Kaiserslautern Es fehlt nur noch die Eisenkugel

Natürlich traurig: Rufus Coates mit seiner Co-Sängerin Jess Smith.
Natürlich traurig: Rufus Coates mit seiner Co-Sängerin Jess Smith.

Die hippe Freizeitgesellschaft kriegt sich ja gar nicht mehr ein vor lauter Eventhopping und mehr oder minder gewagtem Extremsport. Dazu natürlich immer heiter, immer fit und – vor allem – völlig unverbindlich. Da kommt Rufus Coates mit seiner Co-Sängerin Jess Smith gerade recht. Um vom Scheitern, von Ausweglosigkeit oder tiefsitzender Frustration zu singen und so der allgemeinen Heiterkeitsidiotie ein musikalisches Schnippchen zu schlagen. Allerdings muss man schon ganz schön leidensfähig sein, um ein ganzes Programm der Beiden durchzustehen.

Die Bezeichnung „Irish Dark Folk“ mag für diejenigen Zeitgenossen, welche doch zumindest ein Bodhran, eine Tin Whistle oder gar eine Sackpfeife erwartet hatten, doch irreführend sein. Denn keltische Musikeinflüsse mit den entsprechenden swingenden Rhythmen suchte man hier vergebens. Vielmehr huldigen die Zwei eher der tiefen Melancholie und Morbidität einer Sinead O’Connor, eines Tom Waits oder Neil Young. Dabei kamen neben einer ganzen Reihe recht austauschbar erscheinender Depri-Songs mit einer nicht unbedingt einfallsreich gezupften Gitarre und wiederkehrenden Rhythmen auch ganz schräge Nummern heraus. So schnappten sich Coates und Smith augenscheinlich etwa bekannte Mississippi-Delta-Blues-Rhythmen und machten eigene – natürlich traurige – Stücke daraus. Sehr gelungen übrigens und von der streckenweise stark eingesetzten Stimme von Jess Smith getragen. Die leicht lebhaftere zweite Hälfte des Konzerts lebte dann ebenso hauptsächlich von ihrem Gesang. Sie kann nämlich richtig röhren und brüllen und so den melancholischen Grundthemen ganz schön Leben einhauchen. Endlich brach hier eine gewisse musikalische Wildheit durch, die den doch nivelliert erscheinenden Songs der ersten Hälfte auch gut getan hätte. Und letztlich ganz schräg wurde der Spaß, als das irische Duo anfing im Stile afroamerikanischer Work- oder Prisonsongs loszulegen. Da fehlte nur noch die Spitzhacke und die Eisenkugel am Fuß. Hier fanden sich die beiden zu wirklich ausdrucksstarkem und kraftvollem Gesang zusammen. Also scheinen die Stärken des Duos eher im Experimentellen zu liegen, als in allzu morbiden Nummern, deren Strickmuster man kennt. Konzert Am Freitag, 9. November, 20 Uhr, treten der irische Songwriter Saorise Mhor und der Fingerstyle-Gitarrist Michael Busch im Salon an.

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