Kaiserslautern „Wir müssen selbstbewusst auftreten“

„Bis zur nächsten Lizenzierung im März kommenden Jahres müssen wir einige Millionen einsammeln“: der FCK-Aufsichtsratsvorsitzend
»Bis zur nächsten Lizenzierung im März kommenden Jahres müssen wir einige Millionen einsammeln«: der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf (rechts) auf der Dachterrasse seines Unternehmens im Gespräch mit unserem Redakteur Hans-Joachim Redzimski.
Herr Banf, wie oft telefonieren Sie täglich mit dem Betzenberg? (schaut in sein Handy)

Am Montag hatte ich 59 Anrufe, davon etwa die Hälfte in Sachen FCK. 68 Anrufe waren es am Freitag, auch davon etwa die Hälfte für den FCK. Das ist eine ganze Menge … Ja, es ist aber mein tägliches Geschäft zu telefonieren. Ich mache viel am Telefon, dann habe ich einen persönlicheren Kontakt als über E-Mail beziehungsweise die digitalen Medien. Wie stark spüren Sie die Last, die Sie mit dem Aufsichtsratsvorsitz beim 1. FC Kaiserslautern übernommen haben? Es sind immer zweierlei Arten von Last. Zum einen die körperliche Belastung. Ich bin davon überzeugt, dass ich das Amt, so wie ich es von Dezember bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang Juni geführt habe, nicht durchgehend ausfüllen kann, sondern mein Pensum irgendwann zurückschrauben muss. Das wollte ich auch nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung zugunsten der Ausgliederung des Profifußballbereichs tun. Wir haben jetzt vieles zum Positiven gewendet und haben einen sehr guten Vorstand. Zum zweiten ist es die Verantwortung, die man spürt, wenn man sieht, wie die Menschen in der Region am Verein hängen. Wenn man die Verantwortung in positive Energie umwandelt, kann man dadurch auch die richtigen Entscheidungen für den FCK treffen. Ist die Last für Sie somit auch Lust? Sie ist Ansporn, Antrieb. Sie haben den Aufsichtsratsvorsitz zu einem Zeitpunkt übernommen, zu dem noch Hoffnung auf den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga bestand. Hatten Sie den möglichen Abstieg bei der Amtsübernahme einkalkuliert? Als ich den Vorsitz übernommen habe, hatten wir elf Punkte auf dem Konto und elf Punkte Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz. Ich habe vom ersten Tag an gehofft, dass wir den Abstieg noch vermeiden können. Das war eine Hoffnung, und ich habe gesagt, wir müssen alles dafür tun, dass wir es noch schaffen. Aber ich habe auch vom ersten Tag an die Dritte Liga geplant. Die Verträge, die wir abgeschlossen haben − Martin Bader, Sport-Vorstand, Michael Frontzeck, Trainer, Klaus Drach, Marketingdirektor – waren grundsätzlich auch Verträge für die Dritte Liga. Wir haben von Anfang an zweigleisig geplant, nur so war es möglich, dass wir schon heute sagen können, dass die Kaderplanung abgeschlossen ist. Was hat Sie motiviert, für den Aufsichtsrat des Vereins überhaupt zu kandidieren? Ich war zu dem Zeitpunkt mit einer Bein-OP im Krankenhaus. Ich hatte da sehr viel Zeit nachzudenken. Ehrlich gesagt: Ich hatte Angst, dass ein Stück Tradition in der Region für alle einfach wegbricht beziehungsweise verschwindet, deshalb habe ich mich entschieden, für den Aufsichtsrat zu kandidieren. Wenn man heute einen Jugendlichen nach dem Versandhaus Quelle fragt, hmm, der weiß gar nicht, was das war und kennt auch die dicken Kataloge nicht. Ich habe daran geglaubt, dass ich das im Fall des FCK verhindern kann. Mit meinem beruflichen Werdegang und meinem regionalen Bezug habe ich gedacht, das ich das schaffen kann. Haben Sie schon mal Ihre Entscheidung bereut? Nein. Was sagt Ihre Frau zu Ihrem Engagement auf