Karlsruher Fächer Volocopter: Vom kleinen Hopser zum Erfolgsmodell

Ein Volocopter.
Ein Volocopter.

Es war ein durchaus historischer Moment. Jahrelang hatte der Gourmetführer „Guide Michelin“, der vom Michelin Reiseverlag mit Sitz in Karlsruhe herausgegeben wird, die Fächerstadt eher stiefmütterlich behandelt. Sterne für die Karlsruher Gastronomie waren eine Rarität und nachdem das Kreuz in Durlach und die Oberländer Weinstube in der Akademiestraße nicht mehr am Sterne-Himmel funkelten, sah es für Karlsruhe sehr wechselhaft aus. Anders auf dem Turmberg bekam einen Stern und verlor ihn schon bald wieder. Auch das Kesselhaus in der Griesbachstraße konnte sich nur kurz freuen, doch nun dies. Nachdem das Tawa Yama im vergangenen Jahr – in einem Coronajahr – überraschend einen Stern erkochte, setzte das „sein“ in der Weststadt nun noch einen drauf.

Erstmals in der Geschichte Karlsruhes darf sich ein Restaurant mit sogar zwei Sternen schmücken. Ohnehin hat die Fächerstadt kulinarisch deutlich aufgeholt und speziell die Weststadt hat einiges zu bieten. Der Wochenmarkt auf dem Gutenbergplatz gilt als schönster der Stadt, der Platz selbst lädt auch außerhalb der Markttage zum Verweilen ein. So spröde sich Karlsruhe in der Innenstadt gibt, manche Stadtteile sprühe tatsächlich vor Charme.

Abgehoben

Die ersten Hopser – als viel mehr konnte man die Flugversuche kaum bezeichnen – machte der Volocopter in der Karlsruher Messe. Damals sah das Flugtaxi noch deutlich anders aus. Ohne Passagier hob der Prototyp vor knapp zehn Jahren in der dm-Arena ab und so richtig vorstellen, dass damit mal Menschen transportiert werden könnten, konnten sich wenige. Doch die Idee vom elektrischen Flugtaxi scheint sich durchzusetzen.

Inzwischen sieht es danach aus, dass im kommenden Jahr bei den Olympischen Sommerspielen in Paris die Volocopter aktueller Bauart tatsächlich ihre ganz große Bühne bekämen. Noch fehlt die Zertifizierung für die Luftverkehrstauglichkeit, doch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron wird sich die Chance auf diese Show sicherlich nicht entgehen lassen. Ein bisschen Glanz würde dann auch auf die Fächerstadt ausstrahlen.

Ende einer Ära

Mehr als vier Jahrzehnte lang, eine schier unfassbare Zeit, stand Bernd Belschner als geschäftsführender Vorstand an der Spitze der Karlsruher Kulturinstitution „Tollhaus“. Vor 41 Jahren, im Jahr 1982, hat er das Kulturzentrum gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern gegründet, seit 1992 ist die ehemalige Viehmarkthalle auf dem Alten Schlachthof das feste Domizil. Irgendwann kam dort ein zweiter Saal hinzu, das Tollhaus ist hier absolut fest verwurzelt. In der Frühzeit sah es danach überhaupt nicht aus. Eine feste und vor allem repräsentative Spielstätte wirkte wie ein Wunschtraum. 1984 wurde eher aus der Not heraus erstmals ein „Zeltival“ veranstaltet, weil für größere Veranstaltungen der Sorte „freie Kultur“ der Saal fehlte. Im echten Zirkuszelt traten auf dem Engländerplatz Bands aus der alternativen Szene auf. Seit 1997 gehört das Zeltival übrigens auch geographisch zum Tollhaus, ist weiterhin der sommerliche Höhepunkt der Kultureinrichtung. Der Zug hat offensichtlich keine Bremse. Belschner hat nun also ein geordnetes Feld seinem Nachfolger Sebastian Bau überlassen, wird aber natürlich weiterhin im Hintergrund mitmischen. Und er hofft jetzt auch auf „Farbtupfer“ im Programm, die es unter seiner Leitung nicht gegeben hätte. Sonst hätte er auch gleich Chef bleiben können.

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