Kreis Kaiserslautern Integration durch den Job

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Das ist Integration durch Arbeit: Von den rund 160 Flüchtlingen, die zurzeit in der Ortsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau untergebracht sind, nehmen inzwischen mehr als 30 an so genannten Ein-Euro-Jobs teil. Dabei erledigen sie oft Arbeiten, für die in der Kommune sonst weder die Zeit noch das nötige Geld vorhanden wäre.

Laut heulen die Antriebe der beiden Motorsensen im Neubaugebiet von Bruchmühlbach. Seit dem frühen Morgen pflügt sich Ahmad al Hassan durch eine kleine Grünanlage, die offenbar seit langem keinen Gärtner mehr gesehen hat. Mehr als einen halben Meter sind die Grashalme lang, die der 21-jährige Syrer anschließend mit einem Kollegen auf den orangefarbenen Pritschenlaster wirft. „Arbeit macht viel Spaß“, lautet der kurze Kommentar des Flüchtlings, als er kurz seinen Schutzhelm samt Gesichtsmaske abnimmt. Seine Freude an dieser Leistung kann auch Christian Müller nicht verbergen: „Das hier ist eine der typischen Ecken, in die wir normalerweise nie kommen“, sagt der Leiter des Bauhofs der Ortsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau. Auf gerade mal sieben Mitarbeiter kann Müller normalerweise für die Pflege sämtlicher Grünanlagen, Schulhöfe, öffentlicher Parkplätze und der kommunalen Straßen zurückgreifen. „Damit schaffen wir in aller Regel nur die nötigsten Arbeiten“, weiß der langjährige Angestellte. Seit Anfang dieses Jahres hat sich Müllers Belegschaft allerdings mehr als verdreifacht. „Insgesamt haben wir jetzt 32 so genannte Arbeitsgelegenheiten für die Flüchtlinge eingerichtet, die bei uns in der Gemeinde untergebracht sind“, sagt Ortsbürgermeister Klaus Neumann (SPD). „Davon haben wir 27 Plätze für unseren Bauhof reserviert, wo auch Männer ohne besondere Sprachkenntnisse eingesetzt werden können. Für die Frauen gibt es Arbeitsgelegenheiten in unserer Mediathek und im Freibad, wo sie während der Sommersaison aushelfen können.“ Besonders stolz ist Neumann auf die Reparatur der historischen Friedhofsmauer am Rand des Ortsteils Miesau, die nur mithilfe der Ein-Euro-Jobber angegangen werden konnte. „Seit Jahren reden wir im Gemeinderat darüber, dass die Mauer endlich repariert werden müsste“, erinnert sich der Bürgermeister. „Und seit Jahren gammelt diese Mauer weiter vor sich hin, wird immer schwärzer und verfällt allmählich. Wir haben für solche Projekte einfach kein Geld in unserem Etat.“ Seit März ändert sich das endlich. Tag für Tag werkeln nun die Asylbewerber an der rund 600 Meter langen und anderthalb Meter hohen Sandstein-Befestigung. „Die Arbeit ist nicht so einfach, wie sie aussieht“, erläutert Bauhof-Chef Müller. „Erst müssen die Steine sorgsam mit Hochdruck gereinigt werden, dann werden alle Fugen ausgekratzt und erneuert. Einige Abschnitte der Mauer müssen wir sogar komplett neu aufbauen. Am Schluss versiegeln wir den Sandstein mit einer speziellen Lasur, damit er nicht gleich wieder verschmutzt.“ Yones Darabi ist einer der Männer, die bei diesem Projekt seit den Anfängen dabei sind. „Ich habe schon in Afghanistan als Maurer gearbeitet und mache das hier sehr gern“, berichtet der 40-jährige Familienvater, der mit Frau und drei Kindern seit dem vergangenen Herbst in der Westpfalz lebt. „Ich komme jeden Tag, wenn ich nicht zum Sprachkurs muss“, sagt er. Am liebsten würde Darabi dabei bleiben, bis die Mauer spätestens im nächsten Frühjahr fertig saniert ist: „Aber morgen muss ich wieder nach Trier, wegen Asylantrag.“

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