Grünstadt Wasser fürs Umland

Die Verbandsgemeinde Leiningerland bekommt viel Wasser von den Stadtwerken Grünstadt.
Die Verbandsgemeinde Leiningerland bekommt viel Wasser von den Stadtwerken Grünstadt.

Ebertsheim, Mertesheim, Quirnheim, Bockenheim und Kindenheim werden nach Angaben von Bürgermeister Frank Rüttger (CDU) komplett mit Wasser der Stadtwerke Grünstadt versorgt. Obersülzen, Dirmstein, Laumersheim, Gerolsheim und Großkarlbach bekommen ihr Wasser ebenfalls zum Teil aus Grünstadt. Die Verbandsgemeinde fördert 40 Prozent des Wassers selbst In der ehemaligen VG Grünstadt-Land wurden im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser verkauft, die VG hat davon nur 631.688 Kubikmeter selbst gefördert, das sind 40 Prozent. Das Wasser, das fehlt, wird zu zwei Dritteln von den Stadtwerken Grünstadt zugekauft (im Jahr 2018 waren es 619.000 Kubikmeter) und zu einem Drittel von der Friedelsheimer Gruppe (310.000 Kubikmeter). Die Gruppe – in der mehrere Verbandsgemeinden aus der Vorderpfalz Mitglied sind – wird auch gebraucht, um den Großabnehmer Südzucker in Neuoffstein mit Wasser zu versorgen. Der Verbandsgemeinderat Leiningerland hat nun beschlossen, den auslaufenden Vertrag mit den Stadtwerken Grünstadt um weitere zehn Jahre zu verlängern. Der neue Vertrag sieht vor, dass die VG mindestens 550.000 und höchstens 720.000 Kubikmeter pro Jahr abnimmt. „Wir sind froh, dass es gelungen ist, mit den Stadtwerken einen Vertrag auszuhandeln. Das garantiert eine stabile Wasserversorgung“, sagte Rüttger im Rat. Joachim Stefan Müsel (FWG, Obrigheim) fragte, wie es in Zukunft weitergehen soll: „Belassen wir es bei der Situation? Oder verbessern wir sie? Kriegen wir mehr Wasser aus eigenen Brunnen?“ Denn insgesamt nutzt die Verbandsgemeinde nur 30 Prozent der vorhandenen Wasserrechte – sie könnte noch weit mehr ausschöpfen. Rüttger sagte, man denke darüber nach, ob man in eigene Brunnen investiere – ohne aber den Stadtwerken im Eistal das Wasser abzugraben. Ist eigentlich genug Wasser für Grünstadt und die Verbandsgemeinde da? „Im Moment ja“, sagte Albert Monath, Geschäftsführer der Stadtwerke, auf RHEINPFALZ-Anfrage im Nachgang der Sitzung. Für die Grünstadter Werke, die acht Brunnen im Eistal betreiben, fasste er die Situation so zusammen: „Wir können vielen helfen mit Wasser. Aber uns können nur wenige helfen.“ Nicht nur für gegenseitige Hilfe im Ernstfall hält er einen Zweckverband oder eine gemeinsame Wassergewinnungsgesellschaft mit mehreren Kommunen für sinnvoll. Monath erklärte: Im Falle eines Unglücks (Erdbeben, Flugzeugabsturz) im Eistal könne die Versorgung schwierig werden. Sollte es tatsächlich zu Engpässen kommen und nicht mehr genug Wasser vorhanden sein, seien die Stadtwerke nicht verpflichtet, die VG zu versorgen. Das stehe so im Vertrag, so Monath. Über die Zusammenarbeit mit der VG sagte er: „Jeder Euro, den wir von anderen kriegen, hilft uns, in Grünstadt die Wasserpreise stabil zu halten.“ Ähnlich wie Monath argumentierte Carsten Brauer (CDU, Wattenheim) im Rat: Er sprach sich dafür aus, das Notwassersystem mit den umliegenden Kommunen auszubauen. Wenn zuviel Wasser genommen wird, gibt’s eine kleine Strafe Für Unstimmigkeiten hat laut Rüttger in den vergangenen Jahren die Tatsache gesorgt, dass die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land – ohne es vorher mit den Stadtwerken abzusprechen – , mehr Wasser entnommen habe, als ausgemacht war. Das habe zu „Verärgerung“ und zu „bösen Aktenvermerken“ geführt. Dieses Verhalten der Verbandsgemeinde führe nun zu Konsequenzen: „Wenn wir ungefragt mehr Wasser entnehmen, gibt’s einen Malus-Betrag.“ Stadtwerke-Geschäftsführer Monath bestätigte auf Anfrage, dass es entsprechende Schreiben an die Verbandsgemeinde gegeben habe und dass es vor allem nach dem heißen Sommer 2018 wichtig gewesen sei, eine Grenze zu ziehen: Wenn die abgemachte Menge an Wasser überschritten werde, koste es extra, sagte er. Es handle sich um eine Vertragsstrafe. Zum einen habe es ja Auswirkungen auf die Technik, wenn mehr Wasser entnommen werde (sodass beispielsweise gewisse Pegelstände nicht mehr eingehalten werden), zum anderen hätten die Stadtwerke ja auch von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd Wasserrechte und Kubikmeterzahlen für die Entnahme zugewiesen bekommen. Der Zusatzbetrag bei Mehrabnahme werde nur einmal fällig, erklärte der Technische Leiter der Stadtwerke, Steffen Albert: Sollte die VG beispielsweise sowohl die vereinbarte Jahres-, als auch die Monats- und Stundenabnahmemenge überschreiten, zahle sie nur für eine Überschreitung (also nur für’s Jahr – und nicht für die Stunden). Die Strafe ist nicht besonders hoch: Sie beträgt höchstens 500 bis 1000 Euro im Jahr, informierte Rüttger auf Nachfrage von SPD-Mann Jörg Jokisch (Dirmstein) im Rat. Zu weiteren vertraglichen Details äußerten sich weder Monath noch Rüttger. Die ehemalige Verbandsgemeinde Hettenleidelheim versorgt sich selbst mit Trinkwasser: verbraucht werden 493.000 Kubikmeter im Jahr.

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