Kreis Germersheim Kandel: Ein Bauwerk für die leere Ecke

Marlen Anstett erläutert Verbandsbürgermeister Volker Poß (links) und Kunstlehrer Ulrich Krumsieg (rechts) ihr Modell.
Marlen Anstett erläutert Verbandsbürgermeister Volker Poß (links) und Kunstlehrer Ulrich Krumsieg (rechts) ihr Modell.

Am 6. Dezember jährte es sich um 14. Mal, dass das Haus an der Ecke Hauptstraße/Bahnhofstraße abgebrannt ist. Damals waren zwei junge Männer ums Leben gekommen. Die Bauruine wurde abgerissen, ansonsten hat sich an dem Platz nichts getan. Pläne für die Nutzung scheiterten daran, dass der Besitzer laut Verwaltung einen hohen Preis für das Gelände verlangt. Nun gibt es neue Ideen: Ulrich Krumsieg, der an der Integrierten Gesamtschule das Fach Kunst unterrichtet, stellte dem Kunst-Leistungskurs der 12. Klasse die Aufgabe, Ideen für die Bebauung zu entwickeln.

Einige Modelle wurden bei einer Vernissage im Foyer der Verbandsgemeindeverwaltung vorgestellt. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 16. Februar. Ulrich Krumsieg wies bei seinen Erläuterungen darauf hin, dass es für seine Schüler gewiss nicht leicht war, „eine vorgefundene Welt neu zu gestalten“. Zwei Schülerinnen berichteten, dass sich alle Teilnehmer des Leistungskurses zunächst schwer getan hatten, Ideen zu finden, danach aber eifrig an Modellen arbeiteten.

Modell-Vielfalt begeistert

Verbandsbürgermeister Volker Poß, der die Begrüßungsworte zu der „besonderen Ausstellung“ gesprochen hatte, war begeistert von den vielen Modellen zur Bebauung des „Grundstücks an der Ampel“. Begeistert waren auch die Besucher der Vernissage von der Vielfalt der Modelle: Vom Fachwerkbau zur Markthalle und vom Wohn- und Geschäftshaus zur Burganlage. Auf drei Modelle, von denen die RHEINPFALZ von den Schülerinnen die Beschreibungen erhielt, soll näher eingegangen werden. Da gibt es den Entwurf von Marlen Anstett, die in ihrem dreigeteilten Bau die Kandeler Geschichte auf-greift (siehe Foto). Der mittlere Teil ist im Fachwerkstil gebaut. Die zwei gleichgestalteten Außenabschnitte sollen daran erinnern, dass Kandel oft zwei Herren dienen musste und die zwei – wie der Georgsturm mit rotem Sandstein gebauten – links und rechts angebrachten Türme stehen für die Burg die es im Mittelalter in Kandel gab. Genutzt werden soll das Haus als Hostel und Erlebnisbar.

Dachterrasse mit Pool

Gastronomie und Wohnen will Paula Knauer verbinden. Ihr Gebäude soll mit seiner großen Fensterfront Größe und Ruhe ausstrahlen, aber auch Neugier und Erstaunen erwecken. Das Erdgeschoß ist für ein Café gedacht, in dem man sowohl gemütlich beim Nachmittagskaffee sitzen als auch größere Feste feiern kann. Im Obergeschoß ist eine Wohnung vorgesehen und die Dachterrasse mit einem Pool bietet Platz, um warme Sommerabende zu genießen. „Dieses Gebäude würde“ so Knauer, „mit dem Stadtbild harmonieren und Kandel attraktiver machen.“ Theresa Kolbs Modell erinnert an einen venezianischen Palazzo. Es hat eine rechteckige Grundform und zwei Stockwerke. Gedacht ist das Gebäude, an dessen Ost- und Südseite es jeweils 21 große Fenster gibt, als Kinopalast. Die großen Fenster sollen auf Passanten eine prunkvolle und beeindruckende Wirkung haben. Ähnlich sollen auch die Arkaden an der Ostseite wirken.

Kinosaal im Obergeschoß

Im Obergeschoß sind der Kinosaal, das Foyer und ein Kiosk. Im Erdgeschoß, in dem sich die sanitären Einrichtungen befinden, kann man die Tickets erwerben. Theresa Kolb ist es bewusst, dass ihr Gebäude nicht unbedingt in den Kandeler Baustil hineinpasst. Dennoch wäre es eine Investition wert, da ein Kino ein zeitloser und schöner kultureller Aspekt für Kandel wäre, sagt die Schülerin. Sollte die Stadt das Anwesen an der Ampel tatsächlich einmal nutzen können, würde er sich, so Bürgermeister Günther Tielebörger, für ein „Bienenwaben-Gebäude“ entscheiden. Nicht wegen des Stadtbilds, sondern weil es zu den Kandeler Bienen passen würde.

Viele Kandeler ärgern sich über den „Schandfleck“ an der zentralen Kreuzung. Auch in den Prunksitzungen der Bikage ist das Grund
Viele Kandeler ärgern sich über den »Schandfleck« an der zentralen Kreuzung. Auch in den Prunksitzungen der Bikage ist das Grundstück ein Thema.
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