Kaiserslautern „Der Wald wird nicht mehr aufgeräumt“

Förster Klaus Platz (links) gibt einen Waldbau-Schnellkurs und wirbt für mehr Verständnis bei Fällarbeiten.
Förster Klaus Platz (links) gibt einen Waldbau-Schnellkurs und wirbt für mehr Verständnis bei Fällarbeiten.

Welcher Baum ist schützenswert? Warum werden vermeintlich gesunde Bäume gefällt? Diesen und anderen Fragen stellte sich Revierförster Klaus Platz am Samstag bei einem Spaziergang durch den Staatswald bei Morlautern. Ab Oktober stehen Holzarbeiten im Ruhetal an.

„Vitale Bäume erhalten den Vorzug“, erklärt Revierförster Klaus Platz das Vorgehen, während er mit einer kleinen Gruppe durch den Kaiserslauterer Staatswald bei Morlautern streift. Mit den geplanten Maßnahmen kommen die Forstmitarbeiter dem natürlichen Lauf der Natur zuvor. Gilt ein Baum schon in den ersten Jahren als vielversprechend und entwickelt sich gut, wird er mit einem weißen Punkt versehen. Das sind meist gerade und astfreie Bäume. Die sogenannten Zukunftsbäume werden vor anderen, nicht so gut entwickelten Bäumen in ihrer Nähe geschützt, um sie zu erhalten. Haben die „Konkurrenten“ ihren Zweck erfüllt, werden sie mit einem roten Strich versehen und geerntet. Einige Meter unterhalb des Waldkindergartens bleibt die Gruppe stehen. „Hier haben wir Licht gemacht, um einen neuen Wald zu generieren“, beschwichtigt Platz Klagen über die kahle Stelle. Alte Bäume werden geerntet, um neuen Platz zu machen. „Das ist der Preis für den Generationenwechsel“, fügt er hinzu und freut sich über den entstandenen Mischwald. Platz betont, dass die Mitarbeiter der Forstwirtschaft gleichermaßen ein Auge auf Erholung, Umweltschutz und Produktion haben. Letzteres könne gegen Ende des Jahres für Unmut bei Waldbesuchern führen, wenn Waldwege wegen Fällarbeiten gesperrt sind und vermeintlich gesunde Bäume dem Vollernter, auch Harvester genannt, zum Opfer fallen. Zum Einsatz kommen die großen Maschinen nur in schwer zugänglichem Gelände, in dem Fällarbeiten für die Forstmitarbeiter zu gefährlichen wären, erklärt Förster Platz: „Aber auch nur, wenn es die Witterung hergibt.“ Entgegen dem Eindruck der Waldbesucher schlagen die Maschinen nicht willkürlich Schneisen in den Wald. Stattdessen folgen sie einem Plan, um vor allem Zukunftsbäume zu verschonen. Im Hinblick auf die Sicherheit appelliert Platz an die Vernunft der Waldbesucher, abgesperrte Bereiche während der Holzarbeiten nicht zu betreten. Die Unfallgefahr durch herumliegendes Totholz sei zu groß. „Es ist ganz schön unordentlich“, bemerkt eine Teilnehmerin des Rundgangs. Heute ist die Philosophie im Waldbau eine andere, sagt Revierförster Platz: „Der Wald wird nicht mehr aufgeräumt.“ Stattdessen solle ein naturnaher Wald entstehen, der viele Lebensräume bietet. Da stößt die Gruppe auf Bäume, die mit weißen Wellenlinien gekennzeichnet sind. „Das sind Biotopbäume“, sagt Platz. Diese alten Bäume bieten verschiedenen Tierarten wie Vögeln und Käfern einen natürlichen Unterschlupf. Auch Pilze finden hier ihre Lebensgrundlage. Was hat der Rundgang gebracht? „Ich werde nicht mehr so erschrocken durch den Wald laufen“, sagt eine Teilnehmerin am Ende der informativen Tour.

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