Kreis Germersheim Kuh gibt schon lange keine Milch mehr

RÜLZHEIM. Gemeindewerke sind in der Regel die Energie- und Wasserversorger vor Ort. So auch die Gemeindewerke Rülzheim. Sie versorgen ihre Bewohner mit Strom und Fernwärme – falls dies gewünscht wird und entsorgen das Wasser. Außerdem betreuen die Werke den Campingplatz und die Dampfnudel sowie viele, viele Jahre das geschlossene Freizeitbad Moby Dick. Und in diesen dicken Fisch wurden über Jahrzehnte Millionen Euro gepumpt, noch heute sind es mehrere Tausend pro Jahr. Außerdem investieren die Werke verstärkt in ihre Infrastruktur – Blockheizkraftwerke werden abgerissen, ein neues, zentrales gebaut. Die Fernwärme auf ein modernes Zweileitersystem umgestellt. Das alles kostet viel Geld und die Werke finanzieren dies manchmal mit Krediten. Der Schuldenstand zum Ende des Jahres 2015 beträgt laut dem Wirtschaftsplan etwa 2,8 Millionen Euro. Lag vor Jahren aber auch schon über vier Millionen Euro. Um die Jahresverluste auszugleichen, muss die Ortsgemeinde Rülzheim jährlich den Werken Geld zuschießen – seit 2010 kommt so eine Summe von rund 1,8 Millionen Euro zusammen. Außerdem gleichen die Gemeindewerke ihren Verlust selbst durch Geldentnahme aus den Rücklagen aus. Diese Rücklagen schrumpften von 2,35 Millionen Euro Ende 2009 auf nun rund 669.400 Euro Ende 2015. Kein Wunder, dass Bürgermeister Reiner Hör (Aktive Bürger) bei der Sitzung des Werksausschusses den Wunsch äußerte, „die Kuh auch mal melken zu wollen“ wie das in anderen Gemeinden gängige Praxis ist. So überweisen beispielsweise die Stadtwerke Germersheim der Stadt jährlich rund zwei Millionen Euro ins Stadtsäckel. Also hat Werkleiter Johannes Klawe die Aufgabe mit auf den Weg bekommen, die Werke profitabler zu machen. Unternehmensberater von Rödl & Partner, das Unternehmen ist der Wirtschaftsprüfer der Gemeindewerke, erhalten nun den Auftrag, einen Masterplan bis zum Jahr 2020 zu erstellen. Aus den Wirtschaftsplänen der vergangenen Jahre und dem aktuellen Plan wird der Masterplan entwickelt. Dabei werden sämtliche Geschäftsfelder untersucht und Klawe zufolge auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft. „Wir sind alle zusammen nicht dumm, doch die Unternehmensberater operieren deutschlandweit und haben deshalb eine viel größere Erfahrung“, sagte Hör zu den Ratsmitgliedern. Sämtliche im Ausschuss vertretenen Parteien sahen die Erstellung des Plans als sinnvoll an und signalisierten Zustimmung. Klawe und Hör bestätigten die Nachfrage aus dem Gremium, dass es keine Vorgaben gebe und die Unternehmensberater freie Hand bei ihrer Untersuchung hätten, es „keine Tabu-Themen“ gebe. Für 24.000 Euro erstellen Rödl & Partner bis Jahresmitte den Masterplan, damit die Kuh wieder Milch gibt. (wim)

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