Kreis Bad Duerkheim Kommt der Kaufhaus-Retter?

Seit sechs Jahren steht das ehemalige Hertie-Kaufhaus in Neustadt leer. Zweimal scheiterte eine Nachfolgelösung, obwohl es bereits Notartermine für einen Kaufvertrag gab. Von drei aktuellen Interessenten ist einer der Favorit im Bieterrennen. Er will als Ankermieter die Moses-Gruppe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler mitbringen.

„Wir haben noch keine Einigung mit einem Käufer erzielt.“ Das ist der einzige Kommentar, der Sebastian Mogos-Lindemann von CR Investment Management, vom Insolvenzverwalter mit der Vermarktung der Hertie-Häuser beauftragt, zum Standort Neustadt zu entlocken ist. Auch die Stadtverwaltung gibt sich verschlossen, ist nach den geplatzten Verkaufsverhandlungen von Brigitte van der Jagt (2013) und Modepark Röther (2014) vorsichtig geworden. Der Investor, der wohl mit den Verhandlungen am weitesten fortgeschritten ist, will das Gebäude sanieren und für verschiedene Mieter neu unterteilen. Sein Ankermieter soll – neben einem Lebensmittelmarkt – die Moses-Gruppe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler sein. Hinter der Gruppe stehen Norbert und Martina Wittenberg, die sich in den vergangenen Jahren auf die Übernahme angeschlagener Kaufhäuser spezialisierten. Das Fachmagazin „Textilwirtschaft“ bezeichnet Wittenberg als den „Kaufhaus-Retter“. Den Anfang machte 2003 das ehemalige Kaufring-Haus in Bad Neuenahr-Ahrweiler. 2007 folgten die Modehäuser Magnus in Fürstenwalde (Brandenburg) und Leininger (Neuwied). Seit 2010 gibt es auch in Strausberg östlich von Berlin ein Moses-Haus. 2013 übernahmen die Wittenbergs zwei Kaufhäuser in den thüringischen Städten Gotha und Saalfeld. Der Schwerpunkt liegt auf Damen- und Herren-Oberbekleidung. An einem zweiten Standort in Neuwied gibt es zudem auf 5500 Quadratmetern ein Trend-Haus mit „der größten Schuh-, Taschen- und Wäscheabteilung zwischen Köln und Koblenz“, wie Norbert Wittenberg gegenüber dem Koblenzer IHK-Magazin erklärt. In Branchenkreisen genießt die Firmengruppe einen sehr guten Ruf. Norbert Wittenberg bestätigte auf RHEINPFALZ-Anfrage, stets nach weiteren Standorten Ausschau zu halten. Er sei aber gewohnt, sich erst darüber zu äußern, wenn die Sache perfekt sei. Auf Nachfrage im Bezug auf Neustadt offenbart er allerdings Detailkenntnisse. „Ich war in den 1970er-Jahren für die Horten AG in Mannheim tätig. Da gab es einen Kreis von Kaufhaus-Geschäftsführern, die sich regelmäßig trafen. Dabei war auch der Chef des damaligen Karstadt-Hauses in Neustadt. Der hatte bessere Umsätze als alle anderen. Daher ist das auch heute noch ein sehr interessanter Standort“, so Wittenberg. Das Kaufhaus am Bachgängel war 1973 als Karstadt eröffnet worden und ging 2007 an Hertie. Ein weiterer Interessent ist die Idis-Projektentwicklung aus Speyer. Das Unternehmen hat auf seine Internetseite sogar Umbaupläne für das Neustadter Kaufhaus unter den Namen „Rathaus-Galerie“ gestellt. Geschäftsführer Andreas Braunewell bestätigt auf Anfrage Gespräche, will aber noch nicht über weitere Details sprechen. Im Bezug auf Idis ist die Stadt auskunftsfreudiger. Andreas Günther, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, erklärt, keinen Kontakt zu dem Unternehmen zu haben. Angesprochen auf die Pläne im Internet sagt er: „Wir haben keine Bauvoranfrage und wissen nichts über dieses Vorhaben.“ Idis wirbt auf seiner Internetseite auch mit der Realisierung eines Beauty-Wellness-Hotels in Bad Dürkheim auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei, ebenfalls mit Plänen und Skizzen. Auch die Stadt Bad Dürkheim weiß davon nichts. „Es gab vor Jahren mal eine Kaufoption für dieses Gelände, die ist aber schon lange abgelaufen“, erklärt Sprecherin Petra Wurm. Über das Planungsstadium hinaus ist in Neustadt das Idis-Projekt in der Landauer Straße. Dort führen Bagger Abrissarbeiten für 29 Eigentumswohnungen aus. Über den dritten Interessenten für das Hertie-Gebäude ist nichts bekannt.

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