Kaiserslautern Westpfalz-Klinikum: Neues Gerät kann täglich 1400 PCR-Tests auswerten

Chefarzt Eray Yagmur erklärt, wie die automatisierte Auswertung von PCR-Tests funktioniert. Links werden die Proben in das Gerät
Chefarzt Eray Yagmur erklärt, wie die automatisierte Auswertung von PCR-Tests funktioniert. Links werden die Proben in das Gerät geladen, rechts erscheinen die Ergebnisse.

Die Omikronwelle lässt die Infektionszahlen rapide steigen. Das Virus ist schneller geworden. Umso wichtiger sind schnelle Testresultate. Das Labor des Westpfalz-Klinikums hat zuletzt in einer Woche 8162 PCR-Tests ausgewertet. Und der Durchsatz kann erhöht werden. Chefarzt Eray Yagmur erklärt, wie das funktioniert.

„Wir müssen dem Team jetzt Druck nehmen.“ Was Eray Yagmur sagt, klingt in der aktuellen Phase der Pandemie paradox. Seit 1. September ist er Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern. Mitten in der Pandemie hat er die neue Stelle angetreten. In einer Zeit, in der die Labormitarbeiter Höchstleistung bringen müssen. Von Juni 2020 bis zum Juli 2021 wurden im Labor des Westpfalz-Klinikums 70.000 PCR-Tests ausgewertet, erläutert Yagmur. Aktuell sind es 30.000 pro Monat. „Wir bearbeiten in drei Monaten mehr als ein Jahrespensum“, sagt der 47-Jährige.

Gerät kann 1400 Tests pro Tag auswerten

Um bei solch einem Tempo auch noch Druck vom Laborteam nehmen zu können, hat das Westpfalz-Klinikum ein neues Gerät angeschafft, mit dem die Auswertung von PCR-Tests automatisiert wird. Zu Beginn der Pandemie 2020 habe man sich herkömmliche PCR-Systeme ins Labor geholt. Zahlreiche Schritte müssen dabei aber von den Laborassistentinnen und Laborassistenten manuell vorgenommen werden, bis ein Ergebnis vorliegt. 800 bis 1000 PCR-Tests konnte so täglich ausgewertet werden, erläutert Yagmur. Durch den Einsatz des 1,5 Tonnen schweren Cobas 6800 der Firma Roche – rund 450.000 Euro kostet so ein Gerät – kommen bis zu 1400 Tests pro Tag dazu, viele mühsame Arbeitsschritte für die Mitarbeiter fallen weg. Durch die Automatisierung soll es „eine hohe Durchsatzrate im Labor geben. Wir wollen das in geordneten Bahnen abarbeiten, den Schrecken aus dem Labor nehmen“, sagt Yagmur. Nicht mehr von Corona getrieben zu sein, ist ein Ziel des Labormediziners. Und zwei weitere hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Binnen 24 Stunden soll für jeden Test ein Ergebnis vorliegen und über eine Hotline soll das Labor ab Februar ständig für die klinischen Kollegen erreichbar sein.

Im Labor in Kaiserslautern werden die PCR-Tests von allen vier Standorten des Westpfalz-Klinikums zentral ausgewertet. Denn dafür braucht es speziell geschultes Personal. Dazu kommen Tests aus dem Klinikum Landau, mit dem eine Laborpartnerschaft besteht, sowie von Patienten, die vom Gesundheitsamt überwiesen werden.

Yagmur: Priorisierung bei PCR-Tests ist sinnvoll

Die über 8000 Tests pro Woche speisen sich in erster Linie aus Tests von Patienten und der Mitarbeiter, die sich wöchentlich mindestens einem PCR-Test unterziehen, erläutert Klinikum-Sprecher Dennis Kolter.

Sollte es die Omikronwelle notwendig machen, könne man an Werktagen im Optimalfall bis zu 2500 PCR-Tests auswerten: rund 1000 manuell durch die Mitarbeiter, 1400 vollautomatisch dank des neuen Gerätes und 100 Schnell-PCR, die in Notfällen eingesetzt werden, beispielsweise wenn sofort eine OP ansteht. Binnen 50 Minuten , so der Chefarzt, liegt das Ergebnis vor. Auch bei den Schnell-PCR-Tests ist eine Verkürzung der Testzeit auf nur 20 Minuten in Planung. Für Außenstandorte komme aktuell die Fahrt zum Labor dazu. Deswegen möchte Yagmur dort gerne ebenfalls Schnell-PCR anbieten können.

Dieser maximale Durchsatz sei nur möglich, weil man gut ausgebildete, spezialisierte Fachkräfte habe. Außerdem dürfe es keine technische Störung oder Personalengpässe geben. Vor diesem Hintergrund hält Yagmur eine Priorisierung der PCR-Tests für Risikogruppen wie Krankenhaus- und Pflege-Beschäftigte für sinnvoll. Wenn die Krankenhausversorgung nicht mehr aufrechterhalten werden könne, „wäre der Schaden für die Gesamtgesellschaft umso größer“, so Yagmur.

Der Chefarzt sieht indes weitere Möglichkeiten, den Durchsatz im Labor zu erhöhen. Im Falle von mehreren hunderttausend infizierten Menschen pro Tag, wäre eine Pooling-Strategie zu diskutieren. Dabei würden beispielsweise fünf Proben zusammengefasst und nur bei einem positiven Ergebnis noch einmal einzeln untersucht.

Aktuell nimmt das Labor bei positiven Ergebnissen eine Variantenbestimmung vor, um herauszufinden, ob es sich um Omikron handelt. Das sei aber nur sinnvoll, wenn die Variante Einfluss auf die Abläufe im Klinikum hat. Irgendwann mache es keinen Unterschied mehr, ob ein Patient mit Omikron infiziert ist. Dann müsse man die Variante auch nicht mehr bestimmen. Zumal sich bei einem Verdachtsfall eine Sequenzierung in einem Partnerlabor anschließt. Bis das Ergebnis vorliege, dauere es aktuell zwölf bis 14 Tage. „Manchmal wurde der Patient dann schon entlassen.“

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