Karlsruhe Neue Grundelart im Rhein

Flussgrundel bei Ketsch.
Flussgrundel bei Ketsch.

Mit der Flussgrundel hat eine vierte Grundelart den Oberrhein zwischen Mannheim und Karlsruhe erreicht.

Eigentlich hatten die Mitarbeiter der Fischereibehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe diese Fischart bereits erwartet. Denn im Rhein nördlich des Mains ist die Flussgrundel schon seit 2008 bekannt. Damals wurde sie erstmals im Duisburger Hafen nachgewiesen. Ein Jahr später folgte der Nachweis im niederländischen Rheinsystem. Im Niederrhein ist die Flussgrundel heute häufig vertreten. Es hat nun mehr als zehn Jahre gedauert, bis die Flussgrundel den Oberrhein erreicht hat.

Bei einer Fischbestandserhebung am Rhein im vergangenen Jahr hatte die Fischereibehörde nicht nur massenhaft Schwarzmundgrundeln in ihren Keschern, sondern zusätzlich die für den Oberrhein bislang noch unbekannte Flussgrundel. Auf die eine folgten weitere, sodass am Ende der Befischung insgesamt sechs Flussgrundeln an zwei unterschiedlichen Standorten bei Ketsch nachgewiesen wurden. Das Vorkommen konnte in diesem Frühjahr mit einer größeren Anzahl an Flussgrundeln und natürlicher Vermehrung bestätigt werden. Damit ist eine neue Fischart bei uns angekommen.

Die Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) kommt sowohl im Süßwasser, als auch im Salz- und Brackwasser vor. Ursprünglich stammt die Flussgrundel aus der pontokaspischen Region, also aus Gewässern zwischen Schwarzem und Kaspischen Meer. Wie auch die anderen invasiven Grundelarten, hat sich die Flussgrundel in Mitteleuropa bereits stark ausgebreitet. Dabei sind Frachtschiffe, die aus der Donau über den Rhein-Main-Donau-Kanal in den Rhein kommen, die Hauptausbreitungsgründe. Die Fische legen an den Schiffskörpern ihre klebrigen Eier in Gelegen ab, die als blinde Passagiere mitreisen.

Die Flussgrundel ist eine der schlanksten Grundelarten. Sie hat eine relativ spitze Schnauze und verfügt über auffallend hell gefärbte Bauchflossen. Flussgrundeln erreichen die Geschlechtsreife mit einem Alter von etwa zwei Jahren. Die Weibchen legen ihre Eier in den Monaten April bis Juli an Hartstrukturen wie Holz und Steinen ab. Die Männchen, die die Eier bewachen, sind zur Laichzeit auffallend schwarz gefärbt. Flussgrundeln halten sich vorzugsweise auf sandigen Abschnitten auf, in denen sie sich tagsüber eingraben und Schutz finden können. Flussgrundeln sind Allesfresser. Die bevorzugte Nahrung sind jedoch kleine Schnecken und Krebse und auch kleine Fische. Zum Ärger der Angler gehen sie sofort auf fast jeden Köder der angeboten wird.

Eine weitere Ausbreitung der Flussgrundel rheinaufwärts in Richtung Schweiz ist, wie bei allen bisherigen invasiven Grundelarten, sehr wahrscheinlich. Allerdings scheint die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flussgrundel gegen die Strömung des Rheins geringer zu sein als bei der Schwarzmundgrundel. Die Dominanz der durchsetzungsfähigen Schwarzmundgrundel könnte die Ausbreitung und Bestandsentwicklung der Flussgrundel zusätzlich bremsen.

Die Ergebnisse der Fischereibehörde weisen auch darauf hin, dass die Flussgrundel die gleichen sandigen Gewässerbereiche bevorzugt wie der geschützte Steinbeißer. Ein negativer Einfluss der neuen Grundelart auf den Steinbeißer sei aber wenig wahrscheinlich, sagen Experten.

Derzeit beschränken sich die Fänge der Flussgrundel im Regierungsbezirk Karlsruhe noch auf Einzelnachweise in Seitengewässern des Rheins. Ob und welche Auswirkungen diese neue Art langfristig auf die Fischgemeinschaften im Rhein und seinen Zuflüssen haben wird, ist gegenwärtig nicht abzusehen. Wegen der großen Dominanz der Schwarzmundgrundel ist die Massenentwicklung einer weiteren Grundelart infolge von Konkurrenz zumindest deutlich erschwert.

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