 90 Euro inklusive Zustellung. Ein Jahresabonnement für das Magazin „Der Pilger“ mit vier Heften pro Jahr ist für 19,80 Euro erhältlich. „Geplant ist, dieses Preisniveau möglichst konstant zu halten“, so Herr. Neben der Print-Schiene ist das Bistum auch online unterwegs. Seine digitalen Informationsangebote hat es seit Jahren kontinuierlich ausgebaut – mit Unterstützung des Peregrinus-Verlags, in dem der „Pilger“ erscheint. Gebündelt bedient werden darin die Internetauftritte von mehr als 40 Pfarreien – bei einer stetig wachenden Anzahl. Herr und Rönn nennen Zahlen: „Auf diesem Weg erreicht das Bistum pro Monat mehr als 145.000 Internetnutzer.“

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