Kaiserslautern Nach Fischsterben am Gelterswoog: Wasserökologe äußert sich

In den vergangenen Tagen kein schöner Anblick: Tote Fische am Ufer des Gelterswoogs.
In den vergangenen Tagen kein schöner Anblick: Tote Fische am Ufer des Gelterswoogs.

Aktuell sieht es danach aus, dass das warme Frühlingswetter und der niedrige Wasserpegel am Gelterswoog ein Fischsterben verursacht haben. Vor allem Brassen hatten beim Laichen Probleme bekommen und waren zu Hunderten an dem Badesee verendet. Doch was tun? Einfach zuschauen und hoffen, dass das ein einmaliges Ereignis war?

Holger Schindler, Gewässerfachmann beim BUND und im Hauptberuf Gewässerökologe mit einem Büro in Elmstein, empfiehlt auf RHEINPFALZ-Anfrage, am Gelterswoog vertieft Ursachenforschung zu betreiben, auch wenn die Argumente der Fischer und der Stadtverwaltung schlüssig seien, sagt er. Er rät dazu, am besten einmal über den kompletten Jahresverlauf an dem Hohenecker Badesee den Sauerstoffgehalt im Wasser in verschiedenen Tiefen zu messen, zum Beispiel einmal im Monat an mehreren Stellen. „Damit würde ich sofort beginnen, das ist nicht kostenintensiv, das kann die Stadt selbst machen.“ Ein Sauerstoff-Tiefenprofil sei nicht kompliziert, die Sonde müsse nur an einem langen Kabel in verschiedene Tiefen abgelassen werden. In dem See, der nur wenige Meter tief ist, gebe es vor allem im Sommer verschiedene Schichten. So könne es sein, dass an der Oberfläche der Sauerstoffgehalt des Wassers völlig okay sei, in tieferen Schichten aber Sauerstoffmangel vorherrsche. Finde keine Zirkulation statt, könne es passieren, das die sauerstofffreie Schicht im See immer größer wird und es auch dadurch zu einem Fischsterben kommt. „Der Phosphorgehalt sollte in den Fokus genommen werden.“

Fischbesatz genau anschauen

„Man muss überlegen, wie man die Sache in den Griff bekommt“, sagt Schindler. Den Fischbesatz sollte man sich deshalb genauer anschauen, betont der Fachmann. Karpfen beispielsweise sollten abgefischt werden. „Die wühlen das Sediment auf und dadurch werden bereits abgesetzte Nährstoffe in den Wasserkörper zurückgeholt. Die Mikroorganismen im Schlamm führen dann zur erneuten Sauerstoffzehrung. Günstiger sind etwa Forellen, die nicht im Sediment wühlen und Kleintiere fressen, die sich von Algen ernähren. So werden Nährstoffe reduziert.“

Wichtig ist aus Schindlers Sicht, dass die Beschattung am Ufer durch Bäume nicht reduziert wird. „Je mehr Sonne reinscheint, desto wärmer wird das Wasser und mehr Algen bilden sich. Und mit der Algenbildung und Erwärmung erniedrigt sich die Sauerstoffsättigung.“ Sonnenöle und Cremes tragen ebenfalls zur Nährstoffanreicherung bei. „Man könnte an die Badegäste appellieren, die Sonnenöle eine Weile einziehen zu lassen, bevor es ins Wasser geht.“

Geringere Durchströmung

Schindler, der mit seinen Büro für Gewässerökologie Kommunen berät, Auftragsgutachten macht, Umweltbildung und Gewässermonitoring, nennt auch den Klimawandel und die Wasserentnahmen rund um den Gelterswoog als wichtige Faktoren, die zu einer geringeren Durchströmung und einem geringeren Zufluss in den Weiher führen. „Wir haben hier den größten Woog im Pfälzerwald mit immer weniger Zuflüssen aus den Seitentälern. In Kombination mit dem Klimawandel und der damit verbundenen geringen Grundwasserneubildung ist das problematisch.“

Wenn man es ernst meine, den See erhalten zu wollen, wäre es laut Schindler eine Überlegung wert, die Wasserentnahme, auch durch die Amerikaner, mal für eine gewisse Zeit auszusetzen oder zu drosseln und zu schauen, ob sich was ändere. Wenn behauptet werde, die Wasserentnahme spiele sicher keine Rolle, brauche man nur in das benachbarte Aschbachtal zu schauen, das großteils trockengefallen sei, während im Karlstal die Bäche noch laufen wie früher.

Wasser einzuleiten ist keine Dauerlösung“

Grundwasser in den See einzuleiten, so wie es früher am Gelterswoog praktiziert wurde, als die Schäckersdell noch angezapft wurde, deren Wasser heute ins Netz eingespeist wird, hält Schindler für nicht besonders sinnvoll. „Es ergibt wenig Sinn, Wasser an der einen Stelle zu entnehmen und es dann künstlich woanders zuzuleiten. Das sei nur ein Hin- und Hergeschiebe, könne zumindest keine Dauerlösung sein. „Das kann man mal als Notmaßnahme machen, aber nicht dauerhaft.“

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