Kusel Am Sonntag starten die Fritz-Wunderlich-Musiktage

Sopranistin Marina Unruh gehört zum dreiköpfigen Dozententeam der Fritz-Wunderlich-Musiktage und gibt am Sonntag, 11. September,
Sopranistin Marina Unruh gehört zum dreiköpfigen Dozententeam der Fritz-Wunderlich-Musiktage und gibt am Sonntag, 11. September, zum Auftakt selbst ein Konzert.

Vielversprechende Nachwuchstalente geben sich bei den Fritz-Wunderlich-Musiktagen vom 11. bis 17. September in Kusel ein Stelldichein. Ausnahmsweise können sich Besucher der Reihe in diesem Jahr auf einen Stipendiaten mehr freuen. Im Zentrum stehen zudem ein Meisterkurs und ein musikalisch-lyrischer Abend.

Eine der Preisträgerinnen, Serafina Starke, war schon im vergangenen Jahr ausgewählt worden. Allerdings konnte sie damals wegen eines Engagements nicht teilnehmen. „Sie holt dies nun nach“, kündigt Thomas Germain, Leiter der Musikschule Kuseler Musikantenland und Beisitzer der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft, an. Starke hatte bei ihrer Bewerbung angegeben, sie vermute, dass ihr verstorbener Vater bei der Beerdigung Wunderlichs in München gesungen hatte.

41 Bewerbungen für ein Stipendium

Insgesamt hatten sich bei der aktuellen Ausschreibung 41 Sängerinnen und Sänger beworben, berichtet Germain von einer „konstant hohen Zahl“. Fünf Preisträger wurden ausgewählt. Männer seien darunter allerdings wenige: „In diesem Jahr haben wir keinen Tenor, aber einen Bariton.“ Dass vier Bewerber von der Musikhochschule München dabei sind, sei keinesfalls geplant gewesen. Es zeige nur, dass dort in Sachen Wunderlich einiges los sei, meint Germain. Die Ausschreibung werde an bundesdeutsche Musikhochschulen sowie ehemalige Preisträger versandt, die Bewerbungen kämen dann allerdings aus der ganzen Welt, freut sich der Musikpädagoge. Unter anderem seien in diesem Jahr drei Chinesen dabei gewesen, auch Bewerbungen aus Russland sowie aus Südosteuropa habe man erhalten.

„Die Fritz-Wunderlich-Tage haben sich in der Szene herumgesprochen“, schließt daraus Ingrid Hirschberger, Vorsitzende der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft. Auch die Ehemaligen sorgten dafür, dass der Förderpreis aus Kusel immer bekannter werde.

Denn es geht hier nicht allein um die Summe von 500 Euro an Preisgeld oder eine weitere Zeile im Lebenslauf, stellt Germain klar: Für die jungen Sänger sei der Besuch der Wunderlich-Stadt und das Erkunden der Spuren des Tenors ein besonderes Erlebnis. Genießen darf dies aber nur, wer in seiner Bewerbung den musikalischen Bezug zu Wunderlich überzeugend präsentieren kann. „Wenn jemand nur ein paar Sätze aus Wikipedia anfügt, der vielleicht noch nicht einmal Wunderlich gehört hat, ist das nichts für uns“, betont Germain.

Sehr hohes Niveau der jungen Sängerinnen und Sänger

Das musikalische Niveau unter den Bewerbungen ist laut Germain inzwischen sehr hoch. Denn für viele junge Sänger sei klar, dass sie den Durchbruch nur schaffen, wenn sie exzellent sind. Daher setzten viele inzwischen früh auf profunde Ausbildung. Obwohl mit 25 – so das Höchstalter eines Preisträgers – die Stimme physiologisch oft noch gar nicht ausgereift sei, wie der Musikschulleiter erläutert. Die Begrenzung auf das Höchstalter sei aber durchaus gewollt. Denn „wir wollen die jungen Leute dort treffen, wo sie noch nicht ihre ersten Erfolge gefeiert haben“, erläutert Germain.

Im Zentrum der Musiktage steht ein fünftägiger Meisterkurs mit Thomas Heyer von der Musikhochschule Frankfurt. Hierzu werden mehrere Teilnehmer erwartet. Außer am Montag ist dazu nachmittags ab 17 Uhr in der Aula im Horst-Eckel-Haus Publikum zugelassen. Den Auftakt der Musiktage im Namen Fritz Wunderlichs (1930-1966), die in diesem Jahr zum siebten Mal veranstaltet werden, markiert am Sonntag, 11. September, um 19 Uhr im Horst-Eckel-Haus ein Dozentenkonzert mit Thomas Heyer. Der Gesangslehrer tritt mit Sopranistin Marina Unruh auf, die danach ebenfalls Dozentin ist. Begleitet werden sie von Klaus Bernhard Roth am Klavier. Der Pianist, der ebenfalls an der Frankfurter Musikhochschule unterrichtet, gehört wie Heyer sozusagen schon zum „Inventar“ der Musiktage in Kusel. Auf dem Programm stehen zwei bekannte Liederzyklen: von Richard Wagner die 1857 und 1858 entstandenen „Fünf Gedichte für Frauenstimme und Klavier“ nach Gedichten von Mathilde Wesendonck und die erst 1948 von Richard Strauss komponierten „Vier letzten Lieder“ nach Gedichten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff.

Ein musikalisch-lyrischer Abend mit Schumanns „Dichterliebe“

„Fritz Wunderlich und die Dichterliebe“ ist ein musikalisch-lyrischer Abend am Donnerstag, 15. September, 19 Uhr, ebenfalls im Horst-Eckel-Haus Katrin Bibiella überschrieben. Auf dem Programm steht Robert Schumanns „Dichterliebe“ opus 48. Zusammen mit Doriana Tchakarova (Klavier) und Magnus Dietrich (Tenor) rezitiert die Literaturwissenschaftlerin und Kirchenmusikerin aus Oppenheim aus ihrem Gedichtband „Seele ist ein gesungenes Wort“, das in enger Beziehung zum lyrischen Tenor Wunderlich steht.

Für Freitag, 16. September, 19 Uhr, ist in der Aula des Horst-Eckel-Hauses das Abschlusskonzert der Teilnehmer des Meisterkurses geplant. Das Programm steht noch nicht fest. „Das ist jedes Jahr wieder eine Überraschung, eine schöne Überraschung“, freut Ingrid Hirschberger darauf.

Den Höhepunkt der Fritz-Wunderlich-Tage markiert zum Abschluss am Samstag, 17. September, ab 19 Uhr, ein Konzert der Preisträger in der Fritz-Wunderlich-Halle. Begleitet werden sie von Liviu Petcu am Klavier.

Die 1986 gegründete Fritz-Wunderlich-Gesellschaft mit aktuell rund 300 Mitgliedern hatte die Musiktage in Kusel 2015 für junge Berufssänger des klassischen Fachs ins Leben gerufen, um das Erbe ihres Namensgebers zu würdigen. Ziel sei auch, Fritz Wunderlich bei jüngeren Leuten bekannter zu machen. „Das haben wir erreicht“, resümiert Germain: „Fritz Wunderlich ist ein Begriff an den Musikhochschulen.“

Die Preisträger

Katja Maderer studiert an der Musikhochschule München und ist unter anderem Preisträgerin des Kulturpreises des Landkreises Passau, der Konzertgesellschaft München. Zudem gewann sie den dritten Preis in der Juniorkategorie beim Bundeswettbewerb Gesang Berlin. Zuletzt interpretierte die Sopranistin die Soli in Johannes Brahms’ „Deutschem Requiem“ sowie in Joseph Haydns „Nelsonmesse“ und spielte auch die Pamina in Mozarts „Zauberflöte“.

Julie Catherine Eggli stammt aus der Schweiz und studiert ebenfalls in München. Die Mezzosopranistin singt regelmäßig in der Schweiz, Frankreich und Deutschland und war unter anderem im Rahmen der Kammerkonzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und der Schwetzinger Festspiele zu hören.

Mareike Zorko stammt aus Hannover und studiert aktuell in Freiburg. Sie sang dort schon die „Peronella“ in Franz von Suppès „Boccaccio“ sowie die „Friend“ in Gian Carlo Menottis „Amelia goes to the Ball“. Sie ist Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbands und engagiert sich sehr für Alt-Stimmen.

Als einziger männlicher Preisträger wählte die Fritz-Wunderlich-Gesellschaft den niederösterreichischen Bariton Tobias Lusser aus. Gesangsunterricht erhielt er bereits in der Schulzeit, zu der er parallel am Konservatorium für Kirchenmusik St. Pölten Gesang und Orgel studierte. Solistische Tätigkeiten führten ihn ins Schlosstheater Schönbrunn, das Wiener Konzerthaus und das Festspielhaus St. Pölten. Er arbeitete bereits mit den Münchener Symphonikern. Aktuell studiert er in München.

Serafina Starke, die schon im vergangenen Jahr ausgewählt wurde, war jüngst bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Die Sopranistin gewann zahlreiche Preise bei Wettbewerben, unter anderem mehrere erste Bundespreise bei „Jugend musiziert“. Sie studierte am Mozarteum Salzburg und setzt ab Oktober ihr Studium in München fort.

Termine

Sonntag, 11. September, 19 Uhr: Dozentenkonzert mit Thomas Heyer, Marina Unruh und Klaus Bernhard Roth in der Aula des Horst-Eckel-Hauses.

12. bis 16. September: Meisterkurs mit Thomas Heyer im Horst-Eckel-Haus. Hierzu ist Publikum ab Dienstag, 13. September, täglich von 17 bis 18.30 Uhr zugelassen.

Donnerstag, 15. September, 19 Uhr: Musikalisch-lyrisches Konzert mit Katrin Bibiella, Doriana Tchakarova und Magnus Dietrich. Im Horst-Eckel-Haus.

Freitag, 16. September, 19 Uhr: Abschlusskonzert der Teilnehmer des Meisterkurses im Horst-Eckel-Haus.

Samstag, 17. September, 19 Uhr: Konzert der Preisträger in der Fritz-Wunderlich-Halle. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Tenor Thomas Heyer von der Musikhochschule Frankfurt ist ebenfalls Dozent.
Tenor Thomas Heyer von der Musikhochschule Frankfurt ist ebenfalls Dozent.
x