Kaiserslautern Spektakel sondergleichen

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Unterschiedlicher hätte die Resonanz auf die beiden Festivalabende des fünften Schlossfestivals in Trippstadt kaum ausfallen können. Knapp 400 Besucher am Freitagabend standen über 2100 am Samstag gegenüber. Liegt es an der Konkurrenz zu Veranstaltungen in Kaiserslautern oder am Bekanntheitsgrad der Showband New Generation? Viel wurde am Freitagabend spekuliert.

An der „Vorgruppe“ MEP-LIVE! und ihren Darbietungen aus Rock, Pop, Country und Blues kann es bestimmt nicht liegen. Das Trio mit Mario Scheufler, Michael Ernesto Schmitt und Peter Weigerding überzeugt von Beginn an. Mit origineller Besetzung (Gitarre, Bassgitarre und Cajón-Percussion) wirken die drei Musiker äußerst authentisch. Schmitt, mit seiner variantenreichen Stimme von weich bis rockig und rotzig, verkörpert bis ins Detail die von dem Trio gecoverte und zeitweise schelmisch parodierte Musik. Bei den Udo-Lindenberg-Songs, dargeboten mit rauer Stimme und cooler Sonnenbrille, meint man den Altmeister persönlich auf der Bühne vor sich zu haben. Gekonnte Gitarrensoli und eine perfekt aufeinander abgestimmte Darbietung lassen Spielfreude und langjährige Erfahrung spüren. Pfiffig und kreativ untermalen Country-Elemente die Nummern. Nach einer Zugabe ist leider schon Schluss. Ab 21 Uhr wird es Zeit für New Generation mit ihrem „Unforgettable“-Konzert. „Ich hoffe, wir sind nicht der Grund, warum vorne noch so viele Plätze frei sind“, schmunzelt Georg Fritz, Bandleader und Arrangeur der Truppe. Die knapp 30 Akteure aus dem Saarland starten ihre Performance mit mehreren Liedern von Udo Jürgens. Der orchestrale Charakter der Showtruppe verbindet wie selbstverständlich populäre Musik mit klassischen Elementen. Vielleicht hätte sich der Bandleader die ein oder andere, mehrfach bemühte Saarländer-Pfälzer Anspielung verkneifen sollen oder das permanente Animieren zum Mitklatschen der weit auseinander sitzenden Zuhörer – irgendwie wollte nicht wirklich Stimmung aufkommen. Dabei hat die Showtruppe musikalisch einiges zu bieten. Besonders sticht die Sängerin Sabine Becker hervor, die mal zart, mal hart die Flexibilität ihrer Stimme unter Beweis stellt. Präzise intoniert, gefühlvoll und sicher im Ton, beeindruckt die attraktive Solo-Sängerin im stilvollen, schwarzen Abendkleid. Bei den Bläsern brechen ab und an in den Soli schräge Töne durch. Georg Fritz ist seine Unzufriedenheit mit der zeitweise übersteuernden Technik am Keyboard anzumerken. Michael Porten am Solo-Saxofon kann ebenso überzeugen wie Sebastian Wust am Keyboard. Das Publikum ist an diesem Abend über New Generation geteilter Meinung. Es gibt Stimmen, die der Auftritt an ein Kurparkorchester erinnert und denen vieles zu dick aufgetragen und zu routiniert erscheint. Andere freuen sich an der orchestralen Darbietung bekannter Musikstücke und sind vor allem von Sabine Beckers Interpretationen begeistert. Bei sommerlich milden Temperaturen am Samstagabend geht das Festival in die nächste Runde. Mit wummernden Bässen im Bauch beginnt der Show-Act der Lauterer Band LIO. Die vier jungen Musiker spielen neben Eigenkompositionen auch Interpretationen bekannter Bands aus den 60ern und 70ern bis hin aktuellen Gruppen. Die Truppe, die erstmals im Herbst 2015 eigenes Songmaterial veröffentlichte, überzeugt durch ihre engagierte und kraftvolle Darbietung. Besonders Leonard Stahl mit seiner ausgefallenen Rockstimme wird dem Anspruch auf kernigen, explosiven Hardrock gerecht. Zu Recht fordert das Publikum eine Zugabe. Ihr neuester Song „The Sun“, der am Tag zuvor zum ersten Mal im Radio gelaufen sei, wird vom Publikum mit lautem Beifall gewürdigt. Der Top-Act des Schlossfestivals ist natürlich die Brass Machine, im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens. Aktuelle und ehemalige Musiker treffen sich an diesem Abend zur gemeinsamen Performance, die es in sich hat. Gleich von Anfang an heizen die Musiker um den Bandleader und Saxophonisten Jens Vollmer, Keyboarder Martin Preiser, Schlagzeuger Rainer Dettling und Joe Denzer an der Posaune ihren Fans ein. Die Tischreihen und Bänke vor der bei einsetzender Dunkelheit zauberhaft illuminierten Schlosskulisse füllen sich mit einem bunt gemischten Publikum restlos. Mitreißender Swing, kantiger Rock – die Band weiß die Zuhörer zu fesseln. Die eher zierliche Solo-Sängerin Melissa Könnel überrascht mit einer kräftigen Soul- und Rockstimme. Perfekte Intonation, mal laut, mal leise, von rockig bis zart, lässt die Zuhörer bei „Blame It On The Boogie“ von Mick Jackson aufhorchen. Ein drängender, mitreißender Beat kennzeichnet „Don’t Worry“. Christian Stockerts Interpretation von Bruno Mars’ „Locked Out Of Heaven“ ist äußerst sicher und zum Verwechseln ähnlich. Manuel Lothschütz interpretiert besonders hinreißend die zerbrechlich-traurige Botschaft des „Logical Song“ von Supertramp. Ein weiterer Höhepunkt ist der Auftritt von Sascha Kleinophorst mit seinem Duettpartner Pius als Blues Brothers in einem original amerikanischen Polizeiwagen. Exotische Mambo-Tänzerinnen untermalen die Songs von Ricky Martin. Eine Feuershow, deren Wärme bis zu den vorderen Publikumsreihen zu spüren ist, beeindruckt vor dem dunklen Hintergrund der Waldbühne. Das gespannt erwartete Höhenfeuerwerk um 23 Uhr fügt dem Abend einen weiteren Höhepunkt bei. Klassische Bläsermusik untermalt stilvoll das sich orgiastisch steigernde, pyrotechnische Spektakel. Und die Brass Machine klingt auch nach dem Feuerwerk zu keinem Moment müde und unterhält das mittlerweile vor der Bühne ausgelassen tanzende Publikum mit hochklassigem Rock, Pop und Soul aus verschiedenen Epochen Musikgeschichte. Auch nach vielen Jahren des gemeinsamen Musizierens wirkt die Performance dieser Band noch immer frisch und spielfreudig. Auf die nächsten 15 Jahre!

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