Kaiserslautern Schon auf dem Schaukelpferd in Jockey-Haltung

Erster Start, erster Sieg: Zum Auftakt der Junior-Cup-Serie im April gewann Chiara Kehrer auf Peseta auf der Zweibrücker Rennwie
Erster Start, erster Sieg: Zum Auftakt der Junior-Cup-Serie im April gewann Chiara Kehrer auf Peseta auf der Zweibrücker Rennwiese.

Es ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte: Ende März absolvierte Chiara Kehrer aus Knopp-Labach den Rennreiter-Lehrgang in Honzrath, im Oktober feierte sie vorzeitig den Gesamtsieg im Junior-Cup Südwest für Nachwuchsrennreiter. Neunmal war die 18-Jährige, die dem Reit- und Fahrverein Miesau angehört, mit ihrer Stute Peseta am Start, siebenmal verließ sie als Siegerin die Bahn.

Vor dem ersten Start am 23. April in Zweibrücken habe sie nicht viel erwartet, erzählt die angehende Erzieherin, die in Landstuhl die Nikolaus-von-Weis-Schule besucht. „Ich habe gehofft, dass ich das, was ich in Honzrath gelernt habe, umsetzen kann“, bemerkt sie im Rückblick. Drei Wochen nach Abschluss des Lehrgangs feierte sie bei ihrem Debüt in einem Pferderennen aber gleich den ersten Sieg. Und das, obwohl sie im Schlussbogen aus dem Steigbügel rutschte. Schon früh zeigte Chiara Kehrer Interesse am Rennsport. Das lag am Cousin ihrer Mutter Jutta, Thomas Gries, der als Amateurrennreiter auf mehr als 130 Siege kam. „Sie hat als Kind immer Thomas Gries gespielt auf dem Schaukelpferd, da hat sie die Bügel kurz gemacht“, erinnert sich Jutta Kehrer lachend. Die Pferdebegeisterung hielt an, das erste Pony, Reitstunden im Kleinbundenbacher Stall Rubly, dann ein Tinker (eine Pferderasse). „Ich hatte von klein auf nur Pferde im Kopf", erzählt Chiara, ihre Vierbeiner versorgt sie mit großer Disziplin. „Man hat schon eine Verantwortung daheim.“ Zum Rennsport kam sie vor zwei Jahren durch die Knopperin Birgit Nikolaus, selbst Besitzertrainerin und ehemalige Rennreiterin. Sie nahm Chiara zu den Rennen mit. Nikolaus stellte den Kontakt zur Kuselerin Nina Schneider her, die eine Reiterin für die Trainingsarbeit suchte. Kehrer sagte zu, bereitete fortan die Schneider’schen Pferde vor und lernte so Peseta kennen. Die Schimmelstute hatte es ihr angetan, im Dezember 2016 wechselte sie den Besitzer, steht seither in Knopp. Chiara Kehrer schloss sich dem Reitverein Miesau an – Vorsitzender ist der Knopper Georg Mayer –, dort trainiert sie mit Peseta. Mit der sechsjährigen Peseta bestritt sie auch den Rennreiter-Lehrgang in Honzrath, wo ein gutes Dutzend angehende Jockeys von Kirsten Schmitt, Birgit Nikolaus und Peter Gehm angeleitet wurden. „Mir hat das viel gebracht. Ohne den Lehrgang hätte ich das nicht erreicht“, sagt Kehrer. Siebenmal verließ sie mit Peseta als Siegerin die Bahn, am 1. Oktober fuhr sie mit ihrem überraschenden Erfolg in Honzrath den Gesamtsieg ein. Einmal musste Peseta passen, weil sie nach ihrem fünften Sieg in Folge Anfang September in Lebach angaloppiert wurde und verletzt war. Während Peseta in Billigheim pausierte, ritt Kehrer dort im Reitpferderennen den ehemaligen Galopper Hartshead Flyer zum Erfolg. Für die 18-Jährige der sechste Sieg in Folge. Der ein oder andere Knopper hat sich dank der Kehrer’schen Erfolge für den Rennsport begeistern lassen, einige verfolgten den Sieg von Peseta beim Heimrennen in Miesau – trotz der zeitgleich stattfindenden Kerwe in Knopp. Der größte Fan stammt aber aus der Familie: Oma Erika Kehrer ist bei den Rennen mit großer Begeisterung im Publikum. 2018 wird Chiara mit Peseta erneut im Junior-Cup starten, will nach Möglichkeit ihren Titel verteidigen. Ob sie selbst einmal die Amateurrennreiter-Lizenz erwerben wird, ist offen. Gut vorstellen kann sie sich, dass sie einmal Besitzertrainerin wird. Zuvor soll aber die Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen werden. Auch hier wandelt sie auf vertrauten Pfaden: Mama Jutta leitet den Kindergarten in Winterbach bei Zweibrücken.

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