Kusel Termin für Kirchenvisitation „nicht ideal“

Hoher Besuch steht dem evangelischen Kirchenbezirk Kusel im Juni ins Haus. Vom 8. bis 12. Juni besucht eine Delegation der Speyerer Kirchenleitung das Dekanat. Doch die bevorstehende Visitation findet nicht überall Beifall. Grund für kritische Töne sind die vielerorts parallel terminierten Jubelkonfirmationen.

Pfarrer Armand Großmann aus Altenglan findet den Termin am Wochenende nach Pfingsten schlecht gewählt. Denn wie vielerorts werden am Sonntag Trinitatis traditionell auch in Altenglan und anderen Dörfern die Jubiläumskonfirmanden gefeiert. „Da wird erwartet, dass der Ortspfarrer den Festgottesdienst hält“, berichtet Großmann. Festprediger aus der Leitung der Landeskirche seien an diesem Tag fehl am Platze, schreibt der Pfarrer im Gemeindebrief. Bei den alle zehn Jahre anstehenden Visitationen informiert sich die Kirchenleitung über sämtliche Handlungsfelder. Ziel ist es, die Kirchenbezirke bei der Erfüllung ihrer Aufträge zu unterstützen. Neben Kirchenpräsident Christian Schad werden in Kusel fünf Oberkirchenräte aus Speyer erwartet. Es ist üblich, dass die „Kirchenoberen“ während der Visitation in unterschiedlichen Kirchen predigen. Großmann möchte es sich nicht nehmen lassen, die Predigt für seine Jubelkonfirmanden selbst zu halten; schließlich hat er sie vor 25 Jahren konfirmiert. Rund 70 Jubilare und deren Familien sind eingeladen. Zudem seien zahlreiche Gemeindemitglieder bei den anschließenden Feierlichkeiten eingebunden, so dass es keine Möglichkeit gebe, gleichzeitig an Veranstaltungen der Visitation teilzunehmen. „Wir wollen ein Fest, keine Show“, sagt Großmann. Die Jubelkonfirmation sei ein wichtiger Termin im Gemeindeleben. „Da reisen eigens Leute aus Amerika an“, weiß der Pfarrer, der knapp 2000 Gemeindemitglieder in Altenglan, Friedelhausen und Bedesbach betreut. Großmann: „Nach meinem Verständnis organisiert sich die protestantische Kirche von unten nach oben.“ Es sei ärgerlich und zeuge von Arroganz, wenn Kirchenleitungsgremien „in geradezu bischöflicher Manier den Termin diktieren“, ohne auf die Bedürfnisse der Gemeinden einzugehen. Auch wenn er Zweifel hat, ob diese Form der Visitationen überhaupt noch zeitgemäß ist, würde Großmann sich doch gerne mit den Speyerern persönlich austauschen. Dass es zu Irritationen wegen des Termins kam, bestätigt Dekan Lars Stetzenbach auf Nachfrage der RHEINPFALZ. Es sei nicht ideal gewesen, dass der Visitationstermin nicht abgesprochen worden sei, sagt der Dekan. „Trinitatis ist in der Westpfalz ein klassischer Termin für die Jubelkonfirmation. Da sind viele Haupt- und Ehrenamtliche eingespannt“, weiß er. In dem Besuch sieht er jedoch auch die Chance für einen Austausch auf Augenhöhe – „eben auch über die Gepflogenheiten in der Westpfalz“. Auch in Kusel werde Jubelkonfirmation gefeiert, er wolle den Kirchenpräsidenten bitten, in seiner Predigt darauf einzugehen. Ebenso stehen in Glan-Münchweiler, St. Julian und Gumbsweiler Jubiläumskonfirmationen an. „Wir nehmen das Angebot, dass ein Gastprediger den Festgottesdienst mitgestaltet, gerne an“, sagt Pfarrerin Bettina Lukasczyk aus St. Julian. Allerdings bleibe es beim üblichen Ablauf mit Gottesdienst und Kaffeetrinken. „Wir haben uns bewusst für diese Regelung entschieden, damit die Besucher aus Speyer den normalen Gemeindealltag erleben, und nicht eine arrangierte Veranstaltung.“ Die Gastprediger seien herzlich dazu eingeladen. Die Visitation wird unter dem Motto „Im Kleinen ganz groß“ die kirchliche Lebensbegleitung auf dem Land zum Thema haben. „Wir wollen zeigen, dass auch die ganz kleinen Dekanate eine Stimme haben“, sagt Stetzenbach. Dabei wird sich die Delegation nicht allein in der Kirche informieren: Geplant sind unter anderem der Besuch von Vital Innovations in Rammelsbach und der Kaffeerösterei Reismühle bei Krottelbach. Zudem lässt sich die Delegation durch das Traueratelier Seyler in Frohnhofen führen. Die Zukunft des Kirchenbezirks oder mögliche Zuschnitte von Kirchengemeinden werden Stetzenbach zufolge nicht thematisiert. Doch genau darüber würde sich der Altenglaner Pfarrer einen Austausch wünschen: „Da gäbe es schon einiges zu sagen von Seiten eines der kleinsten noch bestehenden Dekanate“, meint Großmann mit Blick auf die Zukunft der Kirche.

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