Kaiserslautern Intimität statt Klangrausch

„Gänsehautnah, live und unplugged“ – so lockten Lokalmatador Stephan Flesch und der Veranstalter der Reihe „Schön gehört“ in die Stadthalle Landstuhl. Zählt der Prophet im eigenen Land meistens laut Sprichwort nichts, verhält es sich hier umgekehrt: Wenn Flesch auftritt, sprengt er – wörtlich zu nehmen – den Rahmen. Die überaus große Resonanz führte am Mittwoch zur Verlegung vom oberen Foyer in den großen Saal der Stadthalle, der auch gut voll war.

(Fast) allein auf der Bühne zeigt Flesch keinerlei Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen. Und selbst bei im jährlichen Turnus wiederkehrenden Konzerten wie etwa in der Kammgarn der Reihe „Wir warten aufs Christkind“ ebbt der Besucherstrom nie ab. Wie ist das zu erklären, was ist das Erfolgsrezept des zunächst nur zur akustischen Gitarre singenden Barden? Natürlich deckt zunächst die überlegt zusammengestellte Vortragsfolge ein breites Spektrum aus Beat (Beatles), Pop (Ikonen wie Rod Stewart), Classic-Rock (Tom Petty mit „Free Fallin’“) sowie Rock’n’Roll ab. Schließlich durfte sogar eine Kostprobe aus Reinhard Meys Welt der Chansons nicht fehlen. „Über den Wolken“ wie auch Rod Stewarts „I Am Sailing“ treffen offenbar den Freiheitsdrang einiger Generationen vor und nach den 68ern, die mit dieser Sogwirkung aufgewachsen sind. Sie ließen sich von Flesch nicht lange zum Refrain bitten, und in der Stadthalle bildete sich ein Chor mit Potenzial. Wiedererkennen, mitmachen und in nostalgischen Erinnerungen schwelgen, ist die eine Seite der wirksamen Strategie. Die andere ist die unterstützende Moderation Fleschs im gemütlichen Plauderton. Skeptiker würden an dieser Stelle von aufgesetztem Entertainment und gecoverten Songs sprechen. Weit gefehlt, Fleschs Moderation wirkt nicht reißerisch, aber auch nicht langweilig im trockenen Lexikonstil. Und seine Gabe, vor allem durch die percussiv genutzte Gitarre in wechselnden Harmoniefolgen mitzureißen, haucht den Erfolgstiteln Leben ein. Da verwischen die stilistischen Abgrenzungen zwischen den Stilrichtungen, da entsteht immer primär „Flesch“. Schon im ersten Teil stieg mit Thomas Rieder ein erfahrener, routinierter Percussionist ein, der mit seinem reduzierten Instrumentarium eines Miniatur-Schlagzeugs – und dies bevorzugt gespielt mit dem Besen – die Grundidee des Konzertes vorzüglich umsetzt: klangliche Intimität und Transparenz anstelle eines Klangrauschs. Den hat Flesch nicht nötig, seine Stimme hat so viele Nuancen, kann so viel an Stimmungen zwischen Leid und Leidenschaften ausdrücken, dass er seinen Bann zieht. Schließlich beherrscht er auch noch die Kunst das Publikum stets einzubeziehen, um in den gekonnten Überleitungen seines souveränen Gitarrenspiels sogar noch schnell den Text vorzusagen. Grandios!

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