Kaiserslautern Russische Lebensfreude

Mit Elena Bashkirova am Klavier und Trompeter Gábor Boldoczki zeigte das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR in Mannheim, wie auch außergewöhnliche Solo-Werke bestens unterhalten können. Vor allem, wenn sie durchdacht interpretiert werden – und die gängige Konzertdramaturgie umwerfen.

Oft beginnen Sinfoniekonzerte mit einem kurzen Orchesterwerk, anschließend gibt’s das Solo-Stück mit prominenter Besetzung. Nach der Pause kommt dann gern die Sinfonie. Die kann auch schon mal eine Stunde dauern und, gerade für ungeübte Konzertgänger, gefühlt noch länger werden. Anders war es jetzt beim SWR-Sinfonieorchester Stuttgart im Rosengarten Mannheim. Vor der Pause gab es, als längstes Werk des Konzerts, eine herrlich lebhaft interpretierte „Scheherazade“ des „Hummelflug“-Komponisten Nikolaj Rimski-Korsakow. Am Ende des Abends stand Peter Tschaikowskys kurzes „Capriccio italien“. Dazwischen als Höhepunkt 15 Minuten konzentrierte Kreativität aus russischem Hause: das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll von Dmitri Schostakowitsch. Auch wenn im Werktitel zwei Solo-Instrumente genannt werden, regiert doch das Klavier. Mal stößt es das Streichorchester zu imitierenden Passagen an, mal reizt es die Trompete zu frechen Antworten. Doch gegen die selbstbewussten Tasten kann sich das Blech nicht durchsetzen. Elena Bashkirova spielte auf dem Flügel mit trotziger Leichtigkeit und ließ in den Pausen ihre Finger tonlos über die eigenen Oberschenkel rasen. Unterdessen zauberte Gábor Boldoczki gedämpft-weiche Trompetenklänge über den Bühnenrand hinaus. Sobald die beiden den begleitenden SWR-Streichern das Feld überließen, huschte das eine oder andere Lächeln unterm Deckel des Konzertflügels hindurch. Hier wurde nicht nebeneinander, sondern miteinander musiziert. Schostakowitsch, vor den schweren politischen Repressionen der 1930er ein äußerst heiterer und lebenslustiger Komponist, hätte sich gefreut, hätte er den Lacher des Publikums gehört. Den gab es als Bashkirova sich ganz plötzlich von ihrem Klavierhocker erhob und damit ein selbstbewusstes, gleichzeitig ironisches Ausrufezeichen unter einen besonders beherzten Akkord setzte. Mit solch durchdachten Interpretationen machen ungewöhnliche Werke Spaß. Den Taktstock führte den ganzen Abend über Dmitri Kitajenko in angenehm unaufgeregter, fast stoischer Ruhe. Bei der anfänglichen „Scheherazade“ hatte Konzertmeisterin Natalie Chee im lyrischen Dialog mit dem Orchester brilliert.

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