Kreis Kaiserslautern Vom alten System abgehängt

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Ein EDV-Austausch in der Grundschule Schopp durch die Verbandsgemeinde sorgt für Unverständnis und Empörung bei Lehrern und Eltern. Sie beklagen die Zerschlagung eines sehr gut funktionierenden Systems, Bürgermeister Uwe Unnold (FWG) argumentiert mit einem zu hohen Energieverbrauch und Datenschutzgründen.

In der vergangenen Woche, in den Herbstferien, wechselte eine von der Verbandsgemeinde beauftragte Firma Server in der Schule aus und installierte ein neues System. Bis gestern, am dritten Schultag, war das reibungslose Arbeiten mit dem neuen System laut Schulleiterin Christiane Sommer noch nicht möglich. Die Lehrer und Eltern sind wenig erbaut bis empört über dieses Vorgehen. Sie beklagen, dass ein hoch leistungsfähiges System zerstört wurde. Denn im Vergleich zu anderen Schulen ist die Schopper sehr gut ausgestattet. Über zwanzig Jahre lang hatte Walter Sommer, Ehemann der jetzigen Schulleiterin und IT-Leiter eines in Lautern ansässigen Forschungsinstituts, das System ehrenamtlich aufgebaut und betreut, im Wissen der Verbandsgemeinde. „Bei der Einweihung des Computerlabors vor zehn Jahren schüttelte mir Bürgermeister Unnold noch die Hand“, berichtet er. Die Hardware sei jeweils im Rahmen des Haushalts von der VG finanziert worden, teils seien Spenden darunter. Ein Vorteil des Systems für die Lehrkräfte war, dass von zu Hause darauf zugegriffen werden konnte. Als Grund für den radikalen Austausch des EDV-Systems nennt Bürgermeister Uwe Unnold (FWG) den Energieverbrauch. Ein „Strommehrverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr 2015 hat uns veranlasst, die Situation vor Ort zu überprüfen“. Dabei habe sich herausgestellt, dass „ohne Wissen des Schulträgers ein kleines ,Serverimperium’ aufgebaut wurde“, beschreibt es Unnold. Neun Server mit einer rund um die Uhr laufenden Klimaanlage „führten zu jährlich zusätzlichen Stromkosten von 6000 Euro“, dies stehe in keiner Relation zu anderen Schulen. Außerdem führt er datenschutzrechtliche Gründe an: Lehrer und Eltern „wurde Zugang übers Internet gewährt, ohne dass der Schulträger darüber informiert wurde“. Daten „könnten unter Umständen von Dritten gelesen werden, dies sei nicht hinnehmbar“. „Einen Zugang von außen hätte die ADD genehmigen müssen“, meint Unnold auf Nachfrage. Darauf angesprochen schüttelt Eveline Dziendziol, Sprecherin bei der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) den Kopf. „Datenschutz gehört nicht zu unseren Aufgaben. Was soll die ADD da reinreden?“ Das Land gebe den Schulen auch keine Software vor, das sei Sache des Trägers. Natürlich komme es immer wieder vor, dass der Träger, der zahlt, bestimmen will, was die Schule benutzt. „Da ist ein gedeihliches Miteinander nötig.“ Ob eine Schule, die die Möglichkeit des Zugriffs von außen gewährt, damit gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen verstößt, kann auch der Landesdatenschutzbeauftragte Dieter Kugelmann nicht allgemein bestätigen. „Es kommt darauf an, wie das System gesichert ist.“ Wenn die Sicherheit gegeben sei, sei nichts dagegen einzuwenden. Und auch seine Mitarbeiterin Judith Harting bestätigt: „Verantwortlich für die Datensicherheit ist die Schule.“ Nur wenn sich herausstellen sollte, dass das jetzige System nicht sicher sei, „dann würden wir uns einschalten“, macht sie den Befürwortern des alten Systems wenig Hoffnung auf Änderung. Walter Sommer bekräftigt, das System in Schopp „entspricht den striktesten Anforderungen“. Zu den Stromkosten erläutert er, dass er der VG angeboten habe, alte gegen energiesparende Server auszutauschen, was jedoch abgelehnt worden sei. Zudem seien die Verbraucher in der Stromrechnung nicht klar. Dass die Kommunikation mit VG-Mitarbeitern und nicht direkt mit dem Bürgermeister gelaufen sei, bestätigte jener. Die offenbar mangelnde Kommunikation – so hätte Sommer gleich bei der Installation Kennwörter nennen können statt erst jetzt auf Nachfrage – bedauert auch der Schulelternbeirat. Vorsitzender Carsten Weiss hofft, dass es „eine Einigung geben wird“, damit die Infrastruktur wieder funktioniert. „Man muss miteinander reden!“ Die VG-Ratssitzung, in der sich die SPD sehr emotional für die Schule einsetzte und Unnold seine Aussagen aufs Nötigste beschränkte, machte darauf jedoch wenig Hoffnung. |gzi

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