dem Betzenberg? Sie war natürlich nicht begeistert. Aber ohne das Go von meiner Frau hätte ich es letztendlich nicht gemacht. Ich bin mit meiner Frau seit 30 Jahren zusammen. Ich glaube auch, dass ein solches Engagement nur mit einer starken Familie umzusetzen ist. Sobald es komplizierte, schwierige Entscheidungen gibt, merkt man in dem Amt ganz schnell, dass man ganz alleine ist. Da braucht man einen starken Rückhalt, eine starke Familie. Wie viel Zeit müssen Sie für den FCK in der Woche aufwenden? So eine Aufgabe kann man nicht in Stunden messen. Sie begleitet einen den ganzen Tag. Manchmal ist der FCK das erste, worüber ich nachdenke, wenn ich aufstehe. Und manchmal ist er auch das Letzte, woran ich denke, wenn ich ins Bett gehe. Können Sie noch durch die Stadt laufen, ohne auf den FCK angesprochen zu werden? Angesprochen zu werden, das hat natürlich nach meiner Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden schlagartig zugenommen. Wenn es aber auf einer kommunikativen, freundlichen Ebene abgeht, dann habe ich damit überhaupt kein Problem. Was bedeutet Ihnen der FCK? Ich bin mit dem Verein groß geworden, ich bin in Kaiserslautern aufgewachsen. Der Verein war immer da. Ich habe seit den 70er Jahren alle großen Ereignisse des Vereins mitbekommen. Freudige wie traurige Ereignisse. Er war immer ein Teil der Stadt und somit in meinem Umfeld immer existent. Was war bisher Ihre schwerste Entscheidung als Aufsichtsratsvorsitzender gewesen? Es war nach der Erkrankung von Trainer Jeff Strasser die Frage, wie es weitergehen soll. Ich war in einem ständigen Konflikt: Was ist richtig, was ist falsch? Da wusste ich selbst nicht genau, wie ich entscheiden soll. Da muss man in sich gehen und auf sein Bauchgefühl hören. Worüber wurde bisher im Aufsichtsrat am kontroversesten diskutiert? Ich denke, das ist genau das, was den Aufsichtsrat heute ausmacht. Wir diskutieren über alles, über jedes Thema. Es sind verschiedene Charaktere im Aufsichtsrat, jedes Thema wird so von verschiedenen Seiten durchleuchtet. Entscheidend ist aber, dass wir bisher fast alle Entscheidungen einheitlich getroffen haben. Sie sind mit Ihrem Unternehmen in der Vermarktung im Bundesligageschäft tätig. Sie haben Verträge mit namhaften Vereinen: VfL Wolfsburg, SV Darmstadt 98, 1. FC Heidenheim, SV Wehen-Wiesbaden. In wie weit können Sie daraus Honig saugen für den FCK? Ich habe mich am 1. Juli 1988 selbstständig gemacht. In 30 Jahren Zusammenarbeit mit Vereinen habe ich mir ein Knowhow erworben. Auf dieses Knowhow kann ich nun bei vielen Entscheidungen für den FCK zurückgreifen. Ich weiß, wie Vereine denken, wie sie geführt werden. Es hilft mir auf jeden Fall weiter. Was machen Sie mit Ihrem Unternehmen bei den Vereinen konkret? Wir erarbeiten für Vereine visuelle Stadion-Innenraumkonzepte. Das bedeutet, wir versuchen, die Sponsoren des Vereins bestmöglich im Fernsehen sichtbar zu machen. Des Weiteren stellen wir den Vereinen die Werbetools dazu, wie zum Beispiel eine SMD-Bande oder eine Drehbande. Wie optimistisch sind Sie, dass der FCK den Wiederaufstieg direkt schafft? Sehr optimistisch jetzt, da die Mannschaft steht. In den Gremien können wir nun nur noch die bestmöglichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Spieler in der Saison ihre Leistung abrufen können. Wir müssen verhindern, dass es zu Störfeuern kommt. Trotzdem wissen wir nicht, was sportlich auf uns zukommt. Jeder Verein wird gegen den FCK das Spiel des Jahres haben. Egal wer gegen den FCK spielt, er wird 110 Prozent geben. Ich glaube, dass alle Vereine die größte Laufbereitschaft