Kaiserslautern Ehrenamtliche Hilfe kaum gefragt

Schon wieder Geschichte: Die Initiative „Bürger helfen Bürgern“, die 2014 in Weilerbach gegründet wurde, gibt es nicht mehr. Die
Schon wieder Geschichte: Die Initiative »Bürger helfen Bürgern«, die 2014 in Weilerbach gegründet wurde, gibt es nicht mehr. Die Nachfrage nach der kostenlosen Hilfe war einfach nicht groß genug.

Ausgeträumt. Die Initiative „Bürger helfen Bürgern“, hinter der eine Gruppe von Ehrenamtlichen und die Ortsgemeinde Weilerbach stand, hat sich im Frühjahr aufgelöst. Dabei war es eine durchaus gute Idee, mit der über 30 Ehrenamtliche 2014 an den Start gingen. Sie wollten kurzfristige und kostenlose Hilfe für Mitbürger in Notsituationen anbieten, etwa nach einem Unfall oder bei einem Krankenhausaufenthalt. Die Spannbreite für diese Unterstützung reichte von kleinen handwerklichen Einsätzen in Haus und Garten über Einkäufe bis hin zu Kinderbetreuung oder Begleitung bei Arztbesuchen. Gedacht war sie für jeden, ob jung oder alt, und sie sollte keine Konkurrenz zu gewerblichen Betrieben sein. Um das Vorhaben umzusetzen, stand eine Förderung vom Bundesministerium für Familien und Senioren in Höhe von 10.000 Euro zur Verfügung, von denen 3000 Euro in Anspruch genommen wurden. Zunächst wurden mit öffentlichen Aufrufen Helfer gesucht. Dann wurden Flyer gedruckt und ausgelegt und Hinweise im Amtsblatt veröffentlicht, um die Sache bekannt zu machen. Auch wurde ein Mobiltelefon angeschafft. Wer die Nummer wählte, war direkt mit einem der drei Ehrenamtlichen verbunden, die im Wechsel abnahmen. Doch das Telefon klingelte nur selten. „Anfangs hatten wir vier, fünf Fälle“, erinnert sich Weilerbachs Ortsbürgermeister Horst Bonhagen (SPD). Auch kamen Anfragen an, die die Ehrenamtlichen nicht leisten konnten. Dann blieb es lange still und die Entscheidung für das Ende der Initiative fiel. „Ich denke, es will keiner zugeben, dass er Hilfe braucht“, nennt Bonhagen einen möglichen Grund. Er sieht darin aber auch einen Hinweis darauf, dass die Nachbarschaftshilfe offensichtlich doch funktioniere, und zwar besser als erwartet. „Wir haben geglaubt, dass mehr Bedarf da ist“, sagt der Ortschef. Diese Vermutung bestand auch in der Verbandsgemeinde (VG) Ramstein-Miesenbach bereits vor Jahren. Damals war der demografische Wandel mit einer Überalterung der Gesellschaft, der Auflösung von Großfamilien und der zunehmenden Vereinsamung älterer Menschen in den Medien und in den Köpfen präsent. So kam im heutigen Arbeitskreis „Alt und Jung – Natürlich miteinander!“ (AK) des Lokalen Bündnisses der VG Ramstein-Miesenbach der Gedanke auf, Jugendliche zu suchen, die sich bereit erklären, für ältere Mitbürger Hilfsdienste zu übernehmen. Über Kontakte zur Realschule plus fanden sich auch tatsächlich einige Jugendliche der oberen Klassen, die sich engagieren wollten. „Es war angedacht, dass einfache Aufgaben wie Straße fegen, Rasen mähen oder Schnee räumen auch über einen längeren Zeitraum abgerufen werden konnten“, berichtet Gisela Pfaff vom AK-Team. Im Sommer 2009 war im Mehrgenerationenhaus (MGH) eine Liste mit den Schülernamen und den jeweiligen Arbeiten hinterlegt. Senioren hätten nur nach dem Telefonhörer greifen müssen, um freiwillige Helfer zu finden – doch auch hier blieb es still. „Wir haben das Projekt dann nach einigen Monaten eingestellt“, erzählt Pfaff. Ähnlich habe es sich mit der „Wunsch-Oma“ verhalten, nach der ebenfalls keine Nachfrage bestanden habe. „Es scheint, als ob Ältere doch noch von Nachbarn und Angehörigen unterstützt werden. Auf dem Land scheint die Gemeinschaft noch zu funktionieren“, zieht Pfaff ein Fazit. Nach den Erfahrungen des AK gebe es auch eine Hemmschwelle, Fremde in Haus und Wohnung zu lassen, führt Pfaff aus. Nicht zuletzt falle es den Menschen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration schwerer, um Hilfe zu bitten und sie wollten niemandem zur Last fallen. Marliese Schmitt (Name wurde von der Redaktion geändert) gehört zu dieser Generation. Sie ist eine Nachbarin, wie sie sich jeder wünscht. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich helfe“, sagt die rüstige Rentnerin aus Stelzenberg. Sind ihre Nachbarn in Urlaub, fährt sie die Mülltonnen vor, leert den Briefkasten, gießt Blumen und schaut auch sonst nach dem Rechten – und das nicht nur für die Leute, die direkt neben ihr wohnen, sondern in allen zehn Häusern der Straße. „Das ist doch keine Arbeit. Das ist doch ganz normal, dass man da ist, wenn einer Hilfe braucht. Umgekehrt wäre das ja auch so.“ Die Seniorin ist in dem Dorf geboren und aufgewachsen und wohnt seit über 30 Jahren in der gleichen Straße. Dass hier jeder jeden kennt, ist ein Vorteil, wenn es darum geht, Hilfe von anderen anzunehmen. Zudem ist sie selbst so gut wie nie auf Reisen. „Ich bin als Ältere für die Jüngeren da“, sagt sie, wohlwissend, dass die Situation für Berufstätige anders ist. Ihr ist aber auch der gute Kontakt untereinander wichtig. „Ich finde, es ist angebracht, dass man wieder intensiver die Nachbarschaft pflegt“, macht sie sich für das Miteinander der Nebeneinanderlebenden stark. Um Kontakte geht es auch bei den Seniorencafés, die einmal im Quartal im Ramstein-Miesenbacher MGH stattfinden. Bei Unterhaltung, Kaffee und Kuchen kommen bis zu 100 ältere Bürger aus der VG zusammen und ordern auch den Fahrdienst. Pfaff sieht darin eine Chance, sich kennenzulernen und ein offenes Ohr für ältere Mitbürger zu haben. „Wenn wir wüssten, dass Interesse da ist und wir die Option haben zu helfen, dann könnte ich mir vorstellen, das Projekt wieder ins Leben zu rufen.“

Gisela Pfaff
Gisela Pfaff
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