Kaiserslautern Von Ideen und Ansätzen

Ob einst Künstler und Kunstfreunde dieses Pfaff-Treppenhaus betreten? Jörg Heieck hat es aufgenommen.
Ob einst Künstler und Kunstfreunde dieses Pfaff-Treppenhaus betreten? Jörg Heieck hat es aufgenommen.

Räume, Hallen und Gelände von Pfaff zur künstlerischen Nutzung, Urban-Gardening-Projekte, Ausstellungen und Aktionen, ja gar eine Künstlerkolonie – der Ideen sind viele. Grund genug für die RHEINPFALZ, sich bei verschiedenen hiesigen Künstlern umzuhören, wie denn der Stand der Dinge ist und was konkret aus ihren Ideen werden könnte.

Über den neuen Verein Kultur/Werk/Pfaff aus AStA, kulturkollektiv, hertzmusic und anderen hat die RHEINPFALZ bereits berichtet. Auch gab es bereits erfolgreiche Aktionen etwa von hertzmusic und verschiedenen anderen Künstlern in der ehemaligen Pfaff-Kantine, die gezeigt haben, dass das Ambiente und das Flair der ehemaligen Nähmaschinenfabrik ganz besondere Veranstaltungen möglich macht. Nun hat die RHEINPFALZ von den Fotografen Jörg Heieck und Thomas Brenner, dem Maler Michal Fetzer als Vertreter der Künstlerwerkgemeinschaft (KWG) und der Innenarchitektin und Designerin Silke Westenweller wissen wollen, wo sie zur Zeit stehen, was sie planen und welche Ideen sie für das Pfaff-Areal haben. Dabei kamen zum Teil recht unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze heraus. Jörg Heieck hat bereits als Schüler bei Pfaff gearbeitet und seit der Werksschließung regelmäßig dort fotografiert, Foto-Workshops und Ausstellungen organisiert. Er sieht Pfaff als wichtigen Teil der Stadtidentität, schließlich habe das Werk die Lauterer seit rund 150 Jahren miternährt. Er versucht, Bürger und Politiker zu sensibilisieren, dass ein altes Werksgelände in dieser Größe deutschlandweit nicht mehr existiere und große Chancen biete. Er meint: „Das alte Pfaff-Gelände könnte wesentlich dazu beitragen, Lautern neu aufzustellen.“ Und fragt sich: „Überlässt man die Gestaltungshoheit nur den Investoren?“ Weiter sieht er neben der Stadt auch die Landesregierung in der Pflicht. Er betont, dass die Mainzer Waggonfabrik ein Positivbeispiel sei, wo neben Industrie und Handwerk auch von der Stadt vorgehaltene Künstlerateliers vorhanden seien. Der hiesige Spezialist für Inszenierte Fotografie, Thomas Brenner, sagt, der Hype ums Pfaff-Gelände sei leicht übertrieben. Zwar hat er selbst eine Foto-Serie zum Thema Autismus dort erarbeitet, aber er stellt heraus: „Seine tollen Ideen – sofern man diese hat – kann man ja überall umsetzen, nicht nur auf dem Pfaff-Gelände.“ Und die Konzentration auf Pfaff könne einem schließlich auch ausbremsen. Was man als Künstler mache, sei wichtiger als wo man dies mache. Er selbst sei nicht an Räumen bei Pfaff interessiert, schließe sich aber gerne anderen Aktionen an, sobald das Gelände offen sei. Außerdem könne er auch die Verwaltung verstehen, die schließlich auch an die Sicherheit von Künstlern und Publikum auf dem maroden Gelände denken müsse. Der Maler Michael Fetzer als Vertreter der KWG nennt noch einmal die Vereinigung Kultur/Werk/Pfaff, in der sich eine beeindruckende Anzahl von Vereinen und Clubs versammelt habe. Man bemühe sich um ein Gebäude auf dem Pfaff-Gelände, das zu einem freien Kulturzentrum werden könne. Auch er meint, viele Bürger hätten das Gefühl, dass die Entwicklung des Pfaff-Geländes zu sehr den Investoren überlassen werde. Allerdings sieht er diesbezüglich auch eine Erstarkung verschiedenster Künstler und Künstlergruppen. Ab 16. Mai plane die KWG eine große Kunstaktion namens „Paff The Magic“ im oder um das ehemalige Verwaltungsgebäude herum mit künstlerischen Gästen wie Judith Leinen, Thomas Brenner oder Stefan Cattaneo. Dafür bemühe sich zur Zeit das Amt für Bauordnung um die entsprechende Genehmigung. Fetzer verweist auch auf die bereits in der ehemaligen Pfaff-Kantine sehr erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen etwa von hertzmusic, der Familie kunterbunt oder der Universität, die großen Publikumszuspruch gefunden hätten. Man merkt dem engagierten Mann seine Begeisterung für das alte Pfaff-Gelände an, das seines Erachtens mit ein wenig Improvisationswillen zu einem attraktiven Anziehungspunkt der Stadt werden könne. Ins selbe Horn stößt auch die Künstlerin Silke Westenweller. Sie hat die große Idee einer bunten Künstlerkolonie. Außerdem wünscht sie sich, dass „alle Künstler an einem Strang ziehen“ würden und nennt als dementsprechende Anregung ein altes Werksschild, auf dem steht: „Gemeinsam schaffen wir Qualität.“ Als geeignet zur Umsetzung ihrer Ideen sieht sie etwa die historische Produktionshalle von 1905 nahe dem Verwaltungsgebäude. Hier seien vor allem Dachreparaturen nötig, innen könnten die Künstler ja viel selbst machen. Einige neue Kontakte zu Interessenten habe sie über ihren kürzlichen Auftritt in der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“ bekommen. In der Sendung verwies Westenweller auf die einmaligen Chancen, die sie bezüglich des Pfaff-Geländes sieht. Und auf ihre Hoffnung, dass das Gelände nicht nur mit Miet- und Nutzbauten zugepflastert wird. Sie betont: „Eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeitmöglichkeiten und eben künstlerischen Aktivitäten würde das Gelände lebendig machen, hoffentlich geht diese Chance nicht im großen Investorenrausch unter!“ Aktion Eröffnung der KWG-Kunstaktion „Paff The Magic“ am Mittwoch, 16. Mai, ab 18 Uhr, in und um das Ex-Pfaff-Verwaltungsgebäude, Eingang über Pfaff- und Albert-Schweitzer-Straße; infos: www.paff-the-magic.de.

x