Kaiserslautern Situation bei Staatsphilharmonie eskaliert

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Die Situation bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz scheint zu eskalieren: Laut RHEINPFALZ-Informationen hat Chefdirigent Karl-Heinz Steffens von geplanten 45 Konzerten in dieser und der kommenden Saison über 20 abgesagt. Dies wurde den Musikern gestern in einer Orchesterversammlung mitgeteilt. Ausgelöst wurde die heftige Reaktion des Dirigenten angeblich durch Äußerungen von Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher vor dem Personalrat des Orchesters. Das böse Wort von der „Vetternwirtschaft“ machte die Runde – auch wenn es von allen Seiten ganz schnell dementiert wird.

Schumacher

betont auf Nachfrage ganz deutlich: „Das Wort ,Vetternwirtschaft’ ist nie gefallen, das haben auch alle Beteiligten an diesem Gespräch bestätigt.“ Darüber hinaus habe man sich mit den Verantwortlichen der Staatsphilharmonie darauf verständigt, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Offensichtlich müssen aber in diesem Gespräch Dinge zur Sprache gekommen sein, die Chefdirigent Karl-Heinz Steffens regelrecht in Rage versetzen. Denn nach RHEINPFALZ-Informationen unterrichtete Staatsphilharmonie-Intendant Michael Kaufmann die Musiker gestern davon, dass Steffens sein Engagement in Ludwigshafen in der laufenden und der kommenden Saison von den geplanten 45 Konzerten auf 25 herunterfahren wird. Das würde dann wohl der Anzahl von Terminen entsprechen, zu der er vertraglich verpflichtet ist. Steffens, der gerade in Zürich Konzerte mit dem dortigen Tonhalle-Orchester dirigiert hat, wollte sich gestern zu der ganzen Angelegenheit – ebenso wie Intendant Michael Kaufmann – nicht äußern. An der Art, wie Steffens auf die RHEINPFALZ-Nachfrage reagierte, konnte man jedoch bemerken, wie tief verletzt der Dirigent sein muss, der die Staatsphilharmonie seit 2009 leitet und das Orchester seitdem deutlich hörbar weiterentwickelt hat. Dass dieser Prozess mit Dienst nach Vorschrift fortgesetzt werden kann, scheint ausgeschlossen. Sicherlich spielt bei dem ambitionierten Dirigenten, der mittlerweile weltweit am Pult vieler renommierter Orchester steht, auch der Frust über versprochene, zugesagte beziehungsweise in Aussicht gestellte zusätzliche Stellen für sein Orchester eine Rolle. Wie berichtet, geht man bei der Staatsphilharmonie von 88,5 Planstellen aus, Staatssekretär Schumacher verwies im Interview mit der RHEINPFALZ auf die im Landeshaushalt festgeschriebenen 87 Musikerstellen. Betroffenheit und Unsicherheit herrscht natürlich auch unter den Musikern des Orchesters. Schließlich halbiert ihr Chef quasi seine Konzertpräsenz. Laut RHEINPFALZ-Informationen besteht zudem akuter Handlungsbedarf für die Intendanz der Staatsphilharmonie, da Steffens auch sein Mitwirken beim Beethovenfest des Orchesters in Speyer abgesagt hat, das von 2. bis 5. Juli stattfinden wird. Steffens sollte dort sowohl dirigieren als auch – zusammen mit seiner Frau – als Kammermusiker in Erscheinung treten. Und so gibt es bei dieser ganzen traurigen Geschichte eigentlich nur Verlierer, auf allen Seiten, im Orchester wie im Ministerium. Aber auch im Publikum. Denn schließlich freuen sich die Menschen in der Region auf Konzerte mit Karl-Heinz Steffens, weil sie wissen und es auch oft genug erleben durften, welche Entwicklung das Orchester mit diesem Dirigenten gemacht hat. Nie war das Wort vom Orchesterflaggschiff des Landes berechtigter als in den vergangenen Jahren. Dieser Höhenflug könnte nun nicht nur unterbrochen werden, sondern sogar abrupt enden. Völlig ohne Not – und der größte Verlierer ist die Musik, die Kunst in Rheinland-Pfalz. Denn absolut unvorstellbar scheint nun auch, dass Steffens länger als bis zum Ende seines Vertrages im Jahr 2018 in Ludwigshafen bleibt.

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