Kusel Zum Test ein paar „Ungültige“ versteckt

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Lauterecken. Eine einzelne Prognose für die Wahl am kommenden Sonntag lässt sich treffen, ohne sich all zu weit aus dem Fenster zu lehnen: Auf die Wahlhelfer wird einiges an Arbeit zukommen. Sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf, sind aber auch für die Erfassung der abgegebenen Stimmzettel verantwortlich. Neben Wissen über Stimmabgabe und Gültigkeit ist auch der sicher Umgang mit dem Computerprogramm „PC-Wahl“ notwendig. Die RHEINPFALZ war bei der Wahlhelfer-Schulung in Lauterecken dabei.

18.55 Uhr im Gebäude der Verbandsgemeinde Lauterecken. Der Sitzungssaal erinnert auf den ersten Blick eher an den PC-Raum in einer Schule. 20 Wahlhelfer aus dem Gebiet der Verbandsgemeinde werden in den kommenden Stunden für die korrekte Stimmauszählung bei den Kommunalwahlen am 25. Mai geschult. Diese beziehe sich einerseits auf den Umgang mit dem Auszählungsprogramm „PC-Wahl“, andererseits auf theoretisches Wissen zur Gültigkeit der Stimmen und dem Ablauf der Auszählung, sagt Hans Feld, Büroleiter der VG Lauterecken, der gemeinsam mit Verwaltungsmitarbeiterin Selina Krennrich die Schulungen durchführt. „Ich bin zum ersten Mal Wahlhelfer“, sagt Jan Fickert. Als Mitarbeiter der Stadt sei er vom Bürgermeister gebeten worden auszuhelfen. Auch sein Sitznachbar Henning Baumgart aus Offenbach-Hundheim gibt bei der Kommunalwahl sein Debüt als Wahlhelfer. „Es ist jemand ausgefallen, gestern kam der Anruf der Ortsbürgermeisterin, ob ich helfen will.“ „Das ist eine ,kleine’ Wahlhelferschulung“, sagt Feld zwar. Dennoch ist das Programm umfangreich. Rund eine Stunde lang informiert er die 20 Teilnehmer über den Ablauf der Wahl, Unterschiede zwischen der Verhältnis- und Mehrheitswahl, die Zusammensetzung des Wahlvorstands. „Sind die Wahllokale geschlossen, wird in folgender Reihenfolge ausgezählt: Europarat, Bezirkstag, Verbandsgemeindebürgermeister, Bürgermeister der Ortsgemeinden, Kreistag, Verbandsgemeinde- und dann Ortsgemeinderat“, gibt Feld die Vorgaben des Landeswahlleiters weiter. Auf den Stimmzetteln „muss der Wählerwille deutlich erkennbar sein“, verdeutlicht der Büroleiter an 30 Beispielen. Zusätze jedweder Art – sei es „die wähle ich nicht“ oder „tolle Frau“ – machen den Zettel ungültig. Werden hingegen Kästchen ausgemalt, gar mit Smileys versehen, ist die Stimmabgabe legitim. „Da gibt es sogar ein Gerichtsurteil“, kommentiert Feld das ungläubige Lachen der Wahlhelfer. „Ich fühle mich irgendwie erschlagen“, sagt Jan Fickert nach der Flut an theoretischem Wissen. Sitznachbar Baumgart ergänzt: „Es ist gut, dass wir beim Wahlvorstand nachfragen können, wenn wir uns mit einem Stimmzettel unsicher sind.“ Dann wird es ernst. Die Rechner werden hochgefahren, das Programm „PC-Wahl“ gestartet. Die VG habe eigens für die Wahl 51 neue Rechner angeschafft. Private Computer seien zwar zulässig, müssten aber vorab von den IT-Fachleuten der VG auf Herz und Nieren überprüft werden, erläutert Feld. Fickert und Baumgart sortieren derweil die 30 Stimmzettel auf vier Stapel: Auf dem ersten landen die Zettel mit ausschließlich Listenstimmen, auf Stapel zwei werden die ungültigen gesammelt. Daneben werden die gestapelt, die wegen Zusätzen Anlass zu Bedenken geben, auf Stapel vier die übrigen veränderten Stimmzettel. „Bei einigen kommt man schon ins Schwanken“, gestehen die beiden. Im PC-Programm tragen die Wahlhelfer zunächst die Zahl der Wahlberechtigten und der Stimmzettel sowie die abgegebenen Listenstimmen ein. „Wenn das abgespeichert ist, werden alle Stimmzettel von Stapel vier eingegeben“, erläutert Selina Krennrich. Wenngleich die Konzentration nach nunmehr zweieinhalb Stunden Schulung spürbar nachlässt, arbeiten die Wahlhelfer akribisch: Per Mausklick setzen sie Kreuzchen hinter die Namen, streichen Kandidaten durch oder geben Zahlen ein. Krennrich: „Im Programm soll der Zettel genauso aussehen wie der richtige.“ Plötzlich hat Fickert eine Fehlermeldung auf dem Schirm. Trotz vorherigen Sortierens soll sich ein ungültiger Stimmzettel in den Stapel verirrt haben. In diesem Fall muss der Wahlvorstand befragt werden. „Wir haben noch einen ungültigen Stimmzettel versteckt“, sagt Krennrich mit verschmitztem Grinsen. Nach fünf eingetragenen Stimmzetteln erfolgt eine erste Stichprobe, die per Hand nachgezählt werden muss, nach Abschluss der Auszählung eine zweite. „Das ist vermutlich dann mitten in der Nacht“, blickt Feld auf den Sonntag voraus. Wahlhelfer erhalten für ihr Engagement 21 Euro. „Das ist natürlich nicht viel – für das, was sie leisten.“ Nach rund einer Stunde hat Baumgart alle 30 Stimmzettel eingegeben und erneut kontrolliert. „Jetzt muss nur noch alles stimmen“, sagt er lachend. Die Ermittlung wird abgeschlossen, die Prüfsumme notiert und die Niederschrift ausgedruckt. Unterm Strich stimmen die Ergebnisse Fickerts und Baumgarts mit Krennrichs Musterlösung überein. „Ich bin einfach froh, dass alle Stimmen erfasst sind“, sagt Jan Fickert. Leicht abweichend hingegen ist das Prozedere bei der Mehrheitswahl mit einem Wahlvorschlag. Dort müssen die Helfer Vorschläge aus der Bevölkerung in eine separate Maske eingeben, führt Krennrich über ihren Rechner vor. Nach fast dreieinhalb Stunden Schulung ist es für viele Teilnehmer zu spät zum Üben. Dennoch nehmen sie sich ihre Arbeitsmappe und einen USB-Stick mit dem Programm mit nach Hause, so dass am großen Tag ja keine Fehler passieren. (hlr)

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