Kusel Drei Kirchen, zwei Ortsteile, ein Wingert

Hastig eilt eine junge Frau zur nahen Bankfiliale, ein älterer Herr begutachtet die Schaukästen der Vereine. Der Marktplatz mitten in Offenbach-Hundheim ist Mittelpunkt der Gemeinde, das bestätigen die „Dorfspaziergänger“ Roland Alt (Ortsbürgermeister), Peter Stein (Beigeordneter), Otto Graf (Alteingesessener) und Kurt-Werner Augenstein (Interessierter). „Wir würden ganz schön blöd gucken, wenn’s den Parkplatz nicht gäbe“, sagt Graf. Von hier aus erreicht man die Offenbacher Geschäfte im Nu. Noch hat die Gemeinde einiges zu bieten: von Gärtnerei über Drogeriemarkt, Banken, Bäcker, Textilgeschäft, und, und, und... „Bei uns findet man nicht nur alles für den täglichen Bedarf, sondern auch darüber hinaus“, sagt Stein nicht ohne Stolz. Geschichtskenner Graf erklärt: „Offenbach war früher für kurze Zeit eine Stadt, was wohl auch mit der Lage zusammenhängt.“ Die Gemeinde sei schon immer ein Wegkreuz gewesen, von der Höhe (Deimberg, Buborn, Kirrweiler), aus dem Talbachtal (Nerzweiler, Hinzweiler) und aus dem Glantal seien hier schon immer die Menschen zusammengekommen. Die meisten Leute versammeln sich in der Gemeinde wohl beim Winzerfest, dem jährlichen Großereignis, das am ersten Oktoberwochenende immer Tausende Menschen anlockt. „Die Vereinsgemeinschaft stemmt das Fest“, erläutert Stein, fast 150 Helfer seien bei der Veranstaltung eingespannt – ohne die Teilnehmer des Festumzuges. Das Fest erinnert an die lange Weinbautradition des Dorfes – viele Hänge um Offenbach-Hundheim waren früher Wingerte, erinnert sich Otto Graf. Mittlerweile sind sie jedoch schon jahrzehntelang überwachsen und kaum noch zu erkennen. Heute bewirtschaftet eine kleine Gruppe „Winzerbrüder“ einen Wingert Richtung Deimberg. Ganz in der Nähe des Weinbergs liegt ein weiteres Juwel der Gemeinde: die Orchideenwiese. Kurt-Werner Augenstein erzählt: „Dort haben sich seltene Pflanzen ausgebreitet.“ Beispielsweise die gefährdete Bocksriemenzunge oder die Hummelragwurz. „Darauf sind die Leute schon stolz“, sagt Augenstein und betont, dass rund um die Gemeinde gleich mehrere Wanderwege ausgeschildert sind, die auch im Internet angesehen werden können. Vom Marktplatz aus geht’s über den Glan in die sogenannte Siedlung, vorbei an der historischen Klostermühle. Die Kraft des Glans wird dort schon seit Jahrhunderten genutzt – über einem Türsturz lässt sich die Jahreszahl 1573 finden –, früher zum Mahlen von Getreide, heute zur Stromerzeugung. Aus der ehemaligen Hauptschule ist 1999 das „Medizinische Zentrum“ geworden. Der Neurologe Albert Alt, der Bruder des Ortsbürgermeisters, hat dort unter anderem Ärzte, eine Logopädin, Ergotherapeuten und ein Fitnessstudio versammelt. Roland Alt, selbst einer von mehreren Medizinern in der Gemeinde: „Von der ärztlichen Versorgung her sind wir außergewöhnlich gut aufgestellt.“ Viele Häuser in Offenbach-Hundheim haben eine lange Geschichte – selbst wenn sie sich noch im Bau befinden. Nur wenige Worte verlieren Alt und Stein über das neue Gemeindehaus in der Brückenstraße. Etwas zerknirscht sagt Ortsbürgermeister Alt, dass es jetzt zwar zu Ende gebaut werde, man aber durchaus offen für alternative Nutzungsideen sei. Besiegelt ist dagegen der geplante Verkauf des Gemeindehauses am Marktplatz. In den kommenden Tagen wird das Bürgermeisterzimmer von dort in den noch leerstehenden Pranger umziehen. Auch ein historisches Gebäude mit viel Geschichte. Alt schelmisch: „Der alte Ortsbürgermeister hat immer gesagt, dass es den Pranger für die ,scharfzüngigen Weiber’ gebe – und dass man auch heute noch gelegentlich Verwendung dafür hätte.“ Über die Kloster- oder Abteikirche wurde wohl schon alles geschrieben, mutmaßt Pfarrer Johannes Hülser. Der Geistliche findet es schade, dass er aufgrund der Größe seiner Kirchengemeinde nicht mehr wöchentlich einen Gottesdienst in der Kirche anbieten kann. Es sei Ende des 19. Jahrhunderts falsch gewesen, das Gotteshaus nicht mehr ökumenisch zu nutzen und eine eigene katholische Kirche zu bauen: „Jetzt haben wir doppelte Not, die beiden Bauwerke zu unterhalten.“ Dafür, dass die Abteikirche dennoch mit Leben gefüllt wird, sorgt nicht zuletzt Kantor Roland Lißmann, der nicht nur hochkarätige Musiker in die Glantalgemeinde bringt, sondern auch den Dorfnachwuchs dort auftreten lässt. Zum Kirchenreigen in der Doppelgemeinde gehört auch die Hirsauer Kapelle bei Hundheim, die vom Pfarrer aus Hinzweiler mitbetreut wird. Ein sehenswertes Kleinod mit wertvollen Fresken, das Klaus Molter den Spaziergängern zeigt. Im kleineren Ortsteil Hundheim, so erinnert sich Molter, hat es früher vier Lebensmittelgeschäfte und vier Gastwirtschaften gegeben – jetzt ist noch eine übrig. Ebenfalls im Laufe der Zeit verschwunden ist ein großer, in der Region damals bekannter Viehmarkt, der immer im November zahlreiche Menschen nach Hundheim lockte.

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