Kreis Kaiserslautern Tiefe Gräben quer durch die Familien

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Auch gut zwei Monate nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump ist Amerika tief gespalten. Der Riss geht zum Teil sogar durch die Familien. Diesen Eindruck hat RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Gaby Böhmer bei ihrer Reise in den US-Bundesstaat Ohio gewonnen. Dort hat die Enkenbach-Alsenbornerin amerikanische Freunde, die früher im Landkreis Kaiserslautern stationiert waren, besucht und zu ihrer politischen Haltung befragt.

Joanie und Mark Sweeny-Dent lebten zweieinhalb Jahre in Enkenbach-Alsenborn. Wie viele US-Militärangehörige waren auch sie sehr interessiert, die Zeit ihrer Stationierung zu nutzen, Europa, Deutschland und die Pfalz kennenzulernen. Beim Wandern, bei Ausflügen oder Reisen. Nach Beendigung der militärischen Laufbahn zog es das Paar zurück in ihre Heimat, nach Cleveland/Ohio. So entstand bald der Wunsch, Joanie und Marks Welt auf der anderen Atlantikseite kennenzulernen. Zahlreiche Verwandte und Freunde, die die Pfalz in den zweieinhalb Jahren besucht hatten, warteten ebenso auf einen Gegenbesuch aus „Good Old Germany“. Einige Unruhe in die Reiseplanung brachten die US-Wahl im Herbst und der Amtsantritt Donald Trumps im Januar. Ist dies noch das Land, das wir besuchen wollen? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung und vor allem bei den Menschen, die uns lieb und wichtig sind? Werden wir etwas von der Abschottungspolitik Trumps zu spüren bekommen? Mit selbstgehäkelten deutschen Topflappen als Gastgeschenk im Gepäck und ziemlich gemischten Gefühlen machen wir uns auf den Weg. Nicht ohne zuvor die Transatlantische Akademie in Kaiserslautern aufgesucht und uns mit wichtigem Informationsmaterial zur politischen Lage in Ohio eingedeckt zu haben. Vor Ort merken wir bald: Die Wahl Donald Trumps und die alles beherrschenden Medienberichte zu seinen Gunsten oder Ungunsten scheinen derzeit an niemandem spurlos vorüber zu gehen. Joanie und Mark, 49 und 44 Jahre alt, machen aus ihrer republikanischen Grundhaltung keinen Hehl. Sie seien von je her Stammwähler der Republikaner. Doch dieses Mal hätten sie Hillary Clinton gewählt. „Wir waren über das Wahlergebnis geschockt“, geben sie freimütig zu. Das „wackelige Gesundheitssystem“ und die „Steuerungerechtigkeiten“ erregen vor allem Marks Gemüt. Charles Sweeny, Joanies Bruder, hat eine klare Meinung dazu: „Trump ist schlecht für unser Land“, ist er überzeugt. Der 48-Jährige hat ebenfalls Hillary Clinton gewählt. „Eine bessere Wahl, aber keine gute“, räumt er ein. „Donald Trump ist nicht sehr klug und die Menschen um ihn herum sind gefährlich“, macht er seine Haltung deutlich. Er sieht in ihm einen „Meister der Manipulation“. Doch bereits hier gehen die Meinungen in der eigenen Familie auseinander. Sweenys 83-jährige Tante Margret Duligg, die noch vor zwei Jahren die Kaiserslauterer Gartenschau besuchte, findet Trump gut. „Er wird es schon machen. Ich vertraue ihm“, sagt sie. Die konservative Katholikin und Mutter von sieben Kindern lässt nichts über den von ihr gewählten neuen Präsidenten kommen. Besonders seine rigorose Haltung als Abtreibungsgegner gefällt ihr. Eine begeisterte Pfalzreisende aus dem Bundesstaat New York meldet sich zu Wort. Mary Lynne Bement ist lesbisch. Am 22. Januar, dem Tag nach der Amtsübernahme von Donald Trump, sei sie zu Demonstrationen beim „Marsch der Millionen Frauen“ aufgebrochen. Von Australien bis in die Vereinigten Staaten waren Frauen auf der Straße, um gegen die sexistischen Äußerungen des frischgebackenen US-Präsidenten Flagge zu zeigen. In Loraine am Eriesee leben Astrid und Joseph Julian. Als Astrids Schwester in den 1990er Jahren bei der US-Armee in Kaiserslautern stationiert ist, bleibt sie mit ihrem neunjährigen Sohn Maximilian für ein halbes Jahr in Rodenbach. Dort besucht der kleine Max auch die deutsche Schule. „Wir Wähler sind die Arbeitgeber der Politiker. Sie müssen auf uns hören!“, ist sie überzeugt und bedauert zutiefst, dass der Demokrat Bernie Sanders in der Wahl nicht mehr zum Zug gekommen ist. Ihre Freunde Gabi und Louie Bernhardt finden deutliche Worte: „Verheerend, unmöglich, eine Schande!“, beschreiben sie den ihrer Meinung nach aufkommenden Rassismus und die gesellschaftliche Spaltung in den USA. Eben diese Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft und einer eher ungewissen Zukunft treibt viele Bürger in Cleveland und Umgebung um. „Im Alltag merken wir hier zum Glück noch nichts“, resümiert Gabi Bernhardt. Nach zwei Wochen Aufenthalt in Cleveland ist für uns klar, dass sich nach dem Wahlkampf und der Amtsübernahme Trumps ein tiefer Graben durch die US-amerikanische Gesellschaft zieht. Gerade jetzt scheint es umso wichtiger zu sein, weltweite freundschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. 

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