Karlsruhe Verbesserte Versorgung

Eröffnung der neuen Stammzellen-Transplantationeinheit im Klinikum Mannheim.
Eröffnung der neuen Stammzellen-Transplantationeinheit im Klinikum Mannheim.

Blaue Möwensilhouetten an der Wand gehören neben einem schönen Neckarblick zu den ansonsten eher wenigen farblichen Akzenten, die die lupenreine Atmosphäre der neuen Stammzellen-Transplantationseinheit im Mannheimer Uni-Klinikum sympathisch durchbrechen. Ansonsten erscheint der rund acht Millionen Euro teure Neubau absolut steril. Das ist auch gut so – und vor allem lebensnotwendig.

Am Freitag eröffnete die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) den neuen zweistöckigen Gebäudeteil, in dem ab August jährlich etwa 60 Blutkrebspatienten Blut bildende Stammzellen transplantiert werden. Doppelt so vielen wie bisher. Somit nennt die UMM nun eines der weltweit modernsten Transplantationseinheiten sein Eigen. Im UMM werden nicht nur Patienten aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem benachbarten Ausland Blutzellen transplantiert. Es sei ein besonders aufwendiges Verfahren, dass höchste Sorgfalt und Kenntnisse erfordere, wie Professor Dr. Wolf-Karsten Hofmann, der Chefarzt der dritten Medizinischen Klinik, betont. „Gerade die allogene Stammzellen-Transplantation ist das intensivste und komplexeste Verfahren der Medizin“, sagte er. Von allogen spricht man dann, wenn die Stammzellen von fremden Spendern und nicht von Familienmitgliedern oder vom eigenen Körper stammen. Und daher sei die neue Einheit gerade in der Universitätsmedizin, wo ständig geforscht werde, genau richtig platziert. „Es ist eine Station, die Maßstäbe setzt“, sagte der Leiter der Stammzellen-Transplantation an der UMM, Dr. Stefan Klein. Er erklärte, dass das Immunsystem der betroffenen Patienten nach der Behandlung quasi auf Null stehe. „Und deshalb ist es so wichtig, sie vor jeglichen Krankheitserregern zu schützen.“ Es mussten neue Lösungen her. Zum Beispiel erhielt die Mannheimer Station einen neuartig entwickelten Duschablauf, der verhindert, dass Patienten mit Keimen aus dem Abwasser in Kontakt kommen. In der Station herrscht zudem ein ständiger, kaum messbarer Überdruck, damit keine Erreger von außen eindringen können. Die Luft selbst wird über ein Hochleistungs-Filtersystem gereinigt. Sämtliche Mitarbeiter erhielten intensive Vorbereitungen und Schulungen auf die besonderen Anforderungen ihres neuen Arbeitsplatzes. Die Station selbst kann nur über ein Schleusensystem betreten werden. Auch an extrem wichtige „Kleinigkeiten“ wurde gedacht. Die Siphons der Waschbecken beispielsweise, wo sich üblicherweise Bakterien und Keime zuhauf tummeln, werden bei Bedarf einzeln ausgetauscht. „Schon der Siphon-Austausch und das Reinigen des Duschwasserabflusses auf den Patientenzimmern kosten circa 400 Euro“, nannte Klein als Beispiel. Die Patienten selbst gewinnen neben einer für sie notwendigen sterilen Umgebung mehr Freiheit. War es – und ist es auch heute an anderen Orten noch – üblich, dass sie sich nach der Transplantation bis zu sechs Wochen ausschließlich in ihrem Zimmer aufhalten mussten, können sie sich dank der Abschirmung nach außen in der neuen Station deutlich freier bewegen, denn auch das Wohlbefinden ist ein wichtiger Aspekt einer erfolgreichen Heilung. Die heutzutage schon guten Überlebenschancen der Leukämiepatienten dürften mit der neuen UMM-Station weiterhin steigen. Auch nach der Stammzellentransplantation mit stationärem Aufenthalt werden sie lebenslang engmaschig betreut, erklärte Stefan Klein. Dafür steht einen Stock unter der Station nun eine moderne Ambulanz zur Verfügung. „Nach der Akutphase entspricht das Immunsystem eines erwachsenen Stammzellen-Empfängers dem eines zu früh geborenen Säuglings“, verdeutlichte der Stationsleiter. Und so begleite man die Patienten bei regelmäßigen Nachsorgeterminen auf dem weiteren Weg zur Heilung.

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