Kreis Kaiserslautern „Auf einem guten Weg“

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„Teuer und keine Besserung in Sicht. Das kann nicht sein“, dachte sich Hundetrainer Klaus Schmidt aus Hochspeyer, als er aus der Zeitung vom „Problemhund Wolfi“ erfuhr. Der Schäferhund war als gefährlich eingestuft worden; seine Unterbringung und Versuche, ihn zu trainieren, hatten den Kämmerer der Stadt Zweibrücken über 30.000 Euro gekostet. Sieben Monate, nachdem er von der Stadt als Halter von Wolfi akzeptiert wurde, sagt Schmidt über den Rüden: „Den geb ich nicht mehr her.“

„Wolfi“ hatte bis dahin eine regelrechte Odyssee hinter sich: Die Stadt Zweibrücken hatte den bissigen und als gefährlich eingestuften Hund im Frühjahr 2014 bei einem Zweibrücker sichergestellt. Seitdem musste sie für die Unterbringung „Wolfis“ zahlen, erst im Tierheim, dann in einer Hundepension. Einschläfern durfte sie den Hund nicht. Doch Wolfi war derart aggressiv, dass er erst therapiert werden müsse – von einem Hundetrainer –, bevor er an eine Privatperson vermittelt werden könne. Nach der gescheiterten Vermittlung nach Nordrhein-Westfalen kam „Wolfi“ im Mai schließlich zu dem Hochspeyerer Hundetrainer Klaus Schmidt. Jener bekam bis Ende Juni 20 Euro pro Tag, dann wurde er offiziell Besitzer des Tieres, laut Vereinbarung mit dem früheren Halter. „Sturköpfig“ sei „Wolfi“ schon, gibt Schmidt zu. Einer, der „über viele Ecken versucht, durchzukommen“, sich aber auch oft abguckt, wie andere Hunde Situationen souveräner als er selbst lösen. Und einer, der Artgenossen gern foppt. „Spike“ zum Beispiel, der andere Hund von Klaus Schmidt, könnte ein Lied von kleinen Nicklichkeiten singen. Obwohl Spike in dem Duo der Boss ist. Aber: „,Wolfi’ ist sehr froh, wenn sich jemand mit ihm beschäftigt. Und er ist sehr anhänglich.“ Als Schmidt das erzählt, mit derselben leisen Stimme, mit der er auch mit seinen Hunden spricht, liegt der angesprochene Hund faul unterm Gartentisch. Freundlich hat der fünf Jahre alte Rüde mit dem dicken Fell den Besuch im eingezäunten Areal begrüßt. Das wundert sein Herrchen nicht. „Wenn Freunde zu Besuch kommen, gibt es auch kein Problem. Ich sehe ihn auf einem guten Weg.“ Dieser Weg hat ein klares Ziel: Schmidt hofft, dass „Wolfi“ wieder zurückgestuft werden kann, vom gefährlichen Hund zum sogenannten normalen. Dann müsste er beispielsweise außerhalb der Privatsphäre nicht ständig einen Maulkorb tragen. „,Wolfi“ hat im Grunde ein ausgeglichenes Naturell“, meint Schmidt. Der Trainer, der von Jugendtagen an mit Hunden zu tun hat, spielt nicht herunter, dass es anfangs nicht einfach war mit „Wolfi“. Er war gegen Menschen wie gegen andere Hunde aggressiv, bis zur Bissigkeit futterneidisch, ließ sich nicht anfassen. Und bürsten oder waschen schon gar nicht. Das ist, nach Wochen des aufmerksamen und konsequenten Umgangs, in denen Schmidt akribisch ebenso auf die eigene wie die Sicherheit des Hundes und der Umwelt achtete, weitgehend Geschichte. „Wolfi“ genießt die Einheit mit der Bürste sichtlich, gibt Pfötchen, lässt sich vom Besucher kraulen. Sogar zum – immer noch ungeliebten – Wasserschlauch kommt er freiwillig. Die anfängliche Distanz zu Schmidt ist gewichen: „Er wartet längst darauf, dass ich komme.“ Ab und an blitze das alte Schema auch heute noch auf, sagt Schmidt. Wenn „Wolfi“ unsicher werde, brumme er und verspanne sich, quasi sicherheitshalber, weil er lange gelernt habe, damit durchzukommen. Doch diese Anspannung löse sich immer schneller auf – nach nur sieben Monaten habe der Hund extrem viel gelernt. Geschenkt wurde ihm nichts: Schmidt konfrontierte den Rüden immer wieder, ruhig und kontrolliert, mit allem, was er nicht kannte, Bahn- und Fahrstuhlfahren eingeschlossen. „,Wolfis’ Entwicklung hat mich nicht überrascht“, sagt Schmidt. „So habe ich ihn eingeschätzt. Aber ich bin trotzdem froh und stolz, dass er diesen Weg eingeschlagen hat.“ Für Schmidt ist „Wolfi“ ein Musterbeispiel dafür, „auch ältere Hunde nicht abzuschreiben“. Er rät, „sich Hilfe zu holen, wenn es Probleme mit einem Hund gibt“. Keine Schande, sondern wichtig sei die Erkenntnis: „Ich muss etwas ändern, es läuft etwas falsch.“ Als Trainer sieht er sich als Ideengeber für Mensch wie Hund, einer, der „Schritt-für-Schritt“-Anleitungen gibt. Viel wisse er von „Wolfis“ Geschichte nicht, räumt Schmidt ein, doch er glaubt, dass seine Signale früher oft falsch verstanden wurden. Das wird zumindest „Wolfi“ nicht mehr passieren: Ihn noch einmal herzugeben, komme weder für ihn noch für seine Freundin in Frage. Sagt Klaus Schmidt mit Bestimmtheit. |kgi

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