Kaiserslautern Der Zauber des Ortes

Sommerabende mit guter Musik in stimmungsvoller Umgebung unter freiem Himmel – das ist seit gut zehn Jahren das Rezept der Open-Air-Konzertreihe „Musik im Park“ im Schwetzinger Schlossgarten. Es ist eine Erfolgsgeschichte. Das hat die jüngste Ausgabe gerade wieder bewiesen, die am Sonntagabend mit einem Auftritt des britischen Sängers Passenger zu Ende ging.

Vier Konzerte an vier aufeinanderfolgenden Abenden – Donnerstag bis Sonntag – in der ersten Augusthälfte: Das ist die Formel für „Musik im Park“, zu dem jedes Jahr auch viele Gäste aus der Pfalz nach Schwetzingen kommen. Auf einer Rasenfläche am Rand des Schlossparks steht die Bühne, vor der das Publikum – je nach Konzert – auf Stühlen sitzt, steht oder es sich wie beim Picknick auf mitgebrachten Decken gemütlich macht. Für den Festivalveranstalter, die Konzertagentur „Provinztour“ aus Neuenstadt im Landkreis Heilbronn, war der Zauber des Ortes von Anfang an ein wichtiger Faktor. Doch auch die Musik bei „Musik im Park“ lässt viele Konzertfreunde die vier Tage im August fest im Kalender eintragen. In diesem Jahr kamen 14.500 Besucher zu Konzerten von Spandau Ballet, Revolverheld, Rea Garvey und Passenger. Allein die Gruppe Revolverheld lockte dabei am vergangenen Freitag für Schwetzinger Verhältnisse rekordträchtige 6000 Gäste an. Die seit ein paar Jahren wiedervereinigten 80er-Helden Spandau Ballet nahmen diesmal einen Platz ein, den die Organisatoren regelmäßig für große Namen der Vergangenheit reservieren. Fast ausnahmslos haben diese Künstler in der Kurpfalz bewiesen, dass sie mit Musikalität und Bühnenpräsenz ihr Publikum sehr wohl noch begeistern können. Das galt für die Gruppen Toto, Jethro Tull und Simple Minds ebenso wie für Chris de Burgh und im vergangenen Jahr fürs Alan Parsons Live Project. Doch auch die jüngeren Musiker nutzten die Nähe zum Publikum auf dem überschaubaren Konzertgelände zu ihren Gunsten: So unternahmen die Hamburger Band Revolverheld und der Ire Rea Garvey, der auch schon mal mit seiner früheren Gruppe Reamonn dagewesen war, Ausflüge zu den Zuschauern. Der Brite Mike Rosenberg alias Passenger schließlich zeigte sich zum Abschluss am Sonntagabend entzückt von der Stille und Geduld, mit der die Leute seinen nur vom eigenen Gitarrenspiel begleiteten Liedern lauschten. Als „Mister Musik im Park“ könnte nach einem Jahrzehnt wohl Dieter Thomas Kuhn gelten. Der blonde Barde feierte bisher drei Schlagerpartys am Schloss, und die Anzeichen stehen nicht schlecht, dass nächstes Jahr eine vierte folgen könnte. Dreimal mischten auch die Berliner Cowboys von The BossHoss das gediegene Ambiente auf, und die britisch-georgische Sängerin Katie Melua stand 2007 sowie 2013 auf der Bühne. In einem Jahrzehnt bleibt manches Kuriose nicht aus: So wagten die Festivalmacher anfangs sogar einen Ausflug in die Klassik mit einer fast vier Stunden langen Aufführung von Giuseppe Verdis Oper „Aida“. Der Berliner Sänger Adel Tawil feierte vor sechs Jahren seinen 31. Geburtstag nicht etwa mit einer Sause am Brandenburger Tor, sondern neben dem Schwetzinger Barockschloss. Während die Kölner Rockgruppe BAP vor vier Jahren mit knapp drei Stunden das bisher längste „Musik im Park“-Konzert gab, sagten ihre britischen Kollegen von Deep Purple ihren geplanten Auftritt im gleichen Jahr kurzfristig ab, weil ihnen plötzlich einfiel, dass sie dringend ein neues Album aufnehmen mussten. Amy Macdonald schließlich trotzte im vergangenen Jahr einer schweren Erkältung und brachte das Publikum nicht nur mit ihren Liedern, sondern auch mit ihrem schottischen Akzent beim Sprechen dazu, ihr genau zuzuhören. Von Element Of Crime bis Sasha, von Nena bis Roger Cicero, von Unheilig bis Milow und von Jamie Cullum bis James Blunt reicht die Bandbreite der Künstler, die „Provinztour“ in den vergangenen Jahren als Hauptattraktionen präsentierte. Daneben gab es auch in den Vorprogrammen oft Interessantes zu entdecken: In diesem Jahr machte etwa die Rockgruppe Kensington aus dem niederländischen Utrecht vor Revolverheld auf sich aufmerksam. Zudem sollte es nicht verwundern, tauchte das deutsch-amerikanische Duo Lions Head, frisch ausgestattet mit einem Vertrag beim Branchenriesen Sonymusic, demnächst auch noch anderswo als in Rea Garveys Vorprogramm auf. Nicht zuletzt bietet „Musik im Park“ Künstlern aus dem Umfeld der Mannheimer Popakademie Gelegenheit, sich live zu bewähren. Obwohl eine Zusammenarbeit nicht fest vereinbart ist, galt das in diesem Jahr etwa für den Brühler Sänger Dominik Steegmüller (auch vor Garvey) und die Begleitband seiner Kollegin Sarah Straub vor Spandau Ballet.

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