Kaiserslautern „Best of“ und Comeback

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Viele Fasnachter lassen’s gern krachen bis tief in die Nacht. Eher klein und fein, doch mit nicht minder Humor und zahlreich zündenden Ideen feiert zur Narrenzeit die Kaiserslauterer Kolping-Familie. Und dabei schafft es Präsident Wolfgang Misamer erstaunlicherweise stets aufs Neue, der fröhlichen Runde eine Art „Kleines best of“ Lauterer Narrenstreiche aufzutischen. Und so gaben sich denn auch am Sonntag wieder einige Asse im Bahnheim die Wirtshaus-Türklinke in die Hand.

Engelein wachten mit gütigen Augen über das närrische Geschehen auf der Bühne. Bei einem (B)Engel blitzte, bis in die allerletzte Reihe unverkennbar, der Schalk besonders vorwitzig durch die von einem Heiligenschein gekrönte Himmelsboten-Staffage: Brigitte Uhly lachte und feixte in den Elferrats-Reihen: „Nein, kein Comeback. Ich bin 80 – Schluss mit Büttenreden. Aber sie wollten mich halt dabei haben.“ Über Jahrzehnte hatte sie das Kolping-Programm bereichert, aber vor Jahresfrist ihren Abschied verkündet. Seinen Hut genommen aber hat auch schon einer, der am Sonntag doch noch zu einer Comeback-Feier Anlass bot: Norbert Thines, in vergangenen „nur“ noch eifrig mitfeiernder Stammgast im Publikum, spazierte strammen Schrittes ins Rampenlicht, um über sein Dasein als „alter Opa“ zu berichten. Auch Zeremonienmeister Günther Reitnauer ist nicht mehr der Allerjüngste. Als er allerdings stabschwingend den letzten Redner auf die Bühne führte, wirkte er wie ein Hundert-Meter-Sprinter im Vergleich zum „Lärisch“: Ralf Emrich lieferte beim Anlauf zur Präsentation seiner Paraderolle Anlass zur Besorgnis, es könne bis zum Finale doch eher Mitternacht werden. Erst mal oben angekommen, erwies sich der Präsident vom Vollmarschen Männerchor aber erneut als Pointen-Kanone, die unüberhörbar Schreie aus Zuhörern kitzelte. Schallend lachend quittierten die samt und sonders bunt und teils abenteuerlich gekleideten Gäste auch das erfrischend rotzfreche Geleier der drei Trauerschnallen (Anja Laufer, Daniela Weinland und Nicole Wentzler). Das Trio hat sich binnen kurzer Zeit in die überschaubare Runde lokaler fester Bühnengrößen aufgeschwungen. Zu jenen, die längst etabliert sind, zählt Erich Issner, der als „Luigi vun de Dell“ die Lacher auf seine Seite zu ziehen verstand. Das große Plus bei Kolpings: Die Blaskapelle aus dem eigenen Hause sorgt dank reichlich Blech für die beste Begleitmusik, die man sich für Fasnacht wünschen kann. Am Stab diesmal: Jan Epp. Vor Jahresfrist hatte noch Frank Wißmann das Orchester dirigiert. Weil aber auch der offenbar nicht so ganz ohne Kolping-Fasnacht kann, gab es noch ein Comeback zu feiern: Wißmann stieg mit Anja Kronenberger in die Bütt’ – als „Jammerlabbe un sei Fraa“. Die tänzerischen Elemente steuerte der Karnevalclub Rot-Weiß bei: Jugendgarde mit Schautanz und die „Rot-Weißen Funken“ mit einem Gardetanz zeigten ihr Können. Tanz-Geschick der tollpatschigen Art ist Herren der Schöpfung vorbehalten, wie das Männerballett der Rot-Weißen bewies. Gern dabei sind auch immer wieder die im Bahnheim beheimateten „Fasenachts Oldstars“, die mit närrischen Hits Stimmung machten. Gute Laune aber machte zum krönenden Schluss der Melancholie Platz: Conny Nicklas, Büttenkanone vom Kegelclub Bahnheim, hatte nach ihrem Redebeitrag beim Finale zum Mikro gegriffen und mit allen Aktiven im Rücken ihre Hymne „Mei liewes Lautre“ angestimmt. „Gänsehaut pur“, hauchte der sonst so wortgewaltige Sitzungspräsident Wolfgang Misamer. (cha)

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