Kreis Germersheim Duft der Frühblüher liegt in der Luft

Scharbockskraut
Scharbockskraut

„Veronika der Lenz ist da, die Mädchen singen tralala“ , so begrüßten die Comedian Harmonists bereits in den 1930er-Jahren den Frühling. Kalendarisch kommt der Lenz = Frühling in diesem Jahr am 20. März. Veronika, genauer Veronica persica, das Persische Ehrenpreis, erscheint zeitig im Frühling mit zarten blau-weißen Blütchen.

Der Persische Ehrenpreis zählt zu den häufigsten Arten der Gattung Ehrenpreis. Ursprünglich aus dem Kaukasus, fand er seinen Weg in den Botanischen Garten Karlsruhe. Von dort ist er Anfang des 19. Jahrhunderts mithilfe von Ameisen ausgebüxt und verbreitete sich in ganz Europa. Er blüht fast das ganze Jahr über, auch in milden Wintern. Jetzt im März besonders stark, und seine jungen zarten Blätter kann man in der Wildkräuterküche verwenden. Hat man Husten, kocht man sich mit Echtem Ehrenpreis, dem Wald-Ehrenpreis, einen Tee. „Trinkt Ehrenpreis und Bibernell, dann sterbt ihr nicht so schnell“, heißt es in einem alten Spruch. Dem Heilkraut gaben die Pfälzer vielfältige Namen. In der Gegend um Germersheim wurde er „Kummertrost“ genannt. Unter den verschiedenen Ehrenpreisarten ist auch der „Männertrei“, dem die Blüten leicht abfallen – der also so viel wert ist wie die Treue der Männer. „Wilde Vergissmeinnicht“ heißen sie seit dem Mittelalter zwischen Neustadt und Landau. Bärlauch ist ein Frühblüher Weitere Frühblüher, die schon die ersten Blättchen zeigen sind der Bärlauch und das Scharbockskraut. Sie nutzen die lichte Zeit, in der die großen Bäume über ihnen noch keinen Blätterschatten werfen. Gerade der Bärlauch, Allium Ursinum, auch Wilder Knoblauch genannt, breitet sich in großen Flächen in den Auwäldern aus. In der Gegend um Wörth wird er „Hundsknowlich“ genannt. Wenn man ihn sucht, kann man der Nase nachgehen. Ein betörender Knoblauchduft liegt in der Luft. Sammeln ist aber nur in den Gebieten, die nicht in den Naturschutzgebieten liegen, erlaubt. Unter anderen ist das mit über acht Hektar zweitgrößte Naturschutzgebiet des Landkreises Germersheim: die „Hördter Rheinaue“. Außerhalb der Naturschutzgebiete ist das Sammeln in kleinen übersichtlichen Mengen erlaubt. Dafür gibt es die „Handstraußregelung“ – also nur so viel man mit einer Hand fassen kann. Zudem dürfen die Pflanzen beim Ernten nicht beschädigt, die Zwiebeln nicht entnommen werden. Wer einen ganzen Vorrat an Bärlauchpesto braucht, sollte daher die Zwiebeln für den eigenen Garten kaufen oder sich auf dem Wochenmarkt eindecken. Dort verkaufen professionelle Sammler, die sich die Erlaubnis zum Ernten beim Forstamt Rheinauen geholt und auch bezahlt haben. Gesammelt wird auch von Firmen, die den Bärlauch zu medizinischen Zwecken verarbeiten. Gesund ist er zweifelsfrei. Besonders eignet er sich um die Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben. Denn neben vielen Mineralstoffen enthält er in 100 Gramm Blättern 150 Milligramm Vitamin C, das ist drei Mal mehr als in Orangen. Scharbockskraut und Vitamin C Mit dem Duft des Bärlauchs wollte einer Legende nach eine Mätresse des pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor ihn mit seiner neuen Geliebten aus seinem Schloßgarten in Schwetzingen vertreiben. Carl Theodor hasste den Geruch, deshalb ließ sie ihn anpflanzen. Wer fürchtet Bärlauch mit den giftigen Maiglöckchen zu verwechseln, wartet bis er blüht, dann kann man ihn leicht unterscheiden. Mit wenigen Blättern oder auch Blüten kann man Bärlauchbutter zubereiten: Blätter oder Blüten kleinschneiden, mit Salz und abgeriebener Zitronenschale unter die Butter mischen. Ab besten frisch verbrauchen und auf ein Stück Brot schmieren. Ebenfalls wegen seines Vitamin C-Gehaltes wird das Scharbockskraut, Ranunculus Ficaria, geschätzt. Daher auch sein Name. Er leitet sich von Skorbut ab, eine Mangelerscheinung des Vitamin C. Verwenden sollte man ihn aber nur in kleinen Mengen als Salatbeigabe und auch nur vor der Blüte, da sich danach vermehrt Giftstoffe bilden. Wie der Bärlauch zieht sich die Pflanze mit den herzförmigen Blättern und den goldgelb glänzenden Blüten ab Mai wieder in den Boden zurück. Zurück bleiben die Bulbillen – weiße Brutknospen, die sich in den Blattachseln gebildet haben und die Pflanze vegetativ vermehrt. Nach Regen sammeln sie sich oft in Pfützen und werden deshalb Himmelsbrot genannt. In der Pfalz ist es der „Mannarege“. Bekannt ist die Pflanze auch unter dem Namen Feigwurz. In der Gegend um Neustadt wird sie auch „Mausöhrche“ genannt und in der Südpfalz „Babble“ oder „Bachbabble“, denn sie mag gerne feuchten Untergrund. Die Serie Ab dem heutigen Frühlingsanfang berichten wir bis zum Wintereinbruch jeweils etwa in der Mitte eines Monats über den aktuellen Wachstumsstand verschiedener typischer Pflanzen im Auwald. Autorin Beate Stegner-Kukatzki ist zertifizierte Naturführerin.

Bärlauch
Bärlauch
Persischer Ehrenpreis
Persischer Ehrenpreis
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