Wörth Daimler Truck macht Mitarbeiter für Hochvolt-Systeme fit

Auszubildende schweißen virtuell. Die Bewertung, ob die Schweißnaht hält, folgt sofort.
Auszubildende schweißen virtuell. Die Bewertung, ob die Schweißnaht hält, folgt sofort.

Daimler Truck bereitet seine Mitarbeiter auf die Zukunft mit klimaneutralen Antrieben vor. Der erste Elektro-Lkw im Werk Wörth läuft seit 2021 vom Band. Wie ist das Unternehmen bei der Aus- und Weiterbildung unterwegs, um immer mehr Lastwagen mit neuen Antriebstechnologien zu produzieren?

Der Blick in der Berufsausbildung- und Weiterbildung ist immer um einige Jahre nach vorne gerichtet, sagt Thomas Bauer, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei Daimler Truck. Ihm geht es um die langfristigen Bedarfe: Über welche Fähigkeiten müssen die Beschäftigten verfügen, um in den nächsten drei bis sechs Jahren zeitgemäße Lastwagen zu fertigen. Die jetzigen Zukunftstechnologien sind Antriebe mit Strom und Wasserstoff. Schon 2017 startete bei Daimler Truck in Wörth die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker für System- und Hochvolttechnik. Die Absolventen hatten 2020 ausgelernt. Im Jahr darauf kam – mit Elektroantrieb – der Mercedes-Benz „eActros“ auf den Markt.

Eine App erklärt den Auszubildenden bei Daimler Trucks die Funktionen des Lastwagens.
Eine App erklärt den Auszubildenden bei Daimler Trucks die Funktionen des Lastwagens.

Entsprechend wird im E-Mobility-Trainingscenter diesem Fahrzeug viel Raum eingeräumt: Dort lernen die jungen Leute die Technik kennen und bekommen – auch bei Prüfungen – die Aufgabe, eigens zum Üben eingebaute Fehler zu finden. Neue Technologien helfen in der Lernwerkstatt auch, den Aufbau schneller zu verstehen: Eine App leitet entlang der Lkws und erklärt die Funktionen des Fahrzeugs. Ganz wichtig: In den orangefarbenen Kabeln fließt Hochvoltstrom.

Virtuelles Schweißen

Nicht nur hier ist der Fortschritt zu spüren: Die angehenden Industriemechaniker der Fachrichtung Produktionstechnik schweißen in der Ausbildung virtuell: Die Werkzeuge wirken wie beim echten Schweißen, nur die Schweißnaht gibt es nur auf dem Bildschirm. Der Vorteil daran: Bei jeder Schweißübung erfahren die Auszubildenden sofort im Anschluss vom Computer, wie gut sie gearbeitet haben.

Schulungen für Wasserstoff und Co. dauern von wenigen Stunden bis zu 80 Tagen im Jahr.
Schulungen für Wasserstoff und Co. dauern von wenigen Stunden bis zu 80 Tagen im Jahr.

Daimler Truck bereitet die Beschäftigten auf vielfältige Weise auf die Zukunftstechnologien vor. Zentrale Ausbildungsinhalte sind „Neue Antriebstechnologien“, „Digitalisierung“, autonomes Fahren“ und „Nachhaltigkeit“: 300 junge Menschen befinden sich im Werk Wörth in einer Ausbildung oder in einem Dualen Studium. Ein neuer dualer Bachelor-Studiengang ist etwa Embedded Systems mit der Schnittstelle zu IT- und IT- und Elektrotechnik.

80 Tage Schulbank drücken

Insgesamt arbeiten bei Daimler Truck in Wörth 10.000 Menschen. 3500 nahmen 2022 an einer Schulung in den Zukunftstechnologien Batterie, Hochvolt oder Wasserstoff teil, an allen deutschen Standorten waren es über 5000. Diese Schulungen dauern wenige Stunden bis zu 80 Tage im Jahr. Die Bandbreite erstreckt sich von Basisschulungen in Batterie- und Wasserstofftechnologie über Sicherheitstrainings zum Arbeiten an Hochvoltsystemen und zertifizierten Fortbildungsprogrammen für Montagemitarbeiter bis zu Expertenkursen für Ingenieure.

Der Mercedes-Benz „eActros“ wird seit dem Jahr 2021 im Werk Wörth gefertigt.
Der Mercedes-Benz »eActros« wird seit dem Jahr 2021 im Werk Wörth gefertigt.

Apropos Zukunft: Beschäftigte setzen sich bereits mit der Produktion von Lastwagen auseinander, die mit Wasserstoff-Brennstoffzellen angetrieben werden. Sich weiterbilden ist auch für die Fahrer der Lkw angesagt. Ein Laster mit Stromantrieb ist anders zu fahren als ein klassischer Verbrenner. Cesar Gonsalves ist bei Daimler Truck Fahrertrainer am Standort Wörth. Er coacht Trainer, die an den Standorten des Konzerns den künftigen Fahrern der gerade gebauten und verkauften „eActros“ die Besonderheiten des Elektroantriebs beibringen. Dazu zählt auch, die Fahrzeuge zur rechten Zeit aufzuladen, damit sie – wie bei diesem Modell üblich – jeden Tag für den Verteilerverkehr zur Verfügung zu stehen. „eActros“ bieten sich für den Verteilerverkehr an, bei dem zum Beispiel Supermärkte mit neuen Lebensmitteln versorgt werden.

E-Lkws werden immer mehr

Durch diese Aus- und Weiterbildungen schafft Daimler Truck im Werk Wörth personell die Voraussetzungen, um zunehmend mehr E-Lkws zu produzieren. Bis 2030 soll der Anteil der in ganz Europa abgesetzten emissionsfreien Lastwagen bei bis zu 60 Prozent liegen. Ab 2039 sollen in Europa, den USA und in Japan nur noch emissionsfreie Fahrzeuge angeboten werden. Seit 2022 entstehen am Standort Wörth auch die Fahrzeuge der Baureihe „eEconic“, die etwa bei der Müllabfuhr zum Einsatz kommen. Für 2024 ist die Serienfertigung des „eActros 600“ geplant, der für den schweren Fernverkehr gedacht ist.

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