Karlsruhe Wirsol genießt wieder die Sonne

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„Wir sind eigentlich sehr zufrieden, die Projekte, die wir haben, lassen uns gut schlafen“, sagt Peter Vest (55), Geschäftsführer der Wircon GmbH in Waghäusel-Kirrlach. Der frühere EnBW- und Yellow-Manager weiter: „Wir zählen in der Branche zwar nicht zu den ganz Großen, aber mit unseren Anlagen von 60, 80 oder 200 Megawatt sind wir doch auch schon groß.“ Für Wirsol scheint, um im Bild zu bleiben, wieder die Sonne.

Noch vor drei Jahren sah es düster aus für das 2003 von Markus und Hans Wirth sowie Stefan Riel gegründete Unternehmen. Die in der Euphorie um Erneuerbare Energien hektisch gewachsene Firmengruppe mit Aktivitäten bis nach China und in die Karibik, die dann unter dem Dach der Holding Wirsol Solar AG zusammengefasst wurde, kam schließlich ins Trudeln. 2013 wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Die Rettung für einen Teil der Wirsol-Gruppe kam durch Dietmar Hopp. Der SAP-Mitgründer und Investor gründete Ende 2013 die Wircon GmbH, die im Folgejahr wesentliche Teile des Deutschlandgeschäfts von Wirsol übernahm. „Wir haben damit einen soliden Hauptgesellschafter“, betont Vest. Hopp selbst hält an Wircon 51, Vest und Wirsol-Gründer Markus Wirth jeweils 24,5 Prozent. Damit hat sich einiges geändert. Das „Kleingeschäft“ mit Ein- und Zweifamilienhäusern wurde aufgegeben. Im Geschäft mit mittleren und größeren Anlagen wurde der Schwerpunkt auf Deutschland und das europäische Ausland gelegt (England, Niederlande, Belgien, Frankreich, Dänemark und Spanien). Wobei Deutschland nicht mehr der wichtigste Markt sei, auch wenn hier das Geschäft im gewerblichen Bereich und in der Wohnungswirtschaft „sehr gut“ laufe. Gerade mit letzterer habe man zum Beispiel in Heidelberg und Pirmasens interessante Projekt mit Modellcharakter umgesetzt. Das lohne sich dann auch für die Mieter. Im Auf-Dach-Geschäft sei man voll ausgelastet und schließlich sei Photovoltaik gerade auch für energieintensive Unternehmen interessant. Aktuell gehe es zudem um einen 300-MW-Park bei London, wo man mit dem größten englischen Stromversorger als Abnehmer rechne. Inzwischen wurde in Kanada ein Solarpark gekauft, im Osten der USA wird ein Projekt entwickelt. Unlängst wurde gar der Sprung nach Australien gewagt, wo ab Frühsommer ein 96-MW-Projekt verwirklicht werden soll. Einige Anlagen werden selbst betrieben, andere in Partnerschaft, wieder andere von den Investoren vor Ort. „Wir können, müssen aber nicht alles selbst machen“, sagt Vest dazu noch. Dennoch gilt, wie Vest betont, „die Demut vor dem Markt“. Er präzisiert: Wir müssen nicht überall mitspielen.“ Wirsol arbeite heute bankenunabhängig, Fremdfinanzierung finde nur auf Projektebene statt. Wesentlich bei Auslandsengagements sei die Unterstützung lokaler Entwickler. Und man schaue genau auf die Voraussetzungen vor Ort: Länder mit instabilen Verhältnissen kämen ohnehin nicht in Frage. In Italien oder Griechenland wiederum seien einfach die Grundstückssituationen zu schwierig. Die alte Wirsol hatte mal bis zu 380 Mitarbeiter. „Wir sind jetzt deutlich schlanker“, betont Vest. Einschließlich des in Australien tätigen Teams sind es jetzt gut 100 Beschäftigte. Die Erlöse für 2016 werden mit annähernd 170 Millionen Euro angegeben. Derzeit stehen 850 MW im Portfolio. 600 bis 700 MW sollen in nächster Zeit hinzukommen. Und auch bei Windkraft will man zulegen: Für sieben Anlagen bei Waghäusel mit 28 MW wurde der Zuschlag erteilt. Bei Straubenhardt im Enzkreis entstehen weitere elf. Die Strategie beschreibt Vest so: „Wir wollen ein energiewirtschaftlich starkes Unternehmen werden, wir sehen uns jetzt schon als Energieunternehmen.“ Auch dürfe man die erneuerbaren Energiearten nicht jeweils isoliert sehen, sondern müsse, wo machbar, auch über einen Verbund nachdenken. Trotz der Aussichten hat Vest keine rosa Sonnenbrille auf. Probleme sieht er in den wegen der „viel zu billigen“ Kohlendioxid-Zertifikate niedrigen Großhandelspreisen für Strom. Und gerade in Deutschland dauerten die Genehmigungsverfahren viel zu lange: „Die sind dann oft kein Spaß.“

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