Kreis Germersheim Schnakenjahr: Wie Biergarten-Betreiber mit der Plage umgehen

Patrick Barth betreibt im fünften Jahr einen Biergarten am Germersheimer Rheinufer. Es gab schon schlimmere Schnakenjahre, meint
Patrick Barth betreibt im fünften Jahr einen Biergarten am Germersheimer Rheinufer. Es gab schon schlimmere Schnakenjahre, meint er.

Die Schnakenplage ist für manche Menschen in diesem Jahr gefühlt besonders schlimm. Betreiber von Biergärten stufen das Problem unterschiedlich ein.

Kaum setzt man sich, besonders in der beginnenden Dämmerung irgendwohin, wird man schon von den geflügelten Plagegeistern belagert und im schlimmsten Fall gestochen. Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) spricht von einem „Schnakenjahr“ und warnt vor einer „erhöhten Stichbelästigung“. Zwar waren deren Hubschrauber in den vergangenen Wochen entlang des Rheins unterwegs, um den für die Schnakenlarven tödliche Wirkstoff BTI auszubringen. Aber eine restlose Bekämpfung sei nicht möglich.

Reinhard Letzelter beschreibt das Problem als „so groß wie noch nie“, seitdem er das Schleusenhaus in Sondernheim betreibe. Bis vor zwei Jahren habe es bei ihm kaum Schnaken gegeben. Das sei in diesem Jahr anders: Besonders gegen Abend haben sich die Gäste kaum gesetzt, da würden die Plagegeister schon anfliegen. Durch den vielen Regen und die dadurch entstanden Tümpel, Pfützen und dem Hochwasser konnten die Insekten überall ihre Eier ablegen. Die Schnakenbekämpfer der Kabs lobt der Wirt ausdrücklich: Man sehe, das die Leute arbeiten und in den letzten Jahren habe die Schnakenbekämpfung gut funktioniert, jetzt kämen sie aber nicht mehr hinterher. Für die zweite Runde der Bekämpfung in einigen Wochen hofft Letzelter auf bessere Ergebnisse.

Gäste gehen früher nach Hause

Weniger Besucher hätte das Schleusenhaus wegen der Schnaken nicht, glaubt Letzelter: „Allerdings gehen die Besucher früher nach Hause.“ Die meisten Gäste seien zwar vorbereitet und hätten Mittel dabei, aber es nerve natürlich trotzdem. Er selbst stellt keine Mittel mehr zur Verfügung. Bei der deutlich kleineren Plage vor einigen Jahren habe er es mal gemacht. Von zwölf Flaschen zu je rund zehn Euro waren an Feierabend nur noch zwei da. „Dafür muss ich eine ganze Menge Weinschorle verkaufen, um das wieder einzunehmen“, erzählt er.

Da er an der Schnakenplage sowieso nichts ändern kann, nimmt er es gelassen und auch mit ein wenig Humor: „Manchmal glaubt man, die Besucher spenden einem Beifall, wenn man mit den Getränken oder Speisen rauskommt. Aber nein, sie erschlagen Schnaken“.

Räucherstäbchen gegen die Angriffe

Beim „No Name“ in Neulauterburg am Rande des Bienwalds kann man Schnakenmittel bekommen. „Allerdings nur auf Anfrage“, berichtet Betreiber Christian Jovino. „Außerdem haben wir Räucherstäbchen gekauft, auf Schnaken sind wir also vorbereitet.“ Die meisten Gäste seien das übrigens auch und brächten ihre eigenen Mittel mit, so Jovino. Auch wenn die Schnakenplage in diesem Jahr besonders heftig sei, sei dies nicht der Grund für das Ausbleiben von Gästen. Vielmehr machen die Wetterkapriolen, der häufige und oft unerwartete Platzregen und die Gewitter einen Strich durch die Biergarten-Rechnung. Und die Temperaturen der letzten Wochen seien nicht so mild wie sonst gewesen. Seit 2016 bewirtschaftet Jovino das „No Name“. Früher war in seinem Biergarten schon ab April oft viel los. Und jetzt habe die Saison erst Anfang Juli mit Beginn der Sommerferien begonnen. Zur Not kann man bei ihm vom Biergarten auch in den Innenbereich wechseln.

Angriffslustig: die Schnake.
Angriffslustig: die Schnake.

Als bei weitem nicht so schlimm wie 2021 beschreibt dagegen Patrick Barth die Schnakensituation. Damals seien beide Hubschrauber des Kabs defekt gewesen, und die Schnaken konnten kaum bekämpft werden, erinnert sich Barth, der im fünften Jahr einen Biergarten am Germersheimer Rheinufer betreibt. Mindestens dreimal soviele Schnaken wie heute habe es 2021 gegeben, schätzt Barth. Damals habe er mit Mückenspiralen an jedem Tisch und kostenlosem Insektenspray versucht, die Lage für Besucher so angenehm wie möglich zu gestalten.

Schnaken halten die Besucher dieses Jahr nicht ab, seinen Biergarten zu besuchen. Allerdings fehlt ihm einiges an „Schnaken-Erfahrung“ der letzten Wochen: Wegen Hochwasser habe er seinen Biergarten sowieso gut drei Wochen lang abbauen müssen und erst kürzlich wieder eröffnet. Beim Brezelfest in Speyer, wo Barth ebenfalls einen Stand hatte, habe er von Schnaken nichts gemerkt. Das könne natürlich daran liegen, dass bei tausenden Besuchern die Schnaken genug Beute hatten und ihre Angriffslust sich auf eine große Menge verteilt.

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