Kaiserslautern „Europäer wird man durch Bildung“

Schulleiterin Ene Savi aus Estland bei ihren Grußworten mit einem Gastgeschenk für das ASG.
Schulleiterin Ene Savi aus Estland bei ihren Grußworten mit einem Gastgeschenk für das ASG.

Ein Jubiläum mit Seltenheitswert: 25 Jahre Schulpartnerschaft mit Estland und Lettland feierte das Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) am Donnerstagabend mit einem Festabend in der Schulaula. Gruß- und Dankesworte sowie Musikdarbietungen, Volkstänze und landestypische Köstlichkeiten prägten den Abend. Als Höhepunkt war die Feier eingebettet in eine Festwoche mit hochkarätigem Programm.

In der voll besetzten Aula des ASG begrüßte Schulleiterin Eva Wenzel-Staudt die zahlreichen Gäste zur großen Geburtstagsfeier. Als ganz besonderen Tag hob Wenzel-Staudt das Jubiläum der 25-jährigen Schulpartnerschaft mit dem Spidola Gymnasium in Jelgava, Lettland, und der 20-jährigen Partnerschaft mit dem Tarvastu Gymnasium in Mustla, Estland, hervor. Je sechs Schüler und zwei Lehrer vom Spidola Gymnasium in Lettland und vom Tarvastu Gymnasium in Estland sind für eine Woche zu Gast. Wenzel-Staudt dankte vor allem den Gründungsmüttern und –vätern in den drei Schulen, sowie allen, die diesen besonderen Austausch im Verlauf der Jahre unterstützt haben. Insbesondere lobte sie Max Laveuve, den ehemaligen Schulleiter des ASG, und Andris Tomasuns, den ehemaligen Direktor aus Mustla. „Ohne Ihren Einsatz und Durchhaltevermögen würden wir hier nicht stehen.“ Die gemeinsamen Sommercamps, die reihum jährlich in Kaiserslautern, Jelgava und Mustla stattfinden, seien jedes Jahr durch einen Reichtum an Ideen und hohen persönlichen Einsatz geprägt, was den Erfolg des Projekts ausmache. Der Austausch fördere die Fremdsprachenkompetenz, Kenntnis der landestypischen Kultur wie Essensgewohnheiten oder Höflichkeitsrituale, wie auch kulturelle Erfahrungen im Bereich der Architektur oder des religiösen Lebens. Da werde ein herausragender Beitrag zur Bildung geleistet. „Als Europäer wird man nicht geboren, Europäer wird man durch Bildung“, zitierte Wenzel-Staudt Robert Schumann, den ehemaligen französischen Außenminister. Es gelte, die europäischen Werte herauszustellen und zu vermitteln, sich ein eigenes Bild zu machen vom Haus Europa. Über 500 Schüler hätten im Verlauf der Partnerschaft so einen Blick über den Tellerrand werfen können. Freundschaften und Ehen seien daraus entstanden, etliche Teilnehmer seien nach der Schule ins Gastland zum Arbeiten oder für ein Studium zurückgekehrt. Joachim Färber, Beigeordneter der Stadt Kaiserslautern, betonte in seinem Grußwort, internationale Beziehungen seien in einer globalisierten Welt wichtiger denn je. Er erinnerte daran, dass zu Beginn der Partnerschaft vor 20 Jahren noch nicht vorstellbar gewesen sei, dass Estland einmal die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernehmen würde. Färber lobte die Freundschaft und die wunderbare Partnerschaft. Geprägt von Toleranz, Offenheit und Miteinander sei der Austausch ein wertvoller Beitrag zur Europapolitik. Ene Savi, Schulleiterin des estnischen Gymnasiums, freute sich über die große Ehre für eine kleine Schule in einem kleinen Ort, an diesem Austausch teilnehmen zu können. Das Projekt habe Schüler und Lehrer bereichert. „Wir haben immer ein gemeinsames Thema gefunden, das für uns wichtig und interessant war“, so Savi. Eines von mehreren Gastgeschenken war die Darbietung von Volkstänzen, die vier estnische Schüler in farbiger Tracht zeigten. Andris Tomasuns, der die verhinderte Schulleiterin aus Lettland vertrat, erinnerte daran, dass die EU der Platz ist, wo offiziell Lettisch gesprochen werden darf. Er lobte die Freundschaft unter den Lehrerkollegen und dankte den Eltern und Schülern des ASG, wo sie sich immer wie zu Hause gefühlt hätten. Die Frage, worauf der Austausch basiert, beantwortete Tomasuns: „Das ist kein Projekt – das ist ein Lebensstil.“ Dieser Lebensstil, so wünsche er sich, sollte sich auch mehr in den Regierungen durchsetzen. Klaus Schaubel und Anne Brusdeilins präsentierten die Geschichte der Partnerschaft. Eindrücke des letzten Austausches vermittelten Elena Dreher und Charlotte Painter. Gedichtlesungen, Volkslieder, Dankesworte und Tänze gaben dem Abend einen fröhlich-festlichen Charakter. Für den musikalischen Rahmen auf hohem Niveau sorgten Schüler des ASG. Ein Buffet mit landestypischen Speisen aus dem Baltikum rundete die Veranstaltung ab.

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