Kreis Kaiserslautern Leßmeister hat im Moment die besseren Karten

Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen um die Landratswahl noch offen: Im Hochspeyerer Rathaus gibt Bernd Horr (rechts) seine Stimme
Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen um die Landratswahl noch offen: Im Hochspeyerer Rathaus gibt Bernd Horr (rechts) seine Stimmen bei den Wahlhelfern Frank Witkowsky, Birgitta Frey, Silke Haffner und Marion May (von links) ab.

Jetzt wird es richtig spannend: Nachdem am Sonntag keiner der drei Landratskandidaten eine absolute Mehrheit erzielt hat, gehen die zwei Bestplatzierten – Ralf Leßmeister (CDU) und Martin Müller (SPD) – am 15. Oktober ins Stechen (die RHEINPFALZ berichtete). Will sich Müller bei der Stichwahl den Sieg sichern, muss er noch kräftig Überzeugungsarbeit leisten, denn seine Ausgangsposition ist derzeit insgesamt schwächer als die seines Konkurrenten.

Mit einem Kreisergebnis von 43,5 Prozent lag Leßmeister im ersten Wahlgang um 7,4 Prozentpunkte vor dem Otterberger Sozialdemokraten, der auf 36,1 Prozent der Stimmen kam. Der CDU-Mann siegte in sechs von sieben Verbandsgemeinden. Müller konnte seinen Rivalen mit 48,7 Prozent lediglich daheim in der VG Otterbach-Otterberg überholen. Sein kreisweit bestes Resultat auf Ortsgemeindeebene erzielte Müller allerdings nicht in seiner Heimatstadt Otterberg (57,2), sondern in Heiligenmoschel, wo 72 Prozent der Wähler für ihn stimmten. Außerhalb seiner Heimat-VG gelang es dem 55-Jährigen lediglich im roten Lambsborn, an der 50-Prozent-Marke zu kratzen. Betrachtet man die Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau, zu der Lambsborn gehört, jedoch in ihrer Gesamtheit, dann fällt die Zustimmungsrate in der (einstigen) SPD-Hochburg erstaunlich schwach aus: Müller erreichte dort nur 33,9 Prozent und lag damit fast 20 Punkte hinter Leßmeister; dass dieser aus dem benachbarten Hütschenhausen stammt und sportlich in Bruchmühlbach-Miesau aktiv war, könnte hier den Ausschlag gegeben haben. Deutlich geringer war der Abstand mit 2,3 Punkten am östlichen Ende des Kreises: In der VG Enkenbach-Alsenborn lag Müller mit 38,8 Prozent nur knapp hinter Leßmeister. Da dürfte für den SPD-Bewerber bei der Stichwahl vielleicht noch was herauszuholen sein – zumal dort nach dem Aus für Ero Zinßmeister auch etliche FWG-Stimmen brach liegen. Im Westen ist Leßmeister der Platzhirsch: Nicht nur in der VG Bruchmühlbach-Miesau, auch in der VG Landstuhl und nicht zuletzt in der VG Ramstein-Miesenbach sicherte sich der 50-Jährige die absolute Mehrheit. Sollte es ihm gelingen, seine Anhänger in drei Wochen ein zweites Mal zu mobilisieren, dürfte Müller dort chancenlos sein. Kurioses Detail: Sein mit Abstand bestes Ergebnis holte Leßmeister ausgerechnet in der allerkleinsten Kreisgemeinde, sein schlechtestes in der drittkleinsten: 67,8 Prozent der Wähler in Gerhardsbrunn, das auf der Sickinger Höhe liegt und gerade einmal 142 Wahlberechtigte hat, gaben dem CDU-Mann ihre Stimme. Im ebenfalls winzigen Frankelbach machten dagegen nur 27 der 267 Wahlberechtigten ihr Kreuz hinter Leßmeisters Namen. Dies ist freilich nur eine Randnotiz. Am 15. Oktober wird es vor allem darauf ankommen, in den Gemeinden mit vielen Wahlberechtigten zu punkten. Eine entscheidende Frage ist, ob die beiden Kandidaten ihre Anhänger ein zweites Mal ins Wahllokal bekommen. Und wie sich die Wähler von Ero Zinßmeister nun positionieren. Der Sulzbachtaler ist seit Sonntag aus dem Rennen: Zwar hatte er 20,4 Prozent und damit einen respektablen dritten Platz errungen. Doch die nackten Zahlen zeigen, dass es dem 55-Jährigen nur ein einziges Mal – und zwar in seiner Heimatverbandsgemeinde Otterbach-Otterberg – knapp gelungen ist, einen zweiten Platz hinter Müller zu erzielen; in den übrigen sechs Gebietskörperschaften landete er stets abgeschlagen auf Rang drei. Sogar in der VG Kaiserslautern-Süd, in der die FWG stark ist, konnte Zinßmeister sich mit 23,1 Prozent nicht gegen Müller (31,8) und vor allem gegen Leßmeister (45,2) durchsetzen: „Wenn man noch nicht mal in seinen Hochburgen gewählt wird, dann reicht’s eben nicht“, kommentierte Zinßmeister enttäuscht den Fakt, dass er sogar in Queidersbach und Linden nicht über 24 Prozent hinauskam; in beiden Gemeinden erhielt Leßmeister doppelt so viele Stimmen. Sein bestes Ergebnis fuhr Zinßmeister mit 69,4 Prozent daheim in Sulzbachtal ein, auch in seinem Geburtsort Mehlbach erreichte er die absolute Mehrheit – immerhin ein kleiner, wenn auch schwacher Trost. Die FWG hat zwar bislang keine Wahlempfehlung gegeben, aber das Ausscheiden Zinßmeisters könnte Leßmeister in die Karten spielen. Immerhin koaliert die CDU mit der FWG im Kreistag. Doch die Freien Wähler im Kreis sind beileibe keine homogene Truppe, deren Stimmverhalten unbedingt in eine Richtung gehen muss. Zudem spielt die Herkunft des Kandidaten bei der Wahlentscheidung eine nicht zu unterschätzende Rolle: Zinßmeisters FWG-Wähler im Lautertal könnten dem Otterberger Martin Müller ihre Stimme geben. Oder eben auch nicht. Denn nicht zuletzt sind Landratswahlen auch Persönlichkeitswahlen: Da kann Sympathie oder Abneigung über Wohl und Wehe eines jeden Kandidaten entscheiden.

x