Kreis Bad Duerkheim Wie Phönix aus der Asche

Zählen, zählen, zählen: Viele Wahlhelfer – wie hier im Erpolzheimer Bürgerhaus – machten Überstunden.
Zählen, zählen, zählen: Viele Wahlhelfer – wie hier im Erpolzheimer Bürgerhaus – machten Überstunden.

Sie sind zurückgekommen wie Phönix aus der Asche. Anfang des Jahres lag die Freie Wählergruppe Bobenheim am Berg quasi in Trümmern. „Wir hatten gerade noch drei Mitglieder“, sagt Vorsitzender Michael Fischer zur Situation der Gruppe nach dem Tod der langjährigen Vorsitzenden Roswitha Beierlein. Als sich die Nachricht von der personellen Situation der FWG in der Berggemeinde verbreitete, strömten plötzlich zahlreiche neue Mitglieder in die Wählergemeinschaft. Rasch hatte sich die Zahl der Mitglieder auf 35 erhöht und die FWG war auf einmal mitgliederstärkste politische Kraft in Bobenheim. Und nun auch noch das Ergebnis bei den Ratswahlen am Sonntag: Die FWG wurde mit 40,8 Prozent die stärkste Partei im Ort. 2553 Stimmen machen fünf Sitze im Gremium für Fischer und Co. Das sind zwei Sitze mehr als noch 2014. Die CDU (38,2 Prozent), die mit Dietmar Leist den Bürgermeister stellt, musste einen Sitz abgeben und kommt ebenfalls auf fünf Sitze. Die SPD erhielt 21 Prozent und verlor auch einen Sitz. „Natürlich sind wir über dieses Ergebnis überrascht“, gibt Michael Fischer zu. Der Winzer erzählt: „So richtig feiern konnte ich bislang noch nicht. Wir haben bis 23.30 Uhr die Stimmen ausgezählt. Danach war für mich der Tag erst einmal gelaufen. Am Montagmorgen war ja für mich ein ganz normaler Arbeitstag.“ Was da passiert ist, muss der 56-Jährige erst langsam realisieren. „Das ist praktisch ein totaler Neuanfang. Nun haben wir fünf Sitze im Rat, an uns kommt eigentlich keiner vorbei, wenn er im Ort gestalten möchte. In den nächsten Tagen werden wir uns zusammensetzen und besprechen, wie wir vorgehen“, sagt Fischer. Die meisten Kreuze bekam übrigens nicht der Vorsitzende. Fischer erhielt 316 Stimmen. Drei weniger als Heike Beierlein (319 Stimmen). Nur Bürgermeister Dietmar Leist hatte mehr Befürworter (400) als die beiden. Auch in Erpolzheim ist die FWG Wahlsieger, dort gelang der Wählergruppe sogar erstmals die absolute Mehrheit. Für Bürgermeister und FWG-Spitzenkandidat Alexander Bergner (67) „einfach nur gigantisch“. Dass die FWG jetzt aber im Rat ihre Politik durchdrücken werde, sei nicht zu erwarten. „Wir haben selbst in Zeiten, wo es zwischen den Fraktionen gekriselt hat, immer alle harmoniert“, betont er. Als Partner an der Gemeindespitze könne sich die FWG die CDU vorstellen. Die Verliererin bei der Bürgermeisterwahl, Waltraud Frey (CDU), hatte am Wahlabend Interesse bekundet. Aber ihr Parteikollege Christoph Unverzagt möchte eigentlich sein Beigeordneten-Amt behalten, wie er auf Nachfrage erklärte. Da gibt es wohl noch Klärungsbedarf ... In Herxheim am Berg erlebten die beiden Volksparteien eine Niederlage. Die SPD, in der letzten Legislaturperiode noch stärkste Fraktion im Rat, bekam von den Wählern ihre vier Sitze halbiert. Die CDU schrumpfte von drei auf zwei Ratsmitglieder. Die Interessengemeinschaft Herxheim am Berg wurde aus dem Stand heraus stärkste Partie. 30,1 Prozent ergeben vier Sitze. „Wir sind schon überrascht, mit so einem guten Ergebnis hätten wir nicht gerechnet“, sagte der IG-Vorsitzende Thomas Schmidt, der betonte: „Wir haben ja schon eine offensive Art. Damit, dass wir beim Thema B 271 eine Trasse im Westen als einzige realistische Ortsumgehung sehen, haben wir uns im Vorfeld sicher nicht unbedingt nur Freunde gemacht.“ Dass mit dem Bündnis lebenswerte Weinstraße eine zweite Wählergruppe mit 25,8 Prozent und drei Sitzen zweitstärkste Partei im Rat wurde, freut Schmidt. „Sie haben andere Ansichten als wir, aber gute Ansätze und sind sehr engagiert. Nun ist endlich was los im Ort.“ In Kallstadt haben alle Ratsparteien und die FWG Stimmen an das neue „Bündnis lebenswerte Weinstraße“ verloren. Mit fast acht Prozentpunkten hat die CDU die stärksten Verluste. „Solche Bündnisse können das Thema B271 viel unabhängiger vertreten“, kommentiert Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU). Das sei den Parteien, die eingebettet seien in überregionale Strukturen mit anderen Meinungen zur Umgehungsstraße, eben nicht möglich. Auch viele Nichtwähler hätten das Bündnis gewählt. „Wir werden das Planverfahren zur B271 konstruktiv-kritisch begleiten, aber keine Basta-Politik machen“, betont Jaworek.

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