Fußball 73-Jähriger entwickelt Fußballspiel am PC, für sich und seinen Enkel

Mit dem Brettspiel hat alles angefangen. Manfred Häßels Enkel war damals mit Feuereifer bei der Sache, malte sogar die Männchen
Mit dem Brettspiel hat alles angefangen. Manfred Häßels Enkel war damals mit Feuereifer bei der Sache, malte sogar die Männchen an und lieferte sich lange Fußballschlachten mit seinem Opa.

Eigentlich wollte Manfred Häßel aus Glan-Münchweiler einfach nur mit seinem Enkel Fußball spielen, auf dem Spielbrett. Doch die Idee von einer Fußballpartie, die die Realität simuliert, faszinierte den 73-Jährigen so sehr, dass er immer weiter bastelte und daran feilte. Jetzt ist sein großes Werk fertig, das mit dem Sommermärchen 2006 begann: Rasenschach auf dem PC.

Manfred Häßel ist ein Bastler, der gern tüftelt, und zwar so lange, bis alles perfekt ist. Und er ist kreativ. 2006, zur Zeit des Sommermärchens, als sein Enkel aus Worms zu Besuch war, packte ihn eine Idee so sehr, dass er nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken. Den Geistesblitz dazu hatte er bei der Nachtschicht. Zusammen mit Kollegen dachte er darüber nach, wie sich Fußball auf einem Spielbrett spielen ließe. „Ich habe schnell gemerkt, dass es äußerst schwierig ist“, erzählt er heute.

„Es war nicht perfekt“

Er entwickelte damals ein Brettspiel, spielte es mit seinem Enkel, war aber nicht zufrieden. „Es war nicht perfekt.“ Er konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie das Ganze noch realer wird. „Die Idee hat mich immer weiter verfolgt, und ich habe etliche Versuche gemacht, es zu verbessern.“ Heute, 17 Jahre später, Häßel ist inzwischen 73 Jahre alt und Rentner, hat er die „finale Version“, die sich nicht nur auf dem Brett, mit Würfeln und Mensch-ärgere-Dich-Männchen, sondern auch auf dem PC spielen lässt. Mit realen Mannschaften, Teams vom Fußballkreis Kusel-Kaiserslautern, auch Frauenmannschaften, bis zur Bundesliga und Champions League oder der Europameisterschaft.

Wie viel Arbeit dahintersteckt, kann Manfred Häßel nicht sagen, es spielt für ihn ohnehin keine Rolle. Weil er ein Bastler ist und sich gerne reinfuchst. Dabei hat er sich, was er am Computer wissen muss, alles selbst beigebracht. Eigentlich ist er gelernter Metzgermeister, hatte eine eigene Metzgerei. Aber als klar war, dass sein Sohn die nicht übernehmen wollte, suchte er sich eine neue Beschäftigung. „Ich hätte nie unter jemand anderem arbeiten können“, sagt er. Er wechselte damals in die Industrie, arbeitete in der Fertigung.

Aber ganz ließ ihn sein früherer Beruf nicht los. Als die ersten Computer aufkamen, zerbrach er sich den Kopf, wie es möglich wäre, ein Programm zu entwickeln, mit dem sich die Zutaten für die Zusammenstellung der Metzger-Rezepte nach den vorhandenen Mengen berechnen ließen. Er startete am C64, kämpfte sich am Windows3-PC, „wo man zehn Disketten brauchte, um Windows zu laden“, durch alle Macken des Gerätes. Als seine ehemalige Schwägerin, die bei der Bank arbeitete, einen Kurs für die Programmierung mit Basic machte, fragte er sie, ob er ihr Buch dazu haben könnte und brachte sich selbst das Programmieren bei. Dann kam Excel. „Mein Programm. Das hat mich fasziniert“, schwärmt Manfred Häßel mit leuchtenden Augen.

Er arbeitete sich in die Materie ein und hatte schließlich alle Kniffe drauf. Als er sein Fußballbrettspiel fertig hatte, war es nur eine Frage der Zeit, das Ganze auch elektronisch spielbar zu machen. Er wendete sehr viel Zeit dafür auf, wollte alles perfekt haben. Aber inzwischen ist er mit der Lösung ganz zufrieden.

