Kreis Kaiserslautern Zwischen Kerzenschein und Ritualmord

Gemütliches Ambiente für schaurige Geschichten: Thrillerautor Arno Strobel liest in Weilerbach aus seinem neuesten Werk.
Gemütliches Ambiente für schaurige Geschichten: Thrillerautor Arno Strobel liest in Weilerbach aus seinem neuesten Werk.

„Heute volle Hütte!“ Regina Boor, Mitarbeiterin in der Gemeindebibliothek von Weilerbach, strahlt über das ganze Gesicht. Mehr als 50 Männer und Frauen haben am Freitagabend in den Keller des Bürgerhauses gefunden, um sich die Lesung eines Bestsellerautors aus der Region zu gönnen: Arno Strobel trug anlässlich der Bibliothekstage auf Einladung der Kommune aus seinem neuesten Buch vor.

Die Gastgeber hatten es dem gebürtigen Saarländer und Verfasser zahlreicher Kriminalromane und Psycho-Thriller und seinem Publikum richtig gemütlich gemacht: Kerzen und kleine Knabbereien auf den Tischen, kühle Getränke nach Wunsch. Und noch wichtiger: Tisch, Stuhl und Lampe für den Vortragenden mal nicht auf einer erhöhten Bühne, sondern auf Augenhöhe mit dem Publikum. „Sowas habe ich schon lange nicht mehr gehabt - und das bei mehr als 50 Lesungen pro Jahr“, freut sich Arno Strobel, nachdem er sich an seinem abendlichen Arbeitsplatz eingerichtet hat. Nach einer kurzen Begrüßung durch Ortsbürgermeister Horst Bonhagen und einer etwas längeren Selbst-Vorstellung des Autors ist jedoch Schluss mit gemütlich. Ohne jede Vorwarnung nimmt Arno Strobel seine Zuhörer mit zu einer mörderischen Szene, wie sie grausamer kaum ausfallen kann: Ein Mann, den Kopf getarnt mit einer Fliegen-Maske, tötet erst einen Familienvater und dann dessen halbwüchsigen Sohn. Nachts und in der Wohnung der Familie, wobei die Ehefrau und Mutter dem blutigen Geschehen wehrlos zuschauen muss. Atemlose Stille herrscht plötzlich im Bürgerkeller. „Kalte Angst“ lautet der Titel dieses Krimis, der im Frühjahr im Fischer-Verlag erschienen ist. Er ist der zweite Teil einer Trilogie, in der Strobel uns ein klassisches Ermittler-Duo näherbringt: den jungen Kommissar Max Bischof und seinen älteren Kollegen Horst Böhmer, die gemeinsam bei der Kripo Düsseldorf arbeiten. Für den Autor ist das dreibändige Werk eine Premiere: „Zum ersten Mal hatte ich über insgesamt 1000 Seiten hinweg Platz, um meine Figuren zu entwickeln. Vor allem der junge Kommissar ist am Ende des dritten Bandes nicht mehr derjenige, der zu Anfang mit vielen Idealen seinen Beruf angetreten hat.“ Das eigentliche Genre von Arno Strobel ist jedoch nicht die mehr oder minder blutige Arbeit von Mordkommissionen, sondern der Psycho-Thriller. „Ich liebe es, wenn sich die Grausamkeiten nicht in der Wirklichkeit, sondern in den Köpfen meiner Leser abspielen“, erläutert der gelernte IT-Fachmann, der erst recht spät zum erfolgreichen Buchautor wurde. Wie man solche Themen findet und sie anschließend zu einer Geschichte entwickelt, ist für Strobel „kein Hexenwerk“. Sein Tipp: „Setzen Sie sich an einem beliebigen Tag in ein belebtes Cafe und beobachten Sie aufmerksam ihre Mitmenschen. Sie werden sich wundern, welche merkwürdigen Sachen Sie da mitbekommen.“ Aus diesem Spannungsfeld zwischen banalem Alltag und oft bizarren Fantasien bezieht Strobel den Stoff für seine inzwischen mehr als ein Dutzend Bücher. Mittlerweile hat er eine Fan-Gemeinde, von deren Buchkäufen es sich komfortabel leben lässt. In der abschließenden Fragestunde wird deutlich, dass er auch in Weilerbach seine treuen Leserinnen und Leser hat. Sie stellten nicht nur kundige Fragen nach den einzelnen Figuren aus Strobels Romanwelt, einige wollen auch mit Ungeduld wissen, wann das nächste Werk erscheint. Arno Strobels Antwort: „Jetzt im Winter erscheint der dritte Band aus der Düsseldorf-Trilogie, im Frühjahr dann ein neuer Psycho-Thriller.“

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