Kusel Zur Sache: Die Diamantschleifer

Begründet hat die Diamantschleiferei im Landkreis Kusel der Jude Isidor Triefus aus Steinbach: Der Matzenbäcker kaufte 1888 die Neumühle bei Brücken und richtete dort die erste pfälzische Diamantschleiferei ein. Daraus entstand ein einzigartiger Industriezweig, der sich bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts halten konnte und in Spitzenzeiten rund 3500 Arbeitsplätze in Brücken und Umgebung bot. Triefus, der ursprünglich Treifus hieß, hatte die Bäckerei seines Vaters in Steinbach übernommen. Seine Brüder Simon und Eduard, die nach London übergesiedelt und im Diamantenhandel tätig waren, ermunterten ihn und so beschloss er um 1885, seinen Beruf als Matzenbäcker aufzugeben und Diamanten schleifen zu lassen. Zunächst wurden in Hanau Schleifer angeworben, die Lehrlinge aus Brücken und Steinbach anlernten. Nicht wenige Arbeiter wechselten in die Diamantenindustrie, zumal dort besser verdient werden konnte als beispielsweise in den Bergwerken und Hütten im Saarland. Um die Jahrhundertwende waren schon 40 Personen in der Diamantschleiferei beschäftigt, die Industrie entwickelte sich rasch weiter und es wurden weitere Schleifereien in Brücken und der näheren Umgebung gegründet. 1920 waren von 1542 Einwohnern Brückens 482 erwerbstätig, davon 84 in der Diamantschleiferei. Nach dem Höhepunkt in den 20er Jahren, als in 120 bis 150 Schleifereien mit rund 750 Beschäftigten die Schleifscheiben surrten, standen während der Weltwirtschaftskrise die meisten Betriebe still. Doch es ging wieder aufwärts, 1935/36 war der absolute Höhepunkt erreicht: Rund 3500 Schleifer arbeiteten in 150 Betrieben, in Brücken gab es in fast jedem zweiten Haus eine Schleiferei. Die Rohdiamanten wurden von jüdischen Händlern in die Pfalz gebracht und auch wieder abgeholt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten boykottierte der niederländische und belgische Diamanthandel, traditionell in der Hand von Juden, die deutsche Diamantindustrie. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Produktion fast vollständig zum Erliegen. Danach gab es wieder 120 Betriebe mit 500 Beschäftigten, doch als sich in Israel ein neues Diamant-Bearbeitungszentrum entwickelte, folgte der endgültige Niedergang. Bis zum Jahr 1965 gaben fast alle westpfälzischen Betriebe auf.

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