Metzger gegen Elektriker

Manfred Häßel spielt jetzt Fußball auf dem Rechner, am liebsten auf seinem Gaming-PC, weil der schön schnell ist. Sein Enkel, damals sechs Jahre alt und ein begeisterter Fußballer, hat inzwischen längst andere Hobbys gefunden, aber der Opa lässt den Ball per Klick rollen. Dabei hat er selbst in seinem Leben nur zweimal Fußball gespielt. Als er klein war, hatten seine Eltern was dagegen. „Ich hatte eine Herzerweiterung und sie haben das nicht erlaubt.“ Einmal stand er aber doch für die Schülermannschaft auf dem Feld, genauer gesagt im Tor. Und ein zweites Mal trat er in der Betriebsmannschaft der Metzger an, gegen die Elektriker. „Ich habe damals zwei Tore geschossen und sie wollten mich überreden, dass ich weitermache, aber ich war mit dem Betrieb so eingebunden und konnte mir nicht erlauben, verletzt zu werden.“

Dass Fußball ihn fasziniert, ist geblieben. Mit „Rasenschach“, wie er seine Idee nennt, lässt sich das Geschehen vom Feld in etwa aufs Brett bringen. „Es ist halt was für Fußballbegeisterte. Ist aber ein bisschen langweiliger, als in echt Fußball zu spielen“, schränkt er ein. Aber er stellt dann doch erstaunlich viele Parallelen zwischen den Feldern auf dem Brett und auf dem PC und der Spielfläche auf dem Rasen fest.

Das Zufallsprinzip

Bei seinem Spiel wird gewürfelt, in welche Richtung der Ball geht und wie weit. „Es ist reine Glückssache, funktioniert eigentlich nach dem Zufallsprinzip. Der Zufall entscheidet, wann der Spieler am Zug ist, in welche Richtung er zieht. Und es ist wie im Fußball auch, manchmal gibt es eine gute Ballstafette, manchmal nicht. Vielleicht ist Zufall der wirkliche Schlüssel zum Fußball?“, wird Manfred Häßel philosophisch. Er mag das Spiel. Um es so real wie möglich zu gestalten, hat er original Ligen eingepflegt. Mit seinem Programm lassen sich ganze Fußballklassen oder Wettbewerbe durchspielen. „Ich spiele zurzeit die Euro. Und ich habe schon ein bisschen Muffensausen, wenn Deutschland spielt. Aber bis jetzt liegen sie gut im Rennen“, erklärt der 73-jährige Rentner mit einem Augenzwinkern.

Er spielt Ligen durch, manchmal auch vorab die Champions League, beispielsweise „um zu schauen, wie die Bayern spielen“. Fußballschach am PC hat er für sich selbst entwickelt, „ oder für alle, die interessiert sind. Ich wollte, dass es nichts kostet. Würfel und Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figuren hat jeder, das Spielfeld lässt sich ausdrucken. Und vielleicht gibt es ja ein paar Jugend-Fußballer, die das mal spielen wollen“ – so wie damals sein Enkel, der dank „Rasenschach“ unvergessliche Fußballmomente mit seinem Opa erlebt hat.

Zur Sache

Gespielt wird auf dem Spielfeld, das sich über den unten stehenden Link ausdrucken lässt, oder am PC über die Exceldatei, die Manfred Häßel auf seiner Homepage zum Download bereit stellt.

Die Spieler suchen sich ein Team aus einer der hinterlegten Ligen aus, treten dann in der Klasse gegen ein Team an oder spielen die ganze Liga durch. Ergebnisse und Tabellenstände werden dann jeweils aktualisiert.

Die Spieler auf dem Feld sind starr, nur der Ball bewegt sich.

Der Gast hat immer Anstoß. Per Würfel oder Mausklick entscheidet sich, wohin der Ball gespielt wird, und per Würfel oder Mausklick steht auch fest, wie weit der Schuss geht. Per Würfel oder Klick entscheidet sich dann, wer jetzt am Ball ist. Es gibt noch ein paar Sonderregeln, zum Beispiel wie der Torwart agiert, was passiert, wenn der Ball ins Aus geht und so weiter, aber die Regeln sind nicht allzu kompliziert und lassen sich schnell einprägen.

Download

Herunterladen lässt sich das Spiel kostenlos über einen Link auf Manfred Häßels Homepage manfred-glm.de. Programmiert hat er das Ganze in zwei Versionen, für die aktuelle und für die ältere Excel-Variante, „die so mancher Älterer vielleicht noch hat“, wie er sagt.

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