Grünstadt Zur Sache: Die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen

Mit Harfe: Ute Kreidler singt Hildegard.
Mit Harfe: Ute Kreidler singt Hildegard.

Es ist zweifellos bemerksenswert, dass eine Frau, die vor 900 Jahren lebte, bis heute nicht nur bekannt, sondern in ihren schriftlichen Hinterlassenschaften auch wirkmächtig ist: Hildegard von Bingen, 1098 als Tochter zweier Edelfreien geboren, früh ins Benediktinerkloster Disibodenberg eingetreten, nach mancherlei Auseinandersetzungen mit kirchlichen Autoritäten Gründerin und Äbtissin des Klosters Rupertsberg auf der linken Naheseite, ist schon zu Lebzeiten durch Schriften und Predigten bekannt geworden. Schon die Zeitgenossen haben sie als Heilige verehrt; 2012 erhob Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur in der ganzen Kirche verehrten Kirchenlehrerin. Hildegard gilt als die erste Mystikerin. Ihr Hauptwerk „Scivias“ (Wisse die Wege) erscheint als Niederschrift von Visionen, für deren Publikation sie die Erlaubnis des Papstes einholte. Offenbar bedurfte es der übergeordneten Autorität göttlicher Eingebungen, um als Frau überhaupt publizieren zu dürfen. Wie es Hildegard gelingen konnte, eine dem damaligen Frauenbild, so wie man es sich heute vorstellt, in vielem gar nicht entsprechende Rolle zu spielen, ist heute kaum genau zu ergründen. Praktische Wirksamkeit haben in jüngerer Zeit die Hildegard zugeschriebenen natur- und ernährungskundlichen Schriften gefunden. „Kochen mit der heiligen Hildegard“ war vor einigen Jahren sehr populär. Unter dem Namen „Symphonia armonie celestium revelationum“ (Zusammenklang der himmlischen Bewegungen) sind 77 liturgische Gesänge der Hildegard von Bingen mit Melodien in Neumen-Notation erhalten, dazu das geistliche Spiel „Ordo virtutum“. Große Tonumfänge, Quart- und Quintsprünge machen diese Musik, die in jüngerer Zeit wieder vermehrt rezipiert wurde, innerhalb der Gregorianik ungewöhnlich. Hildegard starb am 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg.

x