gegen den FCK zeigen werden. Das heißt für uns: Wir müssen selbstbewusst auftreten. Wir müssen jedes Spiel annehmen, wir müssen kämpfen. Alles andere hilft nicht. Es wird nicht leicht. Darf man sich als FCK-Fan auch auf die Dritte Liga freuen? Ich bin überzeugt, dass die Zuschauer, die zum FCK kommen, besseren, schöneren Fußball sehen werden als in der vergangenen Saison. Wenn wir dann noch erfolgreich sind, und das hoffe ich, wird es auch mehr Spaß machen. Mit der beschlossenen Ausgliederung des Profifußballbereichs in der außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang Juni haben die Mitglieder die Weichen für eine finanzielle Beteiligung von Fans und Firmen am FCK gestellt. Haben Sie bereits positive Signale von Investoren? Wir haben ein Vier-Säulen-Modell und damit auch vier Arten von Investoren. Von den Fans haben wir schon positive Signale. Es gibt klare Aussagen, dass sich viele Fans auch an ihrem Verein beteiligen wollen. Regionale Investoren haben auch bereits signalisiert, dass sie sich am Verein beteiligen wollen. Es verbleiben die stillen Teilhaber und Ankerinvestoren. Hier gibt es Gespräche. Die wurden bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung geführt, sie wurden dann unterbrochen bis zur Entscheidung, ob ausgegliedert wird oder nicht. Nach dem Beschluss der Mitglieder zur Ausgliederung hat es weitere Gespräche gegeben. Hier geht es um umfangreiche Projekte und sehr große Investitionen. Es geht um das Stadion und das Stadionumfeld. Des Weiteren ist die Stadt als Eigentümer des Stadions und des Stadionumfelds als dritter Partner an den Gesprächen beteiligt. Das braucht Zeit. Ich denke, wir sind gegenüber der Mitgliederversammlung bereits ein, zwei Schritte weiter gekommen. Haben Sie Hoffnung, dass der FCK hinreichend Anleger findet? Es hilft mir nicht, wenn ich Hoffnung habe. Wir müssen schnellstmöglich die formaljuristische Umsetzung des Beschlusses zur Ausgliederung des Profifußballbereichs hinbekommen und danach die möglichen Investoren dazu animieren, tätig zu werden. Bis zur nächsten Lizenzierung im März kommenden Jahres müssen wir einige Millionen einsammeln. Sind sie gerne in der Führung von Vereinen tätig? Sie führen auch noch den Park Tennisclub Siegelbach als Präsident. Ich bin jemand, der auch in der Freizeit gerne Entscheidungen trifft, Sachen anpackt, das führt dann zu Situationen, in denen man in Vereinen gefragt wird, ob man bereit ist, sich zu engagieren. So bin ich im Park Tennis Club Siegelbach ins Präsidium gekommen, und so ähnlich war es ja auch beim FCK. Sind sie ein guter Tennisspieler? Das kann ich nicht beurteilen. Das können höchstens andere beurteilen. Ich bin unangenehm zu spielen, würde ein Tennisspieler sagen. Ich bin sehr ehrgeizig und bringe jeden Ball zumindest zurück. Wie oft sind Sie auf dem Platz? Vor meinem Engagement beim FCK war ich, sagen wir, drei Mal die Woche auf dem Platz. Jetzt ist es nur noch, wenn überhaupt, einmal die Woche. Haben Sie schon mal mit einem FCK-Spieler auf dem Platz gestanden? Nein. Was bedeutet Ihnen die Stadt Kaiserslautern? Das ist meine Heimat, hier bin ich groß geworden, hier ist meine Familie, und hier möchte ich auch alt werden. Was gefällt Ihnen an der Stadt am besten? Kaiserslautern ist eine kleine Großstadt. Das heißt, man hat alles, was eine Großstadt bietet, und es ist doch charmant und familiär. Wo halten Sie sich am liebsten in der Stadt auf? Da ich die Stadt sehr gut kenne, ist das situationsbedingt immer woanders. Es gibt viele, schöne Orte in der Stadt.

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