Kreis Kusel Aufstieg als Abschiedsgeschenk

BRÜCKEN. „Wär’ halt ein ganz schöner Abschied...“: Schwingt da so ein bisschen Wehmut mit, wenn Jens Müller auf den kleinen Rest schaut, der von der Runde noch übrig ist? Am 21. Mai beendet der Brücker ein wichtiges Kapitel: Nach 21 Jahren am Ball wird er die Fußballschuhe sicherlich nicht einmotten, aber das siebte Jahr als Trainer soll sein letztes sein. Und was wäre da schöner, als noch mal einen Titel zu feiern? Oder wenigstens den Aufstieg? Soll das gelingen, muss der SV Brücken morgen (13.15 Uhr) beim SV Mackenbach II gewinnen.

Es ist eine dieser Partien, die man gemeinhin gern als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnet. Natürlich gibt es nur drei Zähler zu holen – doch ist der SV Mackenbach II eine jener fünf Mannschaften, die sechs Spieltage vor Schluss noch in der Verlosung sind. Auf Rang fünf rangiert der SV Spesbach, Müllers persönlicher Geheimtipp. „Die haben den SV Steinwenden II geschlagen, die können uns noch sehr gefährlich werden.“ Vorgestern Abend haben besagte Spesbacher – trainiert vom ehemaligen Trainer des SV Nanz-Dietschweiler, Wolfgang Lang – ihr Nachholspiel beim SV Miesau 6:1 gewonnen. Und A-Klasse-Absteiger SV Steinwenden II hat durch einen 8:1-Erfolg bei Rodenbach II wieder die Führung übernommen, den SV Bann überrundet. Der SVS hat 54 Zähler, Bann auf Rang zwei 52. Spesbach als Fünfter hat 48, Mackenbach II 50. Und dazwischen finden sich die Karstwälder, die bislang 51 Punkte angehäuft haben. Aber: Müllers Mannschaft hat noch ein Spiel in der Hinterhand. Drei Punkte aus der noch nachzuholenden Partie gegen die SG Lambsborn/Bechhofen eingerechnet, läge der SVN mit Steinwenden gleichauf. „Es ist spannend da oben, und so wird es, wie ich das sehe, auch bis Saisonende so bleiben“, sagt Müller voraus. „Ich gehe mal davon aus, dass alle noch stolpern und Punkte liegen lassen.“ Begradigt wird die Tabelle am Mittwoch, 4. Mai. Die ersten Tage im Wonnemonat könnten über Wohl und Wehe bei der Titelvergabe in der Südstaffel entscheiden. Denn am Sonntag zuvor, am Maifeiertag, reisen die Brücker nach Steinwenden. „Gut, dass wir die noch vor uns haben. So bleibt es in unserer Hand“, freut sich der Coach, mit seiner Truppe zumindest momentan noch nicht auf Schützenhilfe angewiesen zu sein. Zu Pfingsten 2014 hatten die Brücker in einer Abstiegsrunde dreier A-Klasse-Teams das Nachsehen gehabt. Glan-Münchweiler und Nanz-Dietschweiler II hatten gefeiert, Müller nach der dritten, entscheidenden Partie damals in Ramstein Tränen vergossen. Die einst glorreichen Karstwald-Fußballer schienen am Tiefpunkt angelangt. Mit dem angepeilten Wiederaufstieg hatte es nicht gereicht. „Wir müssen auch jetzt nicht unbedingt, es herrscht kein Druck“, sagt Müller. Die Welt geht nicht unter, falls der Klub in der B-Klasse bleiben sollte. Allerdings wäre für den SVB – anders als für einige andere Vereine – die A-Klasse um einiges attraktiver: Derbys sind Mangelware in der B-Klasse Süd, wenn jetzt noch die SG Gries/Steinbach verschwindet, ist außer der Waldmohr-Dunzweilerer Zweiten keiner mehr aus der direkten Umgebung da. Da wären sportliche Auseinandersetzungen mit dem TuS Schönenberg oder dem TuS Glan-Münchweiler doch um einiges publikumsträchtiger. Soll es nach oben gehen, muss die Elf morgen was holen. Gar nicht so leicht bei einem Team, dessen personelle Struktur immer ein wenig von der Ersten, der Landesliga-Mannschaft, beeinflusst wird. Jens Müller ist nicht bange: Er hat seine Leute weitgehend an Bord. Nur der verletzte Patrick Leibrock und der von Grippe noch nicht ganz genesene Jörn Müller werden fehlen. Das Team wird wohl auch in der kommenden Saison zusammenbleiben – gleich in welcher Klasse. Müller aber sagt – zumindest als Trainer – Adieu. Als 17-Jähriger hat er in der Brücker Ersten Premiere gefeiert. Seither war er 20 Spielzeiten am Ball – nie in einem anderen Trikot. Schluss? „Ich glaube nicht, da es ja personell immer etwas hakt.“ Müller will allerdings „etwas kürzer treten“. Am liebsten natürlich in der A-Klasse. (cha)

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