Kaiserslautern Aber bitte mit Erdbeersahne

Auf ihrer „Pure Lebensfreude“-Tour machte Beatrice Egli, Gewinnerin der zehnten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, am Donnerstag im Ramsteiner Haus des Bürgers Station. 500 Besucher waren von der Schweizerin Feuer und Flamme.

Bombastische Musik blitzt auf. Der blaue Nebel lichtet sich. Und dann steht sie einfach da, im Scheinwerferlicht. Rosarotes Kleidchen, wasserstoffblondes Haar. Sie sieht aus wie eine Barbiepuppe, die 26 Jahre alte Schlagersängerin aus Pfäffikon. Vor einer knallbunten Lichtshow legt sie los wie eine Furie: „Auf die Plätze, fertig, ins Glück!“, ihr brandneuer Hit, erst vor sechs Wochen erschienen. Und Barbie hat dabei tatsächlich viel Erdbeersahne in der Kehle. Umrahmt wird sie dabei von zwei Tänzern, die auf den Brettern herumturnen wie Irrwische. Schüsse ballern, Rauch steigt auf, und an der Bühnenrückwand tanzen bonbonfarbene Zielscheiben, während Egli „Du bist der Knall“ intoniert. „Ich bin so froh, dass ich mein Glück mit euch teilen kann“, frohlockt sie und verrät dem begeisterten Publikum ihre „drei Wünsche“. „Ich brauch’ nicht viel zum Glücklichsein, aber du gehörst dazu“, singt sie, während sie rote Rosen ans Publikum verteilt. Dabei schwebt sie über die Bühne wie ein Engel und legt ihrem Bassisten verliebt den Kopf auf die Schulter. „Wo bist du für mich?“, fragt sie ihren imaginären Liebhaber, wobei ihre Stimme einen larmoyanten Touch bekommt. Und immer wieder umschmeichelt sie das Publikum: „Ich freue mich, dass ihr ein großer Teil von meinem Leben seid. Aber wer traut sich in mein Bühnenleben?“, fragt sie. Dass sich tatsächlich einige Zuhörer melden, interessiert sie weniger. Die Worte waren nur der mehr oder weniger geglückte Übergang zu „In mein Leben“, in dem sie flötend verspricht: „Ich will dir alles geben.“ Beatrice Egli liebt und lebt den Schlager. „Er bedeutet für mich meine ganze Lebensphilosophie“, sagt sie. Aber auch ihre Lieder bleiben den alten Gesetzen des Schlagers treu: Sie sind gefühlsselig und zielen bei einem breiten Publikum auf schnellen, kurzlebigen Erfolg. Inhaltlich handeln sie immer noch von Liebe, Liebe, Liebe und Glücksverlangen. Angeboten werden Scheinrealität, Trost und Gefühlsersatz. Auch Egli besingt eine heile Welt. Dass Armut grassiert, Arbeitslose um ihre Existenz bangen, die Erde zunehmend zerstört wird, das alles blendet sie aus. Ein braves Barbie-Mädchen eben. Alles ist bei ihr klinisch rein. Sie lebt auf der Insel der Glückseligen. Enttäuschung, Wut, Angst, Mutlosigkeit scheint sie nicht zu kennen. Drum ist die Musik auch ein glückseliger Einheitsbrei. Melodie und der stete Vier-Viertel-Mitklatsch-Rhythmus ändern sich nie, auch wenn’s mal scheinbar rockig wird. Bei ihren Hits „Feuer und Flamme“, „Pure Lebensfreude“, „Glücksgefühle“ und „Jetzt und hier für immer“ flippt ein Großteil der Besucher aus. Egli hat die Glücksgefühle tatsächlich zwei Stunden lang aufs Publikum übertragen. Ohne Zugaben lässt es die Chartstürmerin nicht von der Bühne.

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