Kaiserslautern „Ode an die Provinz“

Großen Gefallen fanden die Besucher an den Darbietungen der beiden Untiere Marina Tamassy und Wolfgang Marschall.
Großen Gefallen fanden die Besucher an den Darbietungen der beiden Untiere Marina Tamassy und Wolfgang Marschall.

Zum dritten Mal seit 2016 haben die Freunde des Museums Pfalzgalerie am Freitagabend zu ihrem Fest ins Haus am Museumsplatz eingeladen. Fast 80 Gäste kamen und fanden großen Gefallen an den Wortkaskaden der beiden Untiere Marina Tamassy und Wolfgang Marschall.

Mit ihrer „Ode an die Provinz“ warteten die beiden Kabarettisten gleich einmal mit einem ironieverdächtigen Schwall an Komplimenten für die angebliche pfälzische Idylle auf. Vom Wein war da die Rede, natürlich, von der Waldromantik auch, vom klaren Wasser und von freundlich wirkenden Landfrauen. Aber der kabarettistische Stolperstein ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Das „deutsche Wesen“ war nämlich auch in die Schmeichel-Reihe gerutscht. Und als wäre das nicht schon genug für den erwachenden kritischen Geist des Zuhörers, wurde der pfälzische „Garten Eden“ gegen den hochdeutschen Rest der Republik in Stellung gebracht. Bloch werde hierzulande ganz gern gegen Löns getauscht. Wer eine gesunde Portion ironischer Genussfähigkeit mitgebracht hatte, wurde nicht enttäuscht. Die lobenden Worte für das Publikum – „Elite der Westpfalz, Avantgarde geradezu“ – ließen ein weites Feld der Interpretation zu. An gängigem Lokalpatriotismus fehlte es den im Dialog entwickelten Gedankenspielen der beiden Wortkünstler doch erheblich. Wie wäre es sonst erklärlich, dass ausgerechnet im Zusammenhang mit genüsslich vorgetragener Definitions-Litanei des Begriffs „Banausentum“ die Rede auf Kaiserslauterer Zustände kam? „Die Kommunalpolitik ist hier ja mit Kulturbeflissenen reich gesegnet“, behauptete Marschall. „Alles ist hier in Bewegung außer dem Verkehr“, fuhr er fort und wies dann auf den Turm der Stiftskirche hin. Der sei so marode, dass, wenn er umfiele, er das Spinnrädl gleich mittreffen könnte. Das wäre schließlich auch das Ende der beiden letzten Gebäude von historischem Rang in Kaiserslautern. Bettina Bachem, Vorsitzende des Vereins, lud anschließend zum Gespräch der Freunde des Museums Pfalzgalerie mit ihren Gästen. Stilvoll-zurückhaltende Jazz-Musik boten dazu Wolfgang Klimmer am Klavier und Bassist Johannes Schädlich. Außergewöhnliche kulinarische Köstlichkeiten sowie das eine oder andere Gläschen Sekt oder Wein beförderten eine nette Gesprächskultur. Mit dem 9. November als Datum der Veranstaltung seien ja ernste historische Dinge verbunden, sagte Bachem. Allerdings gebe es an diesem Tag auch die Erinnerung an den Mauerfall. Deshalb sei es durchaus angebracht, die kritische Haltung der Kunst mit der des politischen Kabaretts zusammen zu bringen.

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