Kaiserslautern Mehr als eine Kaffeefahrt

„Chillout im Foyer“ mit Liedern, Pop- und Rockballaden aus vier Jahrzehnten zelebrierten die beiden erfahrenen Musiker Wolfgang „Wolle“ Sing und Uwe Forsch am Mittwochabend im ausverkauften Foyer der Landstuhler Stadthalle. So richtig zum Entspannen, Chillen, am Feierabend. Musik zum Träumen und Genießen.

Solche Musiker braucht man, um wieder zur Besinnung zu kommen. Kein elektronischer Pfusch am Handwerk, keine ins Leere laufenden, polystilistischen Gedanken. Stattdessen Konzentration auf den magischen Tongehalt, auf die Wiederentdeckung von Farbschattierungen, auf die hohe Kunst der hellwachen Lautmalerei. Das war das Fundament, auf dem die beiden Gitarristen und Sänger Wolfgang Sing und Uwe Forsch die Balladen aufbauten. Und wie schon in den beiden letzten Jahren, unterstrichen sie ihren Sinn für Atmosphäre. Eine friedliche Kaffeefahrt also durch Singer-Songwriter-Gefilde. Aber man soll den Takt nicht vor dem Abend loben. Denn Wolle Sing wäre nicht Wolle Sing, wenn er nicht über kurz oder lang ernst machte und den klingenden „Balladenkäse“ sauer werden ließe. Etliche Songs von den Eagles, Jon Bon Jovi, Neil Young oder Led Zeppelin und vielen anderen waren ihm dann doch zu brav, und er interpretierte sie auf seine individuelle Weise. Und so bockten die artigen „Balladen-Schafe“ alsbald gegen ihr Dasein als hochglanzversiegelnder Bodenlack. Und so entpuppte sich Sing nahezu bei jedem Song als Meister delikater, sensibler Gitarren-Improvisationen und verband eine faszinierende Technik des Oktavspiels mit einer klaren Beschränkung auf Aussagen. Er brachte die Saiten zu Singen, spielte gesanglich wohltuende, sensible Linien, die eine große dynamische Spannweite hatten, und sein Melodienreichtum war unerschöpflich. Zuweilen aber hatte sein Spiel auch einen spitzen, kantigen, beißenden Klang voll durchdringender Schärfe. Dann wiederum spielt er seine Gitarre mit einer Liebe für harfenähnliche Saitenklänge voll perkussiver Qualität. Es schien überhaupt keine Grenzen zu geben für das, was Sing mit und auf seiner Gitarre anstellte. Bestens harmonierte er dabei mit Uwe Forsch, der mit seinem Fingerpicking magische Klanggemälde schuf, den Bogen von rockigen Gitarrensounds zu meditativen, akustischen Klängen zu schlagen verstand oder einfach nur perkussiv begleitete. Und so wurde alles gelassen zu einer Musik verwoben, welche die lebensfrohe Stimmung eines Bilderbuchfrühlings vermittelte. Dazu passte auch Forschs sanfte Tenorstimme ideal, die mit ihrer musikalischen Feinfühligkeit und ungekünstelten Intensität emotionale Wirkung erzielte. Songs wie „Behind Blue Eyes“ von Limp Bizkit oder „Heart Of Gold“ von Neil Young jagten einem nahezu Wonneschauer über den Rücken. Vor allem, wenn die beiden in zweistimmigem Harmoniegesang schwelten wie in „Honky Tonk Woman“ von den Rolling Stones oder „Turn The Page“ von Metallica. Im brillanten, transparenten Zusammenspiel des Gitarren-Duos flossen dabei Leidenschaft und Harmonie, Temperament und anspruchsvolle Harmonik ineinander zu einer packenden musikalischen Weltreise. Begeisterter Beifall. Zugaben.

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