Kreis Kaiserslautern BLICKPUNKT: REDAKTION VOR ORT IN HOCHSPEYER: Kaum angesprochen, schon erledigt

Raser in der Hauptstraße regen Gundula Klamm und Gerda Groß auf. „Manche fahren wie die Bekloppten, man kommt kaum noch über die Straße“, schildern die Anwohnerinnen die Situation und fordern die Einrichtung von Tempo 30, dessen Einhaltung aber auch kontrolliert werden müsse. „Gerade die Motorradfahrer sind furchtbar. Manche sind auf dem Hinterrad im Ort unterwegs.“ Die „für viel Geld“ gebaute Umgehungsstraße empfinden Klamm und Groß als „unnötig“: „Von zehn Autos fahren trotzdem acht durch Hochspeyer. Die Umgehung bringt überhaupt nichts, das Geld wurde in den Sand gesetzt“, schimpft Gundula Klamm. Andere Hochspeyerer, wie Willi Egelhof, sehen den Bau der Umgehung hingegen als richtige Entscheidung an. Allerdings stimmt auch Ortsbürgermeister Hans-Norbert Anspach (SPD) zu, dass durch sie der Verkehr in der Ortsdurchfahrt nicht besonders stark gesunken sei. „Aber man muss auch die andere Seite sehen: Den Geschäften in der Hauptstraße ginge es ohne Durchgangsverkehr deutlich schlechter.“ Auf die Forderung nach Tempo 30 hat Anspach sofort die passende Antwort: „Die wird gerade eingerichtet!“ Die Schilder wurden am Dienstag aufgestellt, „von der Einmündung der Rotentalstraße bis zur Einmündung der Heidestraße reicht die Zone“, erläutert er. Dass in der Hauptstraße viel zu schnell gefahren werde, meint auch Eleonore Rheinfrank. „Außerdem parken die Leute, wo sie wollen.“ Sie selbst habe eine Garage gegenüber vom Döner-Laden und beobachte, dass auch abends, nach Geschäftsschluss, die Autos immer noch dort stehen. Auch Roland Kastl sieht die Parksituation in der Hauptstraße kritisch. Besonders an der Einmündung der Rotentalstraße sei die Sicht durch parkende Autos auf der rechten Seite derart eingeschränkt, dass man bis zur Hälfte auf die Hauptstraße fahren müsse, um die Fahrbahn einzusehen. „Wenn dann einer kommt, muss man schnell wieder zurück.“ Um die Situation zu entschärfen, habe er vor rund einem Dreivierteljahr ein Schreiben an die Gemeinde geschickt, mit dem Antrag, auf der gegenüberliegenden Seite einen Spiegel anzubringen. „Ich habe jedoch nie eine Antwort darauf bekommen...“ „Ja, die Ecke ist völlig uneinsehbar“, bestätigt Ortsbürgermeister Anspach Kastls Schilderung. „Deswegen kommen die beiden Parkplätze dort weg.“ Ebenso verschwinden zwei Parkplätze vor dem Döner-Laden, „und statt dessen werden zwei Kurzzeitparkplätze auf der gegenüberliegenden Seite eingerichtet, für die Gäste, die dort essen“. Prompt am Tag nach der Aktion „Redaktion vor Ort“, also gestern, wurden die Markierungsarbeiten angegangen. „Der Gemeinderatsbeschluss wurde schon vor rund fünf Monaten gefasst, aber es dauert halt immer bis zur Umsetzung.“ Von einem Schreiben Kastls allerdings wisse er nichts. „An die Verkehrsabteilung habe ich noch dazu geschrieben“, ergänzt dieser und Anspachs rätselndes Gesicht klärt sich auf. „Ah, dann ging es an die Verwaltung in Enkenbach. Deshalb habe ich es nicht gesehen.“ Der schlechte Zustand des Straßenbelags in der Hauptstraße wird von etlichen Bürgern kritisiert, so von Alois Karmainski „die vielen Schlaglöcher – unmöglich!“ und von Thomas Zimmer: „Sie merken mit verbundenen Augen, dass Sie in Hochspeyer angekommen sind – wenn Sie’s im Rücken haben.“ Es könne doch nicht sein, dass überhaupt kein Geld für so etwas da ist, meint Karmainski; ein Aushängeschild für den Ort sei dies wahrlich nicht. „Seit Jahren führe ich deswegen Gespräche mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM)“, erwidert Anspach. „2019 soll die Straße neu gemacht werden.“ Allerdings werde die Hauptstraße vorher noch als Umleitungsstrecke gebraucht, weil die B48 saniert werde, deswegen könnten die Arbeiten erst danach anlaufen. Von lebensgefährlichen Situationen vor ihrer Haustür berichten Peter Aufenfeld und seine Tochter Janina, die in der Trippstadter Straße wohnen: „Letztens hat ein Motorrad ein Auto rechts auf dem Bürgersteig überholt, als ich dort gerade lang ging“, sagt die Zwölfjährige und ist noch heute geschockt von dem Erlebnis: „Die Fahrer nehmen überhaupt keine Rücksicht, auch nicht auf uns Kinder!“ Immer wieder seien Biker in der Trippstadter Straße auch auf dem Hinterrad oder freihändig unterwegs. Und gerast werde sowieso „wie verrückt“: „Wenn ich aus dem Haus trete, donnern sie direkt an meiner Nase vorbei“, berichtet Peter Aufenfeld, der an einer schlecht einsehbaren Ecke der Straße wohnt. Zudem sei der Lärm der Maschinen, die am Wochenende oft „im Minutentakt“ vorbeiführen, „schlicht nicht auszuhalten“. „An einem Sonntagnachmittag können wir nicht draußen auf der Terrasse sitzen, dort ist es eine Katastrophe! Und auch drinnen versteht man beim Fernsehen oder Radiohören kaum ein Wort“, schimpfen Vater und Tochter und fordern, dass „endlich mal was unternommen wird“. Eine Sperrung der Straße für Biker am Wochenende, so lautet ihr Vorschlag. „Beim Motorradlärm tut sich nichts“, schimpft auch Dieter Peterschun. „Die Polizei sollte mal sonntags kontrollieren. Da kämen sie mit dem Protokoll-Schreiben nicht mehr nach.“ Nicht anders lautet das Urteil von Werner Köhler: „Die fahren wie die Bekloppten!“ Thomas Zimmer, der zu Beginn der Trippstadter Straße kurz nach der Unterführung wohnt, ist den Motorradlärm sogar schon analytisch angegangen. Besonders die provozierten Fehlzündungen, damit es ordentlich knallt, gehen nicht nur ihm auf die Nerven. „Ich habe die Biker mal gezählt. Von 350 Fahrern hat jeder fünfte eine Fehlzündung provoziert. Und der Knall verstärkt sich hier im Tunnel noch.“ Auf der B48 hoch nach Johanniskreuz werde auf Zeit gefahren, haben Anwohner beobachtet, „und jeder will der Schnellste sein“, meint Peter Aufenfeld. „Die stellen die Videos auch auf Youtube“, weiß Zimmer. Anspach stimmt den Klagen zu, weist jedoch darauf hin, dass der Großteil der Motorradfahrer zivilisiert unterwegs sei und nur ein kleiner Teil der Biker durch derart rüpelhaftes Verhalten auffalle. „Es sind Schilder bestellt mit der Aufforderung an Motorradfahrer ,Nehmt Rücksicht’, die werden demnächst aufgestellt“, berichtet er. In Absprache mit der Bürgerinitiative gegen Motorradlärm sei dies geschehen. „Am Donnerstag bin ich mit Jürgen Wenzel von der Verbandsgemeinde im Ort unterwegs und wir schauen, wo die Schilder aufgestellt werden; vier müssten es sein.“ Zudem soll eine Geschwindigkeitsanzeige den Fahrern ihr Tempo bewusster machen. Wegen der „Knallerei“ habe er schon mit Motorradfahrern selbst gesprochen, aber die hätten ihm abgeraten, Schilder dazu aufzustellen, weil die Gefahr einer „Jetzt-erst-recht“- Reaktion hoch sei. Thomas Zimmers Anregung, Polizei in Zivil unten an der Trippstadter Straße und oben nach Johanniskreuz aufzustellen, die die lauten Fahrer dann dort heraushole, findet bei Anspach Anklang. „Das ist eine gute Idee! Natürlich habe ich keinen Einfluss darauf, aber anregen bei der Polizei kann man es ja!“ Dass Thomas Zimmer ein Mann der Tat ist und lieber macht statt mault, hat er am Straßenschild vor seinem Haus bewiesen. „Diese alten, ehemals blauen Schilder sind völlig verblichen und nicht mehr lesbar“, sagt er und deutet als Beweis auf das Schild an der Mühlhofstraße – das jedoch eher durch monochromes Weiß als eine Information besticht. „Deshalb habe ich angefangen, die Namenszüge mit Edding nachzumalen.“ Auf dem Straßenschild vor der Kreissparkasse war er schon tätig: „Kirch-“ ist zwar noch nicht lesbar, aber der hintere Teil „-straße“ sticht wieder hervor. „Diese alten Schilder kommen alle weg und werden durch neue ersetzt“, kündigt Anspach an. Dann wird es in Hochspeyer einheitliche Standardschilder mit schwarzer Schrift auf weißem Grund geben. „Wenn die Straße eine historische Bewandtnis hat, dann kommt ein Zusatzschild darunter mit der Information.“ Dem Motto „Machen statt Maulen“ folgt auch der Verein „Aktiv für Hochspeyer“, in dem Zimmer zwar kein Mitglied ist – „Ich bin aus allen Vereinen ausgetreten“ –, aber den er tatkräftig unterstützt. Die Aktivitäten des Vereins finden auch bei den übrigen viel Anerkennung. Ebenso erntet der ehrenamtlich betriebene Bürgerbus viel Lob und Zuspruch. „Der fährt zweimal die Woche durch den Ort, viermal täglich“, freut sich Werner Köhler. „Wenn ich etwas im Supermarkt vergessen habe, kam es schon vor, dass ich noch mal mitgefahren bin“, grinst er. „Außerdem bekommt man schwere Einkäufe sogar bis zum Haus getragen: super!“ Und auch jene, die ihn sonst nicht nutzen, sind über seinen Service froh, wenn er im Advent zur Waldweihnacht nach Johanniskreuz rausfährt. Nur Lob für seinen Heimatort hat der 87-jährige Karl Müller. „Einen ganz hohen Freizeitwert!“ bescheinigt er Hochspeyer. „Ringsum ist der Pfälzerwald, in dem ich läuferisch unterwegs bin“, sagt der fitte Senior. Hochspeyer habe schöne Wohnlagen und eine „optimale Verkehrsanbindung, an die Autobahn und nach Kaiserslautern, trotz der Kaserne“, urteilt er. Sein Lob für das Schwimmbad, das er als Dauerschwimmer ausgiebig nutzt, teilt er mit den übrigen Besuchern am RHEINPFALZ-Stand. Von vielen geschätzt wird, dass der Kiosk nicht mehr wie früher hinter der Kasse ist, sondern man ohne Eintritt zu zahlen dort etwas kaufen und trinken kann. Über „rappelvolle Schulbusse morgens und mittags“ klagt Janina Aufenfeld, die in der Trippstadter Straße wohnt und die Integrierte Gesamtschule in Enkenbach-Alsenborn besucht. Meist nutzt die Zwölfjährige den Linienbus, der morgens um 7.05 Uhr unweit ihres Elternhauses hält. Dieser komme von Waldleiningen, fahre nach Hochspeyer noch Frankenstein und Fischbach an und mache am Ende noch einen Schlenker nach Alsenborn, bevor er die Schüler zur IGS in Enkenbach bringt. „Wir kommen öfter zu spät in den Unterricht und kriegen dann vom Lehrer geschimpft“, ärgert sich die Schülerin und schlägt vor, zumindest die Haltestelle in Alsenborn zu streichen. „Dort ist, seit ich den Bus nutze, noch nie jemand eingestiegen.“ Der zweite Bus in Richtung IGS fahre am Hochspeyerer Rathaus um 7.45 Uhr ab. „Klar, dass der es auch nicht pünktlich schafft!“ Sorge bereiten ihr und ihrem Vater Peter Aufenfeld, dass der Bus „rappelvoll“ und die Sicherheit damit nicht gewährleistet sei. Bei Bremsmanövern flögen die Schüler durch den Bus. „Muss erst was passieren?“, fragt die Zwölfjährige und wünscht sich, dass größere Busse eingesetzt werden. „Beschwerden aus Hochspeyer, sei es wegen Verspätungen oder überfüllter Busse, lagen uns bisher weder von Eltern noch von der IGS vor“, sagt die für den öffentlichen Nahverkehr zuständige Erste Kreisbeigeordnete Gudrun Heß-Schmidt auf RHEINPFALZ-Anfrage. Sie kündigt an, den Sachverhalt durch die DB Regiobus prüfen zu lassen. Über das Ergebnis wird die RHEINPFALZ berichten. Den Fluglärm über der Region durch trainierende Kampfflugzeuge findet Dieter Peterschun „unerträglich“. Die Bevölkerung dürfe nachmittags während der Ruhezeiten „noch nicht einmal Rasen mähen“, aber das Militär, das im Luftraum der Polygone-Station Bann und der TRA Lauter trainiere, unterliege keinen Beschränkungen. „Eine Schweinerei!“, findet Peterschun und weist neben der Lärmbelastung auch auf die Risiken der Übungsflüge hin: „Was ist, wenn da mal einer runterfällt?“ Der Hochspeyerer wünscht sich einen stärkeren Einsatz der Politik gegen den Fluglärm in der Region und zudem „mehr Druck von unten“. „In Frankreich wäre der Aff’ los, wenn die das dort mit den Leuten machen würden“, glaubt er. Mit seiner Beschwerde rennt Peterschun bei Anspach offene Türen ein: „Das Ablassen von Kerosin bewegt mich noch mehr als der Krach“, sagt der Ortsbürgermeister und kündigt an, mit seinen Kollegen in der Verbandsgemeinde aktiv werden zu wollen. „Wir müssen Druck aufbauen“, ist er überzeugt. Geplant sei eine Resolution. In der Ortsbürgermeisterdienstbesprechung wollten er und seine Kollegen darauf hinwirken, dass eine Vorlage für eine Resolution erstellt werde. Gundula Klamm kritisiert die Verunreinigung des Bahnpfads durch Hundekot. Die Tütenspender, die die Gemeinde aufgestellt habe, würden nicht hinreichend genutzt. „Und wenn man als Anwohner was sagt, bekommt man von manchen als Antwort die volle Tüte in den Garten gepfeffert.“ Die Anwohnerin des Bahnpfads appelliert an die Hundehalter, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner „doch bitte zu beseitigen“ oder in den Wald spazieren zu gehen. Anspach kennt das Problem: Nicht nur der Bahnpfad, auch der Bahnhang sei voller Hundekot. „Wenn unsere Jungs vom Bauhof den Hang mähen, da sehen die vielleicht aus!“ Der Freischneider zerschneide die Häufchen in kleine Teile, die dann überall an den Anzügen der Männer klebten. „Einfach unzumutbar für die Arbeiter!“ Die von der Gemeinde aufgestellten Tütenspender würden zwar von vielen Hundehaltern genutzt, aber eben nicht von allen, bedauert Anspach. „Bestimmte Leute erreicht man eben einfach nicht!“ Er habe Halter, die er auf frischer Tat ertappte, auf ihr Verhalten angesprochen. „Aber es gab nichts als freche Antworten, die ich hier nicht zitieren möchte.“ Hans Schneider ist voll des Lobs für Hochspeyer. „Ich wohne sehr gerne hier“, sagt er. Als Vorsitzender des örtlichen Kulturvereins freut er sich zudem, dass die Veranstaltungen „sehr gut angenommen werden“. Über weitere Kritikpunkte der Bürger und die Stellungnahmen der Behörden berichten wir in der morgigen Ausgabe